Dagmar Koller beim Interview zum 80er
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Dagmar Kollers „beängstigend schöner“ 80er

Sie war Eliza Doolittle, Prinzessin Mi und Dulcinea: Dagmar Koller hat bei ihren Rollen kaum etwas ausgelassen. Am Montag feiert sie ihren 80. Geburtstag. Das findet Koller „beängstigend schön“.

„Mit 80 gehörst du zum alten Eisen“, sagte Dagmar Koller im „Wien heute“-Interview. Altes Eisen glänzt jedoch selten so wie Koller dieses Jahr auf der Bühne des Life Balls – im goldenen Paillettenkleid und grünen Glitzermantel. Ihren Geburtstag verbringt sie in kleiner Runde mit einem Restaurantbesuch, im Gegensatz zum ORF, der sie im großen Format mit zahlreichen Sondersendungen hochleben lässt.

Life Ball
ORF.at/Lukas Krummholz
Dagmar Koller beim diesjährigen Life Ball

Dass ihr 80. Geburtstag so groß gefeiert wird, hat die Wiener Grande Dame nicht erwartet: „Ich bin geschockt, weil ich renn von einem Termin zum anderen und habe immer Angst, dass ich was vergessen hab“, sagte sie. Aber: „Es ist beängstigend schön, die Leute auf der Straße sind ja so lieb zu mir. Dann denkt man sich, die ganze schwere Mühe und Arbeit hat sich doch ausgezahlt.“

Plaudern mit Prinz Charles

In Klagenfurt geboren, hielt es Koller nicht lange in Kärnten. Nachdem ihr Vater die Familie verlassen hatte, zog sie mit dreizehn nach Wien. Sie studierte Tanz, Gesang und Schauspiel, stand mit 16 auf der Volksopernbühne und zog dann hinaus in die Welt. In London und Paris hütete sie Kinder als Au-pair und besuchte nebenbei berühmte Ballettschulen. In der Schweiz und in Deutschland sang sie Operetten, als Schauspielerin stand sie vor europäischem und israelischem Publikum.

Sendungshinweis

Wien heute, 26.8.2019, 19.00 Uhr, ORF2

Als sie mit 25 die chinesische Prinzessin Li in Hamburg spielte, gelang ihr der Durchbruch. Bald tanzte, sang und schauspielte sie nicht mehr nur, sondern tat alles auf einmal: Sie wurde zum Musicalstar. Wie auf der Bühne blieb es im Leben Kollers nicht nur bei einer Rolle: Sie war nicht nur Bühnenstar und Sängerin, sondern auch First Lady Wiens. 1978 heiratete sie den früheren ORF-Programmchef Helmut Zilk, sechs Jahre später wurde er Wiener Bürgermeister. An seiner Seite dinierte sie mit Prinz Charles, plauderte mit Lady Diana und traf Fürstin Gracia.

Auf der Bühne stand sie weiterhin, zur Ruhe kam sie selten. „Ich hab immer geträumt, mich hinlegen zu dürfen“, erzählt sie, „aber das ging nicht.“ Nachdem sie auf der Volksopernbühne die Dulcinea gespielt hatte, lief sie immer rasch zum Waschbecken und wusch sich das Gesicht mit Seife ab, um sich neu zu schminken. „Helmut hat mit Gesellschaft unten gewartet, dass man dann essen geht um 1.00 Uhr nachts oder solche Sachen.“

Fotostrecke mit 6 Bildern

INTERVIEW: DAGMAR KOLLER
APA/HERBERT PFARRHOFER
Dagmar Koller präsentiert ihre Biografie „Dagmar Koller: Goldene Zeiten“
Dagmar Koller 1999 während einer Fotoprobe zu ihrer Revue „Lieder meines Lebens“ in der Wiener Volksoper
TECHT Hans Klaus
1999 spielte sie in „Lieder meines Lebens“ an der Wiener Volksoper
Dagmar Koller 1999 bei der Verleihung des Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst mit Thomas Klestil
BUNDESHEER/Kalmbacher
Im selben Jahr wurde Koller von Thomas Klestil das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst verliehen
Dagmar Koller und Helmut Zilk bei der Geburtstagsfeier von Helmut Zilk 2007 im ORF-Zentrum
Helmut Fohringer
Koller, Helmut Zilk und Alexander Wrabetz bei der Geburtstagsfeier von Zilk 2007 im ORF-Zentrum
Dagmar Koller während der Fashion Show von Jean Paul Gaultier im Rahmen der Eröffnung des „Life Ball“ 2015
APA/HERBERT NEUBAUER
Koller bei der Fashion Show von Jean Paul Gaultier im Rahmen der Eröffnung des Life Ball 2015
Life Ball
ORF.at/Roland Winkler
Auch 2009 war Koller schon beim Life Ball dabei

Rückzug nach Briefbombenattentat

Als Zilk und Koller 1993 aus Zürich nach Wien zurückkamen, wurde Zilk Opfer des Briefbombers Franz Fuchs. Mittel- und Zeigefinger, sowie Teile des Daumens Zilks waren fortgerissen, im Bad band ihm Koller den Arm ab. Nach dem Attentat zog sie sich fast vier Jahre zurück und war Tag und Nacht für ihren Mann da.

Danach wollte er nicht mehr weiterleben, erzählt Koller. Um ihm das Leben „wieder einzublasen“, nahm sie ihn mit nach Portugal. „Ich hab gesagt: ‚Schau, die Leute schauen auf deine Verletzungen nicht, geh mit mir an den Strand.‘ Da ging er mit all den Narben, die er hatte am Körper, mit mir spazieren.“ Heute verbringt Koller dort viel Zeit in ihrem Haus.

„Manchmal ein bisschen überlustig“

Heute ist Zilk in Bilderrahmen und auf Kalendern in ihrer Wohnung verewigt, beim Fernsehen hat sie sein Bild immer neben sich stehen. Ihr Leben sei wundervoll, „ich kann machen, was ich will“, sagt sie. Und lenkt daraufhin wieder ein: „Ich bin aber eigentlich sehr brav, geh sogar früh schlafen.“ Nur ein bisschen überlaut und überlustig sei sie manchmal. „Der Helmut hat mich immer gebremst. Jetzt bremst mich niemand, und mir passieren viele Fauxpas.“

Dagmar Kollers 80er im ORF

Zur Feier ihres Geburtstags strahlt der ORF zahlreiche Spezialsendungen aus. Am 30. August gibt es ab 19.45 Uhr auf ORFIII eine Spezialausgabe von „Kultur Heute“ zu sehen, unter dem Titel „Dagmar Koller – Eine Ikone feiert“. Am 1. September um 20.15 Uhr wird unter dem Titel „Lieder meines Lebens: Ein Fest der Melodien für Dagmar Koller“ die im Juni veranstaltete ORF-Gala aus dem Radiokulturhaus gezeigt. Im Anschluss wird die Jubilarin mit der Sendung „Aus dem Archiv: Dagmar Koller“ gewürdigt – mehr dazu in Happy Birthday, Dagmar Koller (tv.ORF.at).