Politik

Viele gute Erinnerungen an Hundstorfer

Der Tod des ehemaligen Sozialministers Rudolf Hundstorfer wird nicht nur in dessen eigener Partei, der SPÖ, betrauert. Würdigende Worte kamen heute von der Staatsspitze und allen Parteien bis hin zu Caritas und Seniorenbund. Bundespräsident Alexander Van der Bellen würdigte Hundstorfer als „heiteren, umgänglichen Menschen.“

Van der Bellen sprach von Hundstorfer als Menschen, „mit dem ich jeden Austausch sehr geschätzt habe, auch während unserer gemeinsamen Kandidatur zur Präsidentschaft“. Er habe öffentliche Funktionen immer mit höchster Kompetenz und großer sozialer Verantwortung wahrgenommen. „Hundstorfer war ein umgänglicher und heiterer Mensch, der mit allen reden konnte, mit Arbeiterinnen und Arbeitern genauso wie mit Spitzenpolitikerinnen und -politikern“, so der Bundespräsident.

Schwarze Fahne beim Rathaus
ORF
Trauer auch im Wiener Rathaus – die schwarze Fahne in Erinnerung an Rudolf Hundstorfer

SPÖ erinnert an seine „Kraft“ und den „Wiener Schmäh“

„Mit Rudolf Hundstorfer verlieren wir einen großen Sozialdemokraten und wahren Menschenfreund, der unschätzbar Wichtiges zur Verbesserung des Lebens der Menschen geleistet hat“, sagten SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner und SPÖ-Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda in einem gemeinsamen Statement. Mit ihm verliere die sozialdemokratische Familie „einen wichtigen Mitstreiter und einen Freund, der uns sehr fehlen wird“.

Tief betroffen zeigte sich auch der stellvertretende SPÖ-Klubvorsitzende Jörg Leichtfried, der Hundstorfers Familie und Angehörigen tiefes Beileid aussprach. „Seine Kraft und Stärke, sein typischer Wiener Schmäh, seine Solidarität werden fehlen“, meinte er.

Michael Ludwig: „Miteinander stand im Vordergrund“

Wiens Bürgermeister Michael Ludwig sprach sein Mitleid insbesondere Hundstorfers Familie aus. Im ORF-Interview betonte der SPÖ-Stadtchef weiters, dass Wien mit Hundstorfer einen „umtriebigen Politiker verliert, der für die Stadt über viele Jahrzehnte gewirkt hat“. „Er war ein großer Sozialpartner, er hat mit großer Vehemenz die Interessen der Beschäftigten vertreten, aber er hat immer gewusst, dass man auch mit anderen in der Gesellschaft verhandeln muss und auch andere nicht über den Tisch ziehen soll. Er war immer für ein soziales Klima, wo das Miteinander im Vordergrund gestanden ist“, so Ludwig.

Rudolf Hundstorfer: Ein Rückblick

Rudolf Hundstorfer schaffte es vom einfachen Floridsdorfer Arbeiterkind in höchste Positionen der Republik. Er hat sich dabei einen positiven Zugang zu den Menschen und seinen Humor bewahrt.

Auch Wiens Vizebürgermeisterin Birgit Hebein von den Grünen, der SPÖ-Rathausklub und die SPÖ-Landesparteien trauerten. Ebenso die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures. „Rudi Hundstorfer hat den ÖGB im Jahr 2006, in einer wirklichen schwierigen Zeit, als Präsident übernommen und damit große Verantwortung bewiesen“, erinnerte sich ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian an einen Freund, der sich auch nach dessen Zeit als ÖGB-Präsident und Sozialminister immer für das Wohl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eingesetzt habe. Auch ÖGB-Vizepräsident und Christgewerkschafter Norbert Schnedl zeigte sich bestürzt.

„Offen für Dialog, trotz unterschiedlicher Zugänge“

„Rudolf Hundstorfer hat sich um unser Land besonders verdient gemacht“, schrieb Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein in ihrem Statement an die APA. Der verstorbene Sozialminister habe „über Jahrzehnte auf Landes- und Bundesebene in verschiedenen öffentlichen Funktionen den Ausgleich ins Zentrum seiner Tätigkeit gestellt und im Sinne der Sozialpartnerschaft das Miteinander gestärkt“. Sozialministerin Brigitte Zarfl ehrte „einen der profiliertesten Sozialpolitiker der Zweiten Republik“.

Rudolf Hundstorfer
APA/HERBERT P. OCZERET
Rudolf Hundstorfer verstarb am Dienstag unerwartet im 68. Lebensjahr

Als „offen für den konstruktiven Dialog, auch wenn die Zugänge manchmal unterschiedliche waren“, beschrieb Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) den verstorbenen SPÖ-Politiker. „Ich durfte ihn als einen wahrhaften Arbeitnehmervertreter kennenlernen, der im besten Sinne zutiefst von einem sozialpartnerschaftlichen Umgang geprägt war.“ Mit Hundstorfer habe man einen engagierten Sozialpolitiker, der für seine Sachlichkeit und ergebnisorientierte Arbeit geschätzt wurde, verloren, so ÖVP-Klubchef August Wöginger.

Für Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl war Hundstorfer „ein Gewerkschafter und Politiker mit Herz“, der stets mit großer Leidenschaft für die Interessen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gearbeitet habe. Als einstiger ÖGB-Präsident und Sozialminister werde er „überall Spuren hinterlassen, die von seiner Hingabe für eine gerechte Arbeitswelt zeugen“.

Lobende Worte aus der Wirtschaft: „unendlich dankbar“

Als damaliger Sozialminister habe Hundstorfer einen großen Anteil daran, dass Österreich die große Krise von 2008/09 ohne massenhafte Kündigungen überwinden konnte, sagte der damalige Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl zur APA. Dafür sei er ihm auch heute noch „unendlich dankbar“. Hundstorfer habe einen wesentlichen Anteil daran, dass Österreich heute besser dastehe als andere Länder.

Betroffenheit herrschte bei allen Parteien. „Wir haben Rudolf Hundstorfer bei allen politischen Gegensätzen menschlich und fachlich sehr geschätzt“, meinten FPÖ-Obmann Norbert Hofer und der geschäftsführende FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl. „Rudi war ein Sozialdemokrat der alten Schule“, würdigte die JETZT-Abgeordnete und frühere Parteikollegin Daniela Holzinger den Verstorbenen.

Auch NEOS und Grüne reagierten betroffen. Trauerbekundungen kamen außerdem aus mehreren Gewerkschaften, dem Österreichischen Seniorenbund, der Caritas und der Volkshilfe Wien, dessen Vorsitzender Hundstorfer seit 2018 war.

Sport verliert Präsidenten

Hundstorfer war seit 2016 auch Präsident der Bundes-Sportorganisation (BSO). „Mit Rudolf Hundstorfer verliert der heimische Sport und die Politik eine große Persönlichkeit und einen unermüdlichen Arbeiter. Er hat sein Amt als BSO-Präsident mit großem Engagement ausgefüllt“, hieß es in einer Stellungnahme von ÖOC-Präsident Karl Stoss. ÖFB-Präsident und BSO-Vizepräsident Leo Windtner verwies wie viele andere ebenfalls auf die Handschlagqualität des Verstorbenen.

Die Sportunion teilte in einer Aussendung mit, dass sie das plötzliche Ableben von Hundstorfer wie „ein Schlag getroffen“ habe. „Er hatte immer ein offenes Ohr für das, was der österreichische Sport und all seine Vereine brauchen und für dieses Engagement gilt ihm unser großer Dank“, wurde Sportunion-Präsident und BSO-Vizepräsident Peter McDonald in einer Aussendung zitiert.

Digitales Kondolenzbuch eingerichtet

Die Bestattung Wien hat für Rudolf Hundstorfer ein digitales Kondolenzbuch online gestellt. Die Einträge sollen gesammelt und der Familie des Verstorbenen nach Abschluss der Trauerfeierlichkeiten in Buchform übergeben werden. Ein Termin für die Trauerfeierlichkeiten stand indes noch nicht fest.