Rund 350.000 Menschen kommen alljährlich auf dem Wasserweg in die Bundeshauptstadt, Tendenz steigend. Weltweit gibt es Kritik daran, dass sie die Sightseeing-Hotspots verstopfen, nur kurz bleiben und wenig Geld in der Stadt lassen. Die Branchenvertreterin der Wiener Fremdenführer in der Wiener Wirtschaftskammer, Gerti Schmidt, widerspricht. Kreuzfahrtgäste seien nämlich oft sehr wohl lukrative Gäste, beteuerte sie. Zu sagen, das bringe der Stadt nichts, sei falsch: „Das sind ja keine Heuschrecken, die einfallen.“
Aufenthaltszeiten werden länger
Sie wolle derart negative Bilder entkräften. Das ist laut Schmidt nicht zuletzt deswegen möglich, weil die Besucherinnen und Besucher immer mehr Zeit zur Verfügung haben: „Die Aufenthaltszeiten werden länger.“ Dieser Trend führe dazu, dass Schiffe bis zu zwei Tage in Wien liegen. Die Gäste würden viel Gelegenheit haben, Geld auszugeben – was sie auch täten. Wie Schmidt berichtete, wird immer öfter auch darauf verzichtet, das Mittagessen auf dem Schiff einzunehmen. Viele Reisende würden sich nach Restaurants bzw. Cafes erkundigen.
Nicht wenige Kreuzfahrtgäste würden auch in Wien übernachten, berichtete Schmidt. Das sei etwa der Fall, wenn eine Cruise in der Bundeshauptstadt beginne – und einige Tage vorher bereits angereist werde. Ähnlich sei auch die Situation bei Kreuzfahrten, die in Wien endeten. Auch hier würden oft einige Tage in der Stadt angehängt.
Gäste kommen wieder
Nicht zuletzt gebe es immer wieder Menschen, die nach einer Kurzvisite in Wien beschließen würden, für einen längeren Aufenthalt wiederzukommen. Hier sei eine gelungene Stadtführung natürlich von Bedeutung, gab sie zu bedenken. Eine derartiges „Teaser“-Erlebnis könne zu einem neuerlichen Besuch bewegen.
Schmidt verwies zudem auf die Landegebühren und die Bedeutung des Geschäfts für Busunternehmen. Auch die Reedereien „shoppen“ offenbar gerne in Wien. Hier werde etwa oft Wasser gebunkert, da dessen Qualität sehr gut sei. Auch bei Wäschereien, beim Großgrünmarkt oder bei Bäckereien werde eingekauft, berichtete die Kammervertreterin.
Runder Tisch zu Innenstadttouristen
„Natürlich kann man immer etwas verbessern“, sagte Schmidt. Tatsächlich seien „Staus“ in den wichtigsten innerstädtischen Straßenzügen vorprogrammiert, wenn alle zur gleichen Zeit in die gleiche Richtung wollten. Sie plädierte für einen Runden Tisch mit Reisebüros, Reiseveranstaltern, dem Wien-Tourismus und der Politik, um hier etwa eine bessere Verteilung zur ermöglichen.