Touristen in der Hitze
ORF.at/Christian Öser
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Tourismus

Wer Wien trotz Hitze besucht

Italiener, Amerikaner, Franzosen: Am Stephansplatz geht ein echter Wiener unter den Touristen schon mal unter. Was diese dazu bewegt, Wien trotz der Sommerhitze zu besuchen, hat eine Gästebefragung herausgefunden.

Letztes Jahr haben rund 7,5 Millionen Menschen Wien besucht, in Zukunft werden es voraussichtlich noch mehr sein. Wer nach Wien reist und wieso, hat eine Umfrage von Wien Tourismus untersucht, die in den vergangenen beiden Jahren 2.700 Gäste online befragt hat. Ihr zufolge ist der typische Wiener Urlaubsgast aus Deutschland, 45 Jahre alt, auf Pärchenurlaub und klappert die städtischen Sehenswürdigkeiten ab. Ein Partyhotspot scheint Wien nicht zu sein, nur 15 Prozent der Besucherinnen und Besucher sind zwischen 14 und 29 Jahre alt.

Die zweitgrößte Touristengruppe nach den Deutschen, in Bezug auf die Nächtigungen, sind die Österreicherinnen und Österreicher selbst. Von den rund sieben Millionen, die nicht aus Wien kommen, haben im vergangenen Jahr rund 1,6 Millionen die Bundeshauptstadt besucht. Diese haben insgesamt etwa drei Millionen Nächte in Wien verbracht. Die drittgrößte Besuchergruppe hat im Vergleich mit den beiden davor mit Abstand den längsten Weg. Rund 413.000 US-Amerikaner haben sich im Vorjahr für den Wienbesuch ins Flugzeug gesetzt, danach folgen wieder europäische Besucher, nämlich Briten, Italiener und Spanier.

Touristen bei einem Trinkbrunnen
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Bei gratis Trinkwasser rückt die Karlskirche schon einmal in den Hintergrund

Höchste Besucherzahlen im Sommer

Die Hitze hält die Touristen nicht vom Wienbesuch ab, meint Andrea Zefferer, Pressesprecherin von Wien Tourismus: „Im Juli und August sind sogar die stärksten Monate, wenn auch nicht mit großem Abstand. Die Grünflächen sind Wiens Vorteil, zudem bedeutet die Hitze, dass es auch laue Sommernächte gibt.“ Die meisten Besucher fliegen auf Wien, rund 45 Prozent reisen mit dem Flugzeug an. Dagegen sind nur wenige mit dem Rad nach Wien gekommen, nur ein Prozent der Befragten hat sich sportlich nach Wien bewegt.

Auch wenn die beliebtesten Wiener Gerichte mit Schnitzel, Sachertorte oder Mannerschnitten nicht förderlich für die Figur sind – die Linie rückt beim Wienbesuch offenbar in den Hintergrund, denn 46 Prozent der Besucherinnen und Besucher probieren typische Speisen und Getränke. Rund die Hälfte der befragten Urlaubsgäste stattet Kaffeehäusern einen Besuch ab.

Der Grund für den Wienbesuch scheint jedoch nicht allein die Kulinarik zu sein: 74 Prozent kommen, um die kulturellen Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Sehr beliebt sind der Stephansdom, das Schloss Schönbrunn, der Tiergarten Schönbrunn und das kunsthistorische Museum.

Gastfreundschaft statt Grant

Ein weiterer Grund für den Wienbesuch ist die Neugier, so Zefferer: „Wien ist dieses Jahr erneut zur lebenswertesten Stadt der Welt gewählt worden. Viele Menschen wollen wissen, was Wien so lebenswert macht.“ Auch das Kultur- und Musikangebot locke viele Gäste an. „Wir haben ein Kulturangebot, das einer Vier-Millionen- und nicht einer Zwei-Millionen-Einwohnerstadt entspricht. Für diese große kulturelle Vielfalt sind auch Touristen notwendig, da sie diese mitfinanzieren.“

Trotz des berühmten Wiener Grants sehen 44 Prozent der Befragten Wien als gastfreundlich an. Für warmherzig reicht es dann aber nicht, diese Eigenschaft rangiert weiter unten bei den Eigenschaften, die Wien zugewiesen werden. Ob es das Schnitzel oder der Steffl ist, der die Besucher und Besucherinnen wieder nach Wien lockt, ist unklar. Die meisten zieht es erneut nach Wien, ein Viertel der Gäste fast jährlich oder mehrmals jährlich. Dreißig Prozent kommen zum zweiten Mal oder alle paar Jahre.

Dass weniger als die Hälfte der Touristen zum ersten Mal nach Wien kommt, trage dazu bei, dass sich die Touristen verteilen würden. „Leute, die zum ersten Mal kommen, werden in den ersten Bezirk fahren“, meint Zefferer, „aber bei den anderen besteht auch das Interesse, andere Orte kennenzulernen. Diese wollen wir bewerben und so den Tourismus entflechten.“