Eines der Bilder des Projekts „Out There“
Laussegger/Lahtinen
Laussegger/Lahtinen
Kultur

Altes Landgut: Kunst statt Büros

Hotels, Büros und Restaurants hätten da stehen sollen, wo heute Wiese ist. Frühere Bauvorhaben beim Alten Landgut in Favoriten sind auf Eis gelegt. Jetzt bietet die Fläche Platz für eine Ausstellung zum Thema „Landschaften“.

Das Alte Landgut hat täglich eine große Zahl temporärer Besucher und Besucherinnen. Auf dem Weg in die Stadt fahren sie mit dem Auto vorbei oder spazieren zur U1. Zum Verweilen lädt der Ort die Wenigsten ein, denn außer Grashalmen ist dort bisher nicht viel gestanden. Seit Juni hat die Wiese Nachbarschaft, denn vierzehn Bilder auf Bauzaungittern machen sich auf ihr breit. Miriam Laussegger und Joonas Lahtinen haben sie dort aufgestellt. Die Fotografien und Fotomontagen sind Teil ihres Projekts „out there“.

Schleuse von A nach B

„Mit dem Projekt wollen wir Landschaften in bestehende Landschaften hineinsetzen“, erzählt Laussegger. „Es ist etwas Anderes, ein Kunstwerk in einer Ausstellung zu zeigen als im öffentlichen Raum. Ein Kunstwerk macht etwas mit der Umgebung und die Umgebung mit dem Kunstwerk.“ Das Alte Landgut sei ein „Nicht-Ort“, eine Schleuse, die dazu gedacht ist, Leute von A nach B zu bringen, aber kein Ort, an dem man sich aufhält. Dieses Spannungsfeld mache das Alte Landgut zu einem interessanten Ort für eine künstlerische Intervention.

Fotostrecke mit 4 Bildern

Eines der Bilder des Projekts „Out There“
Laussegger/Lahtinen
Das Projekt „out there“ besteht aus drei Ausstellungen am alten Landgut
Eines der Bilder des Projekts „Out There“
Laussegger/Lahtinen
Das Thema der ersten Ausstellung sind Orte, Landschaften und Sehgewohnheiten
Eines der Bilder des Projekts „Out There“
Laussegger/Lahtinen
Die Bilder sollen die Betrachter und Betrachterinnen zum Nachdenken über Wahrnehmungsmuster anregen
Eines der Bilder des Projekts „Out There“
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Die Bilder von Miriam Laussegger und Joonas Lahtinen sind noch bis 4.9.2019 zu sehen, danach folgt die zweite Ausstellung

Dabei hätte das Alte Landgut ein „Ort“ werden sollen, an dem Menschen morgens ins Büro gehen, mittags in Lokale einkehren und abends heimgehen. Die Stadt Wien wollte vor fünf Jahren Bürotürme und Geschäfte dort stehen sehen, die ASFINAG ihre Konzernzentrale. Wer bei der U-Bahn-Station „Altes Landgut“ aussteigt, dem wird aber sofort klar, dass daraus nichts geworden ist.

Keine Pläne für die Zukunft

Der Büromarkt in Wien sei übersättigt, Nachfrage nicht genügend vorhanden, begründete die ASFINAG den Abbruch des Projekts. Nach dem Ende dieses Vorhabens war längere Zeit ein Busbahnhof beim Verteilerkreis im Gespräch, der Bezirk Favoriten verhinderte ihn. Dazu, wie das Alte Landgut in Zukunft aussehen soll, gibt es keine Pläne, heißt es seitens des Bezirks.

Dass es keine Vorhaben gibt, ist ein wesentlicher Grund, wieso im Moment vierzehn große Bilder dort stehen. „Großstädte wie Wien sind durchgeplant“, meint Lahtinen. „Die meisten Orte haben eine Funktion. Das Alte Landgut ist noch nicht durchkonzipiert, und das finden wir spannend. Man weiß nicht, wie es dort aussehen wird in fünf oder zehn Jahren. Leute, die dort jeden Tag vorbeigehen, sollen die Bilder dazu anregen, sich Gedanken über den Ort und seine Zukunft zu machen.“

Zwei Ausstellungen folgen

Das Projekt bezieht sich aber nicht nur auf das Alte Landgut. „Landschaften betreffen jeden von uns“, sagt Laussegger. „Im öffentlichen Raum sind Landschaftsräume oft Collagen. Tankstellen, Häuser und andere Gebäude sind oft ungeplant aneinandergereiht und dadurch ergeben sich spannende Kombinationen. Wir wollen zum Reflektieren darüber ermutigen.“

Die Ausstellung von Miriam Laussegger und Joonas Lahtinen ist die erste Phase des von ihnen initiierten Projekts „out there“. Bis 4. September sind ihre Bilder noch zu sehen, dann werden sie mit Bildern zweier anderer Künstlerinnen ausgetauscht. Am 3. Oktober geht „out there“ dann erneut mit neuen Werken in die finale Phase. Unterstützt wird das Projekt von der ASFINAG und der Stadt Wien, die es mit 25.000 Euro fördert.