Künstlerinnen und Künstler tanzen auf der Bühne während des Impulstanz-Festivals
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Kultur

Produktionsbüro will Tanzszene vernetzen

Wien präsentiere sich während des ImPulsTanz-Festivals zwar als internationale Tanzmetropole, doch die Arbeitsverhältnisse in der österreichischen Tanzszene seien nicht immer einfach, meinen die „Groundworkers“. Das Produktionsbüro will die Szene besser vernetzen.

Das erste österreichische Produktionsbüro für zeitgenössischen Tanz bemängelt die Arbeitsstrukturen, zu kurze Spielzeiten und das alltägliche „Schaffensrad“. Um dem Abhilfe zu schaffen, hat ein Trio bestehend aus Simon Hajos, Angela Vadori und Kira Koplin im Jänner die „Groundworkers“ gegründet. Alle Drei bringen mehrjährige Erfahrung mit, Vadori etwa als Produktionsleiterin für zeitgenössische Performances. Koplin hat sich als Produzentin im Bereich der freien Künste selbstständig gemacht, und Hajos bringt seine Kenntnisse aus der PR-Branche sowie als Produktionsmanager für Theater und Performance ein.

Kunstschaffende bei Arbeit unterstützen

Zusammen fordern sie mehr Interesse vonseiten der Politik für Vernetzungsarbeit innerhalb der Szene. Als Produktionsbüro wollen sie im Bereich des zeitgenössischen Tanzes Künstlerinnen und Künstler sowie Institutionen bei ihrer Arbeit unterstützen und ihnen über Landesgrenzen hinweg eine Möglichkeit zur Präsentation bieten.

Künstlerinnen und Künstler tanzen auf der Bühne während des Impulstanz-Festivals
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Mit dem ImPulsTanz-Festival sei Wien zwar internationale Tanzmetropole – abseits davon fehlt es aber an Vernetzung

Sie orten einen Bedarf nach Servicestellen, die Kreative im Tanzsektor bei Produktion, Administration, Touring bis hin zur Pressearbeit unterstützen. Derzeit gebe es in Österreich zwar einzelne Stellen, die Hilfe anbieten würden, doch seien diese meist auf einen Bereich spezialisiert. Es fehle jemand, der den Kunstschaffenden bei allen Arbeitsschritten zur Seite steht.

Szene unter Produktionszwang

Um diesen Mangel zu beheben, sei Verständnis vonseiten der Politik nötig, aber auch generell ein „großer Plan“ für die freie Tanzszene. Zum Aufbau entsprechender Strukturen benötige man mehr finanzielle Mittel. Hierzulande bestehe der Tanzsektor größtenteils aus Einzelkämpfern, kritisiert Hajos: „Man merkt, wenn jeder alles alleine macht, funktioniert das langfristig nicht.“

Viele in der Szene seien bemüht, von Produktion bis zur PR alles selbst zu erledigen. Vor allem junge Kunstschaffende seien damit häufig überfordert. Aber auch kleinen Ensembles falle es aus ressourcentechnischen oder finanziellen Gründen oft schwer, allen Aufgaben nachzukommen.

Die Szene stehe zudem häufig unter Produktionszwang, was sich auf die Qualität der Arbeiten auswirken könne. „Wir wollen nicht, dass zweimal im Jahr produziert wird, sondern dass Sachen auch öfter gezeigt werden, dass man nicht in diesem ständigen Schaffensrad steckt“, meint Vadori. Es werde nicht als wichtig erachtet, eine gute Arbeit lange zu zeigen, sondern man fühle sich verpflichtet, ständig neue Aufführungen im Angebot zu haben.

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Performances würden zu selten aufgeführt werden, kritisieren die „Groundworkers“

Berliner Vorbild

Auch im europäischen Vergleich orten die „Groundworkers“ zu wenig Zusammenarbeit. „Man kann der österreichischen Tanzszene nicht erst seit gestern den Vorwurf machen, dass sie sich hermetisch abgeschlossen anfühlt“, so Koplin: „Schaut man zum Beispiel in die Schweiz oder nach Deutschland, sieht man, dass dort schon länger erkannt wurde, wie wichtig die internationale Vernetzung ist.“

Eines der Vorbilder seien die Berliner Kollegen von „Ehrliche Arbeit“, die seit 2006 umfassende Konzepte mit Künstlerinnen und Künstlern realisierten. Und mit Blick in die Schweiz werde deutlich, wie ein zukunftstaugliches Fördermodell aussehen könne: Die Stiftung „Pro Helvetia“ unterstütze auch Produktionsbüros mit Zuschüssen.

Fördertöpfe greifen nicht weit genug

Zwar gebe es hierzulande Fördertöpfe wie diejenigen des Kulturministeriums („Dance On Tour“) oder der Kulturabteilung der Stadt Wien, diese konzentrierten sich aber vor allem auf Reisekostenzuschüsse oder inländische Gastspiele. Was fehle, sei ein umfassendes Konzept, um die Nachhaltigkeit von Produktionen zu gewährleisten.

Damit sich Österreich stärker vernetzt, arbeiten die „Groundworkers“ weiter daran, ihre Reichweite auszubauen. Mit „We Bodies“ gibt es zusammen mit Teresa Vittucci, Michael Turinsky und Claire Vivianne Sobottke die erste internationale Produktion. Diese wurde bereits in Zürich und Basel aufgeführt, im Oktober findet im WUK die Österreichpremiere statt.