Amtsnachfolger Michael Ludwig (SPÖ) überreichte dem Jubilar am Freitag im Rahmen einer feierlichen Zeremonie die Ehrenbürger-Urkunde. Auch auf einer Tafel vor dem Stadtsenatssitzungssaal ist Häupls Name nun vermerkt. „Das ist eine Würdigung, die ganz selten vergeben wird“, versicherte Ludwig.
Häupl als „Weltmeister im Delegieren“
Der Laudator, der frühere Raiffeisen-Generalanwalt und Ex-Flüchtlingskoordinator Christian Konrad, ließ das Leben des langjährigen Stadtoberhaupts Revue passieren. Dass Häupl als Biologe über die Schädelkinetik bei Gekkoniden promoviert hat, beeindruckte den Laudator sichtlich. Diese Arbeit habe er „sicher nicht abgeschrieben“, weil es zu diesem Thema wohl noch keine gegeben habe.
Er erinnerte auch an Häupls Tätigkeit als Umweltstadtrat. „Du warst die Ulli Sima der 80er Jahre“, hielt Konrad fest. Später als Bürgermeister habe sich Häupl als „Weltmeister im Delegieren“ nie sehr ausführlich mit den Tagesthemen beschäftigt. Damit habe er auch meist nicht „opportunistisch“ auf die aktuellen Fragen der Tagespolitik reagieren müssen.
Der gewürdigte Altbürgermeister bedankte sich nicht nur beim Laudator, sondern auch bei den Wienerinnen und Wienern – dass diese es ihm erlaubt hätten, über eine so lange Zeit der Stadt als Bürgermeister vorzustehen und für Wien arbeiten zu dürfen.
„Es ist wie bei einer Wurst“
Beim Empfang im Bruno-Kreisky-Forum am Donnerstagabend ließ Häupl seinen Weg in die Politik Revue passieren, und erzählte, wie ihm der damalige Bürgermeister Helmut Zilk klargemacht habe, dass er auf eine wissenschaftliche Laufbahn als Biologe verzichten solle: „Der Mensch denkt, Zilk lenkt.“
Oft werde er nach „Phantomschmerzen“ nach dem Ausscheiden aus dem Amt gefragt. Diese habe er aber nicht, beteuerte Häupl. Man wisse, wenn man Politiker werde: „Es ist wie bei einer Wurst, da gibt es ein Anfang und ein Ende.“ Man habe ihm zudem die Gelegenheit gegeben, sich „ausführlich“ auf den Abschied vorzubereiten, so Häupl, dessen Abgang im Vorjahr von innerparteilichen Disputen begleitet war.
Interview mit Michael Häupl
Michael Häupl blickt auch auf Fehler seiner Laufbahn zurück. Aber die Freude überwiegt.
Auch Vassilakou unter den Gästen
Der Einladung zum Empfang waren unter anderem SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner, Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ), die ehemaligen roten Stadtregierungsmitglieder Renate Brauner, Grete Laska, Rudolf Edlinger und Brigitte Ederer, die frühere grüne Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou, Vizekanzler Clemens Jabloner, die Zweite Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ), die Schauspielerin Erika Pluhar oder der Publizist und Osteuropa-Experte Paul Lendvai gefolgt.
Begrüßt wurden die zahlreichen Gäste vom Ehrenpräsidenten des Forums, dem ehemaligen SPÖ-Bundeskanzler Franz Vranitzky. Er lobte Häupl unter anderem für dessen internationales Engagement – in einer Zeit, wie er befand, in der Außenpolitik ein „Mauerblümchendasein“ friste.
Wein als Geburtstagsgeschenk
„Wir stehen immer auf den Schultern unserer Vorgänger“, konstatierte wiederum Laudator Michael Ludwig. Ludwig hob auch hervor, dass Häupl aus einer konservativ geprägten Familie stammte: „Du hast selbst einmal gesagt, was der Pfarrer gepredigt hat, das war Gesetz.“ Man könne sich nun denken, dass seien die 1950er oder 1960er-Jahre gewesen. Nun würden aber wieder ÖVP-Politiker erklären, was ihre Kinder zu wählen hätten. „Ich würde sagen, dass du ein wunderbares Beispiel dafür bist, dass sich damals und heute die Jugend nicht um solche Politiker kümmert.“
Ludwig dankte Häupl für sein umfangreiches Wirken, sein Engagement für die Städte in der EU, dafür, dass das Wiener Wasser im Eigentum der Stadt verblieben sei, den Gratiskindergarten und dafür, dass Wien seit Jahren Rankings als lebenswerteste Metropole gewinne. Der Stadtchef erwähnte nicht zuletzt das Engagement für das städtische Weingut am Cobenzl, dessen Weine nun ausgezeichnet würden. Entsprechend fiel auch das Präsent des regierenden Bürgermeisters aus: Er überreichte Häupl einen Donauriesling-Rebensetzling.
Häupl Vorbild für Rendi-Wagner
Auch für SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner ist Häupl ein Vorbild, wie sie verriet – konkret dessen Performance 2015. Damals sei die SPÖ bei der Wien-Wahl in den Umfragen sogar hinter der FPÖ gelegen, bei der Wahl aber doch mit großem Abstand vorne. Sie warnte darum vor „voreiligen Schlüssen“ angesichts aktueller Prognosen. Die Parteichefin beschenkte das Geburtstagskind – das am 14. September 1949 das Licht der Welt erblickte – unter anderem mit Rotwein aus der Toskana.