K.O. Tropfen werden in Flasche gefüllt
APA/dpa/Nicolas Armer
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K.o.-Tropfen: Vermehrt im Sommer

Übergriffe mit K.o.-Mitteln häufen sich in den Sommermonaten, heißt es vom 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien. Innerhalb der vergangenen zehn Jahre haben laut der Beratungsstelle die gemeldeten Fälle zugenommen.

Kontrollverlust, Erinnerungslücken, Blackout: Betäubende Substanzen wie GHB, auch bekannt als Liquid Ecstasy, werden den Opfern unbemerkt ins Getränk gemischt. Betroffen sind vor allem Frauen und Mädchen. Tatvorsatz ist in den meisten Fällen sexualisierte Gewalt. Beim 24-Stunden Frauennotruf der Stadt Wien ist die Zahl der Anrufe von mutmaßlichen K.o.-Tropfen-Opfern innerhalb der vergangenen zehn Jahre stark gestiegen. 2016 führten sie beispielsweise 89 Beratungsgespräche mit mutmaßlichen Opfern durch, 2018 waren es 131.

„Das kann allerdings auch daran liegen, dass die Bevölkerung sensibler für das Thema geworden ist und deswegen eher daran denkt, Übergriffe zu melden“, sagt Stellvertretende Leiterin Martina K. Steiner. „Da in den Sommermonaten tendenziell mehr Parties und Festivals stattfinden, ist auch hier die Zahl der Übergriffe höher.“ Die Häufung im Sommer bestätigt auch das Forensisch-Toxikologische Labor (FTC) in Wien.

K.o.-Mittel nur sehr kurz nachweisbar

Die Täter verwenden neben GHB auch verschiedene Schlaf- und Beruhigungsmittel, um die Opfer zu narkotisieren. „Das Tückische ist, dass viele dieser Mittel nur sehr kurz im Urin oder Blut aufscheinen“, erklärt Wolfgang Bicker vom FTC. Aus diesem Grund empfiehlt der 24-Stunden Frauennotruf bei Verdacht auf eine Betäubung mit K.o.-Mitteln so schnell wie möglich ins Krankenhaus zu gehen. Eine Urin- oder Blutprobe mit dem Nachweis von Betäubungsmitteln sei oft der einzige Weg rechtliche Schritte einzuleiten.

„Wir empfehlen den Opfern auch, sich vor dem Gang ins Krankenhaus nicht zu duschen. So können eventuell noch Spuren einer Vergewaltigung gesichert werden“, sagt Steiner. Auch die Kleidung vom Abend des Vorfalls solle nicht gewaschen und als Beweismittel aufgehoben werden.

Viele Übergriffe nicht bekannt

Die Dunkelziffer der Frauen, die Opfer von K.o.-Mitteln werden, sei hoch, sagt Steiner. „Die Frauen und Mädchen haben aufgrund der schweren Beweisbarkeit oft Angst unglaubwürdig zu wirken und haben Bedenken, den Vorfall zu melden.“
Die Zahl der angezeigten Fälle verändert sich zwar laut Wiener Polizei, einen Anstieg über die Jahre könne man aber nicht erkennen. So gab es 2016 37 Anzeigen von Vergewaltigung, bei denen das Opfer betäubt wurde. 2017 waren es 27 Fälle und 2018 wurden 42 solcher Übergriffe angezeigt.

Die Stadt Wien startete vergangenes Jahr eine Plakat-Kampagne mit dem Titel „Mich kriegst du nicht K.o.“ Auch ein Projekt zur Sensibilisierung von Bar-Personal ist bereits mit dem Lokal „Volksgarten“ gestartet worden – weitere sollen folgen.