Sein prämiertes Bild zeigt ein weinendes Flüchtlingsmädchen an der US-Grenze, dessen Mutter gerade durchsucht wird. Laut Jury zeigt diese Arbeit „eine andere, psychologische Art der Gewalt“. Ob Moore, der als leitender Fotograf bei Getty Images arbeitet und viele Jahre lang im Ausland tätig war, für seine Arbeit Distanz benötige? „Oft fotografiere ich natürlich sehr emotionale Themen“, meinte er im Gespräch mit der APA. „Besonders dieses Bild ist so ein Fall. Ich bin selbst Vater, vielleicht verstärkt es das noch. Was mir aber hilft: Ich glaube einfach daran, dass Fotojournalismus wichtig ist.“
Kamera als „Quelle der Kraft“
Er könne mit seinen Bildern die Meinungen und Ansichten von Leuten beeinflussen. „Manchmal vielleicht sogar jene von Regierungen“, so Moore. „Für mich ist die Kamera im Endeffekt kein Schild, sondern eine Quelle der Kraft.“ Immigration sei in den USA ein derzeit sehr intensiv diskutiertes Thema – mit äußerst unterschiedlichen Positionen. „Es war klar, dass so ein kraftvolles Bild wie dieses, das ein derart politisch aufgeladenes Thema hat, kontroversiell aufgenommen wird“, sagte der Fotograf. „Einige Leute werden da vielleicht ‚Fake News‘ schreien. Aber solange ich in meiner Arbeit genau bin, kann mir das nichts anhaben.“
Besonders online, etwa auf Social-Media-Plattformen, würden Bilder schon mal aus dem Zusammenhang gerissen oder ihre Beschreibung einfach entfernt. „Du kannst natürlich nicht kontrollieren, was im Internet passiert“, sagte Moore, der sich keinen Illusionen hingibt. „Aber wenn das originale Ausgangsmaterial in Ordnung ist, du da alles richtig gemacht hast, dann kann man immer wieder darauf zurückkommen.“
Aus seiner Sicht sei es wichtig, dass sich Leute besonders im Onlinediskurs nicht auf scheinbar Offensichtliches verlassen, sondern die Ursprungsquelle einer Information, eines Bildes, eines Videos aufsuchen. „Im Endeffekt ist mir Kritik willkommen, weil es bedeutet, dass ich noch vorsichtiger sein muss.“
Weltbeste Pressebilder in Wiener Galerie Westlicht
Seit 1955 schreibt die World Press Foundation jährlich den „World Press Photo-Award“ aus. Die Arbeiten der Gewinner sind ab sofort in der Wiener Fotogalerie WestLicht zu sehen.
80.000 Einreichungen für Wettbewerb
Neben seinem Bild ist in der Ausstellung erneut eine Auswahl der prämierten Bilder in unterschiedlichsten Kategorien, von Weltpolitik über Alltägliches bis zu Sport und Natur, zu sehen. Wie viele Krisenherde es derzeit rund um den Globus gibt, wird deutlich, wenn man sich die erschütternden Fotos von Lorenzo Tugnoli aus dem Jemen, Ezra Acayan von den Philippinen und Mohammed Badra aus Syrien vor Augen führt. Insgesamt haben sich am diesjährigen Wettbewerb rund 4.700 Fotografen mit fast 80.000 Einreichungen beteiligt.
Für das WestLicht ist die World-Press-Photo-Schau ein nicht wegzudenkender Fixpunkt im Programm, ist sie heuer doch bereits zum 18. Mal in der Fotogalerie zu Gast und hat sich immer wieder als Besuchermagnet erwiesen. Rund 35.000 Interessierte konnte man im Vorjahr begrüßen, womit man einen neuen Rekord verzeichnete. Heuer gibt es bis 20. Oktober die Gelegenheit, die Fotos aus nächster Nähe zu betrachten.