Beate Meinl-Reisinger im Talk mit Bernie Weihsinger
ORF.at/Benjamin Fischer
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Politik

Meinl-Reisinger „vom Blitz getroffen“

„Ich bin vom Blitz getroffen worden“, bestätigt Beate Meinl-Reisinger im persönlichen Gespräch mit Radio Wien. Die NEOS-Parteichefin erzählt außerdem, welche Sorgen sie als dreifache Mutter hat – Stichwort Smartphone und Mobbing.

Beate Meinl-Reisinger ist mit ihrer Familie gerne Skifahren in der Steiermark. Anfang 2018 geriet sie am Loser in ein Wintergewitter und wurde von einem Blitz getroffen, wie sie im Radio-Wien-Interview erzählt: "Gott sei Dank nicht direkt vom Blitz, sondern von einer Nebenentladung, aber das war ganz schön wild. Ich habe gedacht, ich bin in einen Draht hineingefahren, der quer über die Piste gespannt war und mir hat nachher ein bisschen die Hand wehgetan. Aber es war vor allem der Schrecken, als ich verstanden habe, dass das jetzt ein Blitz war. Also so schnell bin ich noch nie einen Berg hinunter.“

„Ja, das tut weh“

Meinl-Reisinger hat drei Töchter, die jüngste ist fünf Monate alt. Für sie ist es gar nicht so einfach, ihren Job als Spitzenpolitikerin mit der Familie zu vereinbaren – etwa, wenn die Tochter zu ihr sagt, dass sie sie gern mehr daheim hätte. „Ja, das tut weh.“ Meinl-Reisinger hält sich daher strikt an Termine, macht keine Sitzungen am Abend und dreht auch mal das Handy ab. Die Kinder helfen ihr aber auch generell beim Abschalten. „Es hilft mir nicht nur am Boden zu bleiben, sondern auch psychisch gesund zu bleiben.“

Meinl-Reisinger über ihren Platz „zum Nachdenken“ in Wien

Meinl-Reisinger darüber, wie vereinbar Familie und Politik sind

Mobbing als größte Sorge

Wichtig für ihren Kinder ist ihr die Medienkompetenz – vor allem der Umgang mit dem Smartphone. „Ist mein Kind genügend fit und geschützt gegen Mobbing in Chatgruppen – oder wissen die, wie schnell ein blödes Foto, das du machst, dich nicht nur bloßstellen kann vor einer ganzen Schule, sondern dich wirklich ins Unglück stürzen kann. Man liest da doch sehr furchtbare Geschichten. Das ist derzeit meine größte Sorge.“

Mit 41 Jahren sind die langen Partys in Meinl-Reisingers Leben weniger geworden. „So richtig feiern bis in die Morgenstunden, das gibt es leider nicht mehr bei mir. (…) Mir ist die Freizeit wichtig, der Schlaf wichtig, die Zeit mit meinen Kindern wichtig. Wahrscheinlich bin ich ein bisschen fader geworden und es reicht die Energie nicht mehr. Ich merke, dass ich nicht mehr Mitte 20 bin und so eine durchgemachte Nacht geht einfach nicht mehr.“ Dazu kommt die Erkenntnis, dass es „ab einer gewissen Uhrzeit nicht mehr besser wird“ und man auch nach Hause schlafen gehen kann.

Der Morgen beginnt dann oft mit einer Dusche und Musik von Radio Wien. Meinl-Reisinger singt leidenschaftlich mit. „Ich glaube aber nicht, dass an mir eine Sängerin verloren gegangen ist.“

Meinl-Reisinger über das Ende der Partys

Meinl-Reisinger erzählt, wie sie vom Blitz getroffen wurde

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Beate Meinl-Reisinger im Talk mit Bernie Weihsinger
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NEOS-Spitzenkandidatin Beate Meinl-Reisinger im ganz persönlichen „Radio Wien“-Talk
Beate Meinl-Reisinger im Talk mit Bernie Weihsinger
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Was sie als Mensch ausmacht erzählte Meinl-Reisinger Radio Wien-Moderator Bernie Weihsinger
Beate Meinl-Reisinger im Fernsehstudio-Interview bei Paul Tesarek
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Zu ihrer politischen Seite interviewte Paul Tesarek die NEOS-Parteivorsitzende
Beate Meinl-Reisinger im Fernsehstudio-Interview bei Paul Tesarek
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Meinl-Reisinger sprach unter anderem darüber, welche Themen für die NEOS im laufenden Wahlkampf besonders wichtig sind.

Keine NEOS-Gegenleistung für Spenden

Von Hans Peter Haselsteiner bis Berlin spannte sich der Bogen an Themen im „Wien heute“-Gespräch mit NEOS-Parteichefin Beate Meinl-Reisinger. Was war die Gegenleistung für Spenden des Industriellen Hans Peter Haselsteiner? Auf die erste Frage von ORF-Wien-Chefredakteur Paul Tesarek reagierte Meinl-Reisinger mit einem Lächeln: „Wenn Sie so wollen, er bekommt dafür eine liberale Partei im Parlament (…) Das bekommt er, eine Gegenleistung anderer Art gibt es ‚selbstverständlich nicht‘.“ Sie präzisierte, Haselsteiner sei es ein großes Anliegen, liberale Kräfte im Parlament zu sehen, „die ganz entschieden für Themen wie Bildung, Wirtschaft und Umwelt, aber auch Menschlichkeit und Anstand kämpfen.“

In einer politischen Landschaft etablierter Parteien, die von hunderten Millionen Euro Parteienspenden, finanziert aus Steuergeldern, profitieren können, könne eine neue Partei gar nicht anders, man sei auf Parteispenden angewiesen. Meinl-Reisinger zitierte Matthias Strolz, der in diesem Zusammenhang immer von einer „Champions League barfuß“ gesprochen habe. NEOS habe heuer 1.500 Spender gehabt und von Anfang an und immer alles offengelegt. Indem die Partei über das bestehende Gesetz hinausgeht, das Meinl-Reisinger als nicht schlagkräftig bezeichnete, trage man der Überzeugung Rechnung, gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern Rechenschaft ablegen zu müssen.

Das neue Gesetz, das eine Obergrenze bei Parteispenden von 7.500 Euro vorsehe, kritisierte Meinl-Reisinger. Sie habe nie ein Hehl daraus gemacht, dass sie das viel zu wenig findet. Damit würden alle Möglichkeiten für eine neue Partei ein für allemal verhindert. NEOS als Störenfried im Parteiensystem nehme diese Herausforderung sportlich und werde weiter intensiv für Veränderung kämpfen.

Mehrere Gründe gegen Pensionserhöhung

NEOS hat ja angekündigt, gegen die Pensionserhöhung von 3,6 Prozent stimmen zu wollen. Meinl-Reisinger begründete dies gleich mehrfach: So seien etwa im Juli die Mindestpensionen erhöht worden. Es sei schon richtig und wichtig, dass Pensionisten die Inflation abgegolten bekommen. Hier wäre ein Automatismus aber besser, um sich nicht auf Politiker verlassen zu müssen, dass die Inflationsrate jährlich ausgeglichen wird.

Das gesamte Interview

Das Interview mit NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger und Paul Tesarek in der ungekürzten Version.

Und Meinl-Reisinger betonte, dass es Aufgabe der Politiker sei, Entscheidungen zu treffen. Vor dem Hintergrund einer drohenden Rezension in Deutschland und einem Generationenvertrag in Österreich, der in den vergangenen Jahrzehnten ausgezehrt worden ist, würde sie das Geld lieber in Bildung, Forschung, Innovation und Infrastruktur stecken. Die Pensionserhöhung kostet jährlich zumindest eine halbe Milliarde Euro. Geld, das lieber in Zukunftsprojekte gesteckt werden sollte, um Pensionen für Erwerbstätige, Kinder und Kindeskinder abzusichern.

Wenn man Mindestpensionisten wirklich unterstützen wollte, wäre der Weg über eine Erhöhung der Ausgleichszulage wesentlich treffsicherer, sagte Meinl-Reisinger. „Und wir haben in Österreich schon jetzt eine hohe Steuerlast“, NEOS will Entlastung von hoher Steuerlast und habe sich sehr konsequent dafür eingesetzt, dass es Regulative gibt, die sicherstellen, dass das Geld genau die bekommen, die es brauchen. Dass Geld an die Ärmsten geht, fordern auch die NEOS, am treffsichersten ist das über die Ausgleichszulage. Es sei jedem klar, was es mit der Erhöhung der Pensionen um 3,6 Prozent – noch dazu im Gießkannenprinzip – wenige Wochen vor der Wahl auf sich habe.

Absolutes „Nein“ zu Mietzinsobergrenze

Als „absolute Katastrophe“ wertet Meinl-Reisinger die Einführung einer Mietzinsobergrenze in Berlin. Das sei keine Lösung. Wenn man Wohnung kreditfinanziert, wer sei dann bereit, seine Wohnung zu vermieten, wenn es eine Mietzinsobergrenze gebe? Hier werde kein Anreiz zum Vermieten geschaffen und kein Anreiz für Neubauten. In so sensiblen Dingen sei es gefährlich, etwas, was am Papier gut klingt, einfach völlig unreflektiert umzusetzen. Es sei einfach Tatsache, „wir haben in wachsenden Städten zu wenig Wohnungen“, so Meinl-Reisinger.

Wie man es machen könne, zeige NEOS in Salzburg. Dort gebe es eine Kaufförderung durch die Stadt, weil der Mittelstand zunehmend aus Städten vertrieben werde und sich Eigentum kaum mehr leisten kann. Außerdem sei es gelungen, bei rund 7.000 Mietverhältnissen den Mietzins deutlich zu reduzieren und gleichzeitig Mittel für aktives Bodenmanagent freizumachen. Hier werde günstiger Wohnraum geschaffen, indem man Baugrund an Bauträger vergibt.

NEOS gegen neue türkis-blaue Koalition

Kurz fiel die Antwort Meinl-Reisingers auf eine von ÖVP-Chef Sebastian Kurz angesprochene Koalition aus Rot, Grün und NEOS für den Fall, dass es sich ausgehe. Das sei „unrealistisch und durchschaubar, dass er sagen möchte, ‚ihr müsst unbedingt ÖVP wählen‘. Ich sage nur, wer die (türkis-blaue, Anm.) Koalition nicht fortsetzen möchte, der muss NEOS wählen.“