Hotel Aphrodite
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Panorama

„Geisterhotels“ trotz Nächtigungsbooms

Wiens Tourismus verbucht Jahr für Jahr neue Rekordzahlen bei den Nächtigungen. Umso verwunderlicher ist es, dass in den vergangenen Jahren viele einstige Traditionshotels geschlossen wurden und nie mehr aufsperrten. Wie es mit ihnen weitergeht, ist unklar.

Denn darüber hüllen sich die Immobilieninvestoren, denen die meisten dieser Hotels gehören, in Schweigen. Ein Beispiel: Das Traditionshotel Roter Hahn auf der Landstraßer Hauptstraße steht seit vielen Jahren leer. Die Liegenschaft reicht bis nach hinten in die Ungargasse 25. Zwischen Bezirk und Eigentümer gibt es seit Jahren einen Rechtsstreit: „Es hakt daran, dass er (der Eigentümer, Anm.) ein Abbruchansuchen gestellt hat, das von der Stadt Wien beeinsprucht worden ist, in der ersten Instanz zu seinen Gunsten entschieden worden ist und nun seit Jahren vor den obersten Gerichten liegt“, sagte Rudolf Zabrana, der als früherer stellvertretender Bezirksvorsteher das Projekt jahrelang betreute, am Samstag gegenüber „Wien heute“.

Eigentümer dementiert Abbruchsabsichten

Cube-Invest dementierte die behaupteten Abbruchsansichten am Sonntag gegenüber wien.ORF.at: Es gebe „keinen Abbruchantrag für den Roten Hahn“, es sei „kein Abbruch geplant“ und es werde „mit uns keinen Abbruch des Roten Hahn geben“. Auf eine Anfrage von „Wien heute“ bezüglich der Zukunft des Hotels hatte sich Cube-Invest zuvor nicht öffentlich äußern wollen – „bis laufende Verfahren abgeschlossen“ seien.

Zu klein und „nicht mehr up to date“

Alt, vor allem aber äußerlich heruntergekommen ist auch das Hotel Schweizerhof auf dem Bauernmarkt. Trotz bester Innenstadtlage ist es seit 2016 gesperrt. Das Hotel Fürstenhof gegenüber dem Westbahnhof ist ebenfalls geschlossen. In der Praterstraße war das Hotel Aphrodite einst Wiens erstes selbst erklärtes Beauty-Hotel. Seit zehn Jahren ist es nun unvermietet.

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Hotel Roter Hahn
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Das Hotel Roter Hahn war eines der ersten Hotels auf der Landstraße Hauptstraße
Hotel Roter Hahn
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Seit 19 Jahren ist das Hotel Roter Hahn geschlossen
Hotel Papageno
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Das Hotel Papageno auf der Wieden steht leer
Hotel Papageno
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Das zugesperrte Hotel Papageno macht einen verwahrlosten Eindruck
Hotel Fürstenhof
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Das Hotel Fürstenhof gegenüber dem Westbahnhof – außer Betrieb
Hotel Aphrodite
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Das Hotel Aphrodite auf der Praterstraße ist seit zehn Jahren geschlossen
Hotel Aphrodite
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Das Hotel Aphrodite war einst Wiens erstes selbst erklärtes Beauty-Hotel
Hotel Schweizerhof
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Auch beste innenstadtlage halfen dem Schweizerhof auf dem Bauernmarkt nicht

Quer durch Wien finden sich an die zehn zugesperrte Hotels: darunter neben den bereits erwähnten seit zwei Jahren etwa auch das Hotel Papageno auf der Wieden und das Gartenhotel Altmannsdorf. Die meisten von ihnen haben um die 50 bis 60 Zimmer. Laut dem Hotelimmobilienmakler Simon Kronberger sei das meist zu wenig, um heute lukrativ zu sein. Außerdem: „Das sind teilweise auch Hotels, die nicht mehr up to date sind, da wurde vielleicht die letzten Jahre nicht mehr investiert.“

20 neue Hotels bis 2020

Sehr wohl investiert haben internationale Investoren in neue, große Hotels. Trotz der Schließung kleinerer Häuser stieg die Hotelanzahl in Wien in den vergangenen zehn Jahren um 42 auf 428 Hotels an. In den nächsten zwei Jahren kommen nochmals 20 Hotels dazu. Hinter dem Großteil der leerstehenden Objekte stehen Immobilieninvestoren: In schriftlichen Stellungnahmen halten sie sich zu den weiteren Plänen allerdings bedeckt: Die Planung sei im Gange, heißt es etwa gegenüber „Wien heute“. Oder: „Ich möchte mich erst äußern, wenn es Konkretes gibt.“

Gewerbliche Nutzung am einfachsten

Um aus einem Hotel Privatwohnungen zu machen, braucht es eine Umwidmung und, diese zu bekommen, kann dauern. Schneller möglich ist eine gewerbliche Weiternutzung, etwa als Bürogebäude: Das sei „immer ein sehr einfacher Schritt, weil es sehr oft auch von der strukturellen Aufteilung der Räume gut funktioniert, oder auch gewerbliches Wohnen, alles, was in Serviced Appartments, studentisches Wohnen geht“, so Branchenkenner Kronberger. Dass die erwähnten leerstehenden Hotels in ihrer ursprünglichen Nutzung als Hotels wiedereröffnet werden, gilt für viele unterdessen als höchst unwahrscheinlich.