Wiener Rathaus, Großer Festsaal
Wiener Schachverband/Betti Plach
Wiener Schachverband/Betti Plach
Chronik

20 Großmeister gegen Schach-Amateure

In einem Saal voller Leute ist es meist laut. Nicht aber, wenn darin 900 Personen Schach spielen. Im großen Festsaal des Rathauses wird es die nächsten Tage also ruhig werden, denn dort findet ab heute das Vienna Chess Open statt.

450 Schachbretter, an denen sich 900 Spielerinnen und Spieler gegenübersitzen und ebenso viele Könige beschützen: Im großen Festsaal des Wiener Rathauses duellieren sie sich beim Vienna Chess Open acht Tage lang. Weil der Andrang so groß war, und für mehr als 900 Personen im Saal kein Platz ist, finden auch in den Nebenräumen Schachpartien statt. Vier bis fünf Stunden dauern sie jeweils und verlangen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einiges an Durchhaltevermögen ab.

Der Großteil von ihnen hat einen Flug, eine Zug- oder eine Autofahrt hinter sich, denn die Schachspielerinnen und Schachspieler kommen aus fast 60 Staaten zu dem vom Wiener Schachverband veranstalteten Turnier nach Wien. „Es reisen Leute aus Ländern wie Indien, China, Australien, USA und Kanada an, um dabei zu sein“, erzählt Johann Pöcksteiner, Präsident des Schachverbands. „Das Event ist eines der größten offenen Schachturniere. Hier kämpfen Leute am Brett hart gegeneinander, aber schließen auch Freundschaften.“

Wiener Rathaus, Großer Festsaal
Wiener Schachverband/Betti Plach
Auf Gewinnerinnen und Gewinner warten Geldpreise bis zu 2.500 Euro und Sachpreise

Vereinsspieler gegen Profis

Bereits zum 21. Mal sitzen sich beim Vienna Chess Open dieses Jahr Schachbegeisterte gegenüber. Dieses Jahr sind viele junge Spielerinnen und Spieler dabei und auch der Anteil an Frauen ist gestiegen, so Pöcksteiner. „Sonst waren rund fünf Prozent der Teilnehmenden Frauen, dieses Jahr sind es etwa 13 Prozent.“

Die meisten der Spielerinnen und Spieler sind Mitglieder in Schachvereinen und haben bei dem Turnier die Chance, gegen 20 Großmeister und über 30 internationale Meister zu spielen. „Dass Vereinsspieler auf Profis treffen können, macht den Reiz eines offenen Turniers aus“, sagt Pöcksteiner, „es ist auch schon vorgekommen, dass Hobbyspieler Großmeister geschlagen haben.“

Wien als Schachhauptstadt

Rund um das offene Schachturnier gibt es auch ein Rahmenprogramm, bei dem die Teilnehmenden die Stadt aus schachhistorischer Perspektive kennenlernen können. „Wien war Anfang des 19. Jahrhunderts die Schachhauptstadt und der Wiener Wilhelm Steinitz der erste Schachweltmeister“, meint Pöcksteiner. Im Rahmen einer Stadttour wird unter anderem das Cafe Central besucht, das lange Zeit eine Impulsstätte für Schach gewesen sei.

Doch nicht nur auf die Vergangenheit des Schachspiels in Österreich, auch auf die Gegenwart soll aufmerksam gemacht werden. „Wir wollen Wien durch das Turnier als Schachmetropole etablieren“, sagt Pöcksteiner. Insgesamt gibt es in Wien rund 2.000 Spielerinnen und Spieler in Vereinen. „Die Schachszene in Wien könnte und sollte größer werden. An über 200 Volksschulen gibt es Schach als Freifach. Unser Ziel ist es, dass die Kinder, die an den Schulen Schach spielen, später im Verein weiterspielen.“

Freier Eintritt für Besucher

Die besten Spielerinnen und Spieler der heimischen Schachszene werden sich nicht nur beim Turnier, sondern auch bei den österreichischen Staatsmeisterschaften duellieren. Diese finden das erste Mal im Rahmen des Vienna Chess Open im Rathaus statt.

Wer bei den Partien zuschauen und sich vielleicht auch etwas abschauen möchte, kann das Turnier bei freiem Eintritt besuchen. Die besten Schachpartien können auf Video-Wänden im Rathaus verfolgt werden. Wer lieber daheim bleiben möchte, kann sie auf der Website von Vienna Chess Open streamen.