Heeresgeschichtliches Museum
APA / Herbert Neubauer
APA / Herbert Neubauer
Chronik

Ministerium prüft „braune Flecken“ im HGM

„Braune Flecken“ im Heeresgeschichtlichen Museum (HGM) legen Berichte des „Standard“ und „Kurier“ nahe. Kritisiert werden „rechtsextreme Bücher“ und Modelle von Wehrmachtspanzern im Shop. Das Verteidigungsministerium kündigt eine Untersuchung an.

„Die Wehrmacht hat ehrenvoll gekämpft, sie hat Wunder an Tapferkeit und übermenschlichen Leistungen vollbracht“, dieser Satz ist in einem Buch zu lesen, das es im Museumsshop des Heeresgeschichtlichen Museums zu kaufen gibt. Ebenso können Spielzeugmodelle von Wehrmachtspanzern gekauft werden, kritisiert die Plattform „Stoppt die Rechten“.

Auch die Ausrichtung des zeitgeschichtlichen Saals des Museums steht in der Kritik. Objekte seien nicht kontextualisiert, es werde zu wenig erklärt. Wehrmachtssoldaten würden etwa nicht als Täter der NS-Vernichtungsmaschinerie erwähnt. In einem Saaltext sollen Opfer der Shoah und gefallene Wehrmachtsoldaten ohne jede Unterscheidung dargestellt werden. Das sei nichts anderes als eine Steilvorlage für rechtsextreme und revisionistische Umdeutungen der Geschichte, sagt die Plattform auf ihrer Website.

Im „Kurier“ ist auch die Rede von einem rechten Netzwerk im Museum: Mehrere Mitarbeiter gehören oder gehörten demnach Burschenschaften an. Außerdem soll das Museum Besucherzahlen verfälscht haben.

Ministerium lässt Vorwürfe prüfen

Das Museum verweist auf ORF-Anfrage an das zuständige Verteidigungsministerium. Dort will man die Vorwürfe untersuchen lassen und zwar von der zuständigen Sektion I. Je nachdem, was bei der Untersuchung herauskomme, werden entsprechende Handlungen gesetzt, sagt Heeressprecher Michael Bauer.

„Eine musealisierte Kaserne“

Kritik an der Ausrichtung des Museums hat es schon früher gegeben. Die Historikerin Eva Blimlinger, scheidende Rektorin der Akademie der bildenden Künste und Kandidatin der Grünen bei der Nationalratswahl, kritisiert die Gestaltung des HGM drastisch. Das sei „eine musealisierte Kaserne“, in der „kaum Museumsfachleute“ arbeiteten, sagt Blimlinger. Der Rechtsdrall des HGM sei „inhärent“. Sie fordert, dass das Museum den Bundesmuseen unterstellt wird. Man könnte die Überlegungen wiederaufnehmen, dort ein Haus der Geschichte zu machen, jedenfalls solle man „eine Friedenserzählung“ schaffen, statt „groß Kriegsmaterial zu präsentieren“.

Änderungen bei Personal gefordert

SPÖ-Kultursprecher Thomas Drozda forderte angesichts der aktuellen Diskussionen eine Gesamtstrategie für die Bundesmuseen. „Wir brauchen endlich die Umsetzung der Vorschläge des Weißbuchs Bundesmuseen und ein umfassendes Konzept, in dem das Heeresgeschichtliche Museum seinen Platz hat und gemeinsam mit dem Haus der Geschichte gedacht wird“, so Drozda. Er spricht sich dafür aus, dass das HGM den Bundesmuseen unterstellt wird und künftig zum Kulturministerium ressortiert.

Unabhängig von künftigen Organisationsreformen braucht es kurzfristig natürlich eine rasche Klärung der Vorwürfe, was rechtsextreme Literatur im Museumsshop und problematische Personalbesetzungen betrifft, forderte Drozda.

Auch Wolfgang Zinggl, Kultursprecher des JETZT-Klubs, befand, dass es Zeit „für tiefgreifende Veränderungen in der Museumsordnung, also beim Personal, beim Museumskonzept und in der Trägerstruktur“ sei. „Die Vorwürfe müssen ernsthaft geprüft werden. Sollten sie sich bewahrheiten, braucht das Heeresgeschichtliche Museum einen Neustart mit neuer Führung und einem Personal, das über jeden Verdacht erhaben ist“, sagte Zinggl.

FPÖ sieht Denunziation

Die FPÖ ärgert sich in einer Aussendung über die Kritik an einem „unbescholtenen Mitarbeiter“ des Heeresgeschichtlichen Museums. Diesen unter Anführung des vollen Namens zu „denunzieren“, sei demokratiepolitisch ein starkes Stück, so Generalsekretär Christian Hafenecker.

Er fragt, ob SPÖ und Grüne ein Berufsverbot im staatsnahen Bereich für all jene forderten, die freiheitlich seien oder „im burschenschaftlichen Umfeld zu orten sind“. Entsprechende „demokratiefeindliche linksextreme Tendenzen“ seien genau zu beobachten und gegebenenfalls auch rechtlich zu verfolgen. Laut Hafenecker müsse darüber nachgedacht werden, was in den Verkaufsvitrinen des Museums angeboten werde.