Innenansicht der Ruprechtskirche in Wien
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Chronik

Erstmals Gedenkfeier für Suizidopfer

Am Dienstag ist Welttag der Suizidprävention gewesen. In Wien hat erstmals eine kirchliche Gedenkfeier für die Verstorbenen stattgefunden. Und am Abend wurde erstmals der „Papageno-Medienpreis“ für suizidpräventive Berichterstattung verliehen.

Die Zahl der Suizide ist in Österreich seit Mitte der 1980er-Jahre zwar stark zurückgegangen, dennoch haben sich 2017 1.224 Menschen das Leben genommen. Rund drei Mal so viele wie hierzulande in einem Jahr im Straßenverkehr sterben. Das ist die aktuellste Zahl laut einem Bericht des Sozialministeriums.

Hilfe in Krisensituationen:

  • Telefonseelsorge unter 142
  • Psychosozialer Dienst unter 01-31330
  • Kriseninterventionszentrum unter 01- 4069595

„Nicht schlimm, wenn ich mir Hilfe hole“

Genau 222 Kerzen wurden um 16.00 Uhr in der Ruprechtskirche angezündet. Sie stehen für die Anzahl an Frauen und Männern, die 2018 alleine in Wien Suizid begangen haben. Mit ihrer ersten Gedenkfeier für Menschen, die sich das Leben genommen haben, möchte die Erzdiözese auf das Tabuthema Suizid aufmerksam machen. „Es gibt Hilfe. Und es ist nicht schlimm, wenn ich mir Hilfe hole, es ist überhaupt nicht schlimm“, sagt die Leiterin der Telefonsorge Wien, Marlies Matejka.

Generell zählt für die katholische Kirche Suizid aber immer noch als Sünde, weil es ein Verstoß gegen das Leben ist, sagt der Leiter der Pressestelle der Erzdiözese, Michael Prüller. Aber natürlich gebe es ein Begräbnis für Suizidopfer. Im „Begräbnismanuale“ der Erzdiözese sei geregelt, wie die Trauerfeier zu gestalten sei. „Es gilt auf die Umstände Rücksicht zu nehmen, auch wenn jemand durch eigene Hand verstorben ist“, so Prüller.

Besuch der Gedenkfeier

„Wien heute“ war am Nachmittag bei der Gedenkfeier in der Ruprechtskirche dabei.

Verleihung des „Papageno-Medienpreises“

Am Abend wurde dann erstmals der „Papageno-Medienpreis“ für suizidpräventive Berichterstattung verliehen. Er wurde vom Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz (BMASGK) und der österreichischen Gesellschaft für Suizidprävention (ÖGS) sowie der Wiener Werkstätte für Suizidforschung ausgelobt.

Mittlerweile konnte nachgewiesen werden, dass eine bestimmte Form der Berichterstattung nicht nur Imitationssuizide („Werther-Effekt“) verhindert, sondern generell suizidpräventiv wirken kann („Papageno-Effekt“). In Österreich verankerte der österreichische Presserat im Jahr 2012 die suizidpräventive Berichterstattung in seinem Ehrenkodex.