Frau beim Eingang in das Primärversorgungszentrum in der Donaustadt
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Gesundheit

Primärversorgungszentrum droht Aus

Erst vor zwei Jahren mit viel Prominenz eröffnet, muss das Primärversorgungszentrum (PVE) in der Donaustadt einen herben Rückschlag hinnehmen. Die Wiener Gebietskrankenkasse hat den Vertrag mit dem Zentrum gekündigt. Nun scheint das Aus so gut wie fix.

Gegen das Ende Sommer 2017 eröffnete Zentrum in der Donaustadt – es war nach dem Pilotprojekt Mariahilf die zweite derartige Einheit – läuft derzeit ein Vertragskündigungsverfahren. Zwar habe es beim medizinischen Angebot und der Einhaltung der Öffnungszeiten keine Probleme gegeben, aber andere Vertragsbestimmungen seien nicht eingehalten worden, hieß es seitens der WGKK. Nähere Details wollte man dort nicht nennen. Dem Vernehmen nach hat es unter den Ärztinnen Streit gegeben.

Jedenfalls noch bis Jahresende offen

Das Donaustädter PVE werde aber jedenfalls noch bis Jahresende geöffnet haben, heißt es. Dann tritt die Kündigung der Wiener Gebietskrankenkasse frühestens in Kraft. Rund dreiviertel der Patienten des Primärversorgungszentrums müssen sich dann allerdings neue Ärzte suchen. Denn dann werden dort nur mehr KFA-, BVA- oder SVA-Versicherte behandelt oder auch Privatpatienten.

„Kann das PVE in der Donaustadt nicht weitergeführt werden, werden die freiwerdenden Stellen je nach Bedarf in Form von Einzel- oder Gruppenpraxen für Allgemeinmedizin ausgeschrieben“, heißt es von der WGKK. Neben der Donaustadt gibt es in Wien derzeit nur zwei Primärversorgungszentren, eines in Mariahilf und eines in Meidling.

Kein Zeitplan für Ausbau in Wien bestätigt

Ärztekammer-Vizepräsident Johannes Steinhart sah einen Grund für die Probleme beim PVE in der Donaustadt jedenfalls darin, dass dieses nicht aus einer schon etablierten Gruppenpraxis entstanden sei. Angesichts der großen Herausforderungen für den Betrieb eines Erstversorgungszentrums sei ein „gewachsenes Team“ aber wichtig.

Abgesehen von den Problemen in der Donaustadt, stockt der Ausbau der Primärversorgungszentren in Wien aber generell. Bundesweit sollen in den kommenden Jahren 75 PVE entstehen, allein in der Bundeshauptstadt sind 36 vorgesehen. Alois Bachmeier, Obmann der WGKK, wollte sich auf keinen Zeithorizont festlegen. Er zeigte sich jedenfalls zuversichtlich, dass im heurigen Jahr noch zwei bis drei weitere Standorte eröffnet werden könnten.

Der Plan für die Bevölkerung lautet, nicht mit allen Wehwechen gleich in die Spitalsambulanz zu gehen, sondern ins Primärversorgungszentrum ums Eck. Die Merkmale: Es soll Teams aus mindestens drei praktischen Ärztinnen und Ärzten als Gesellschafter geben, dazu noch andere Gesundheitsberufe. Von essenzieller Bedeutung seien auch besonders lange Öffnungszeiten, wurde betont.