Ob Ballons, Zuckerln, Plüschbären, Wasserbälle oder Pflanzensamen – fast jede größere Partei hat in diesem Wahlkampf wieder in mehr oder weniger kreative Wahlkampfgeschenke investiert. Eine Ausnahme bleibt die Liste Jetzt, sie setzt nur auf Flyer. Für den Rest gehören etwa auch die Kugelschreiber ohnehin zur Standardware.
Verteil-Höhepunkt am Ende des Wahlkampfes
Eine Aufgabe dieser Wahlgeschenke ist etwa die Mobilisierung der Wähler. „Die Wähler müssen sich daran erinnern, aktiviert werden kurz vor der Wahl. Das ist eine wichtige Funktion: die Mobilisierung der sowieso zugeneigten Wähler“, sagt Julia Partheymüller. Die Deutsche forscht an der Universität Wien und beschäftigt sich mit diesem Thema.
So hat bei der vergangenen Nationalratswahl im Jahr 2017 jeder dritte Wähler angegeben, ein Geschenk bekommen zu haben. Diese Daten ergeben sich aus Untersuchungen im Zuge der Wahlstudie AUTNES. Besonders intensiv verteilen die Parteien ihre Geschenke und Botschaften demnach gegen Ende des Wahlkampfes. „Wahlkampfbotschaften sind oft kurzlebig, die Effekte verpuffen schnell. Die Leute müssen sich erinnern können. In den letzten Tagen intensiviert hineinzugehen, macht aus Sicht der Parteien Sinn“, so Partheymüller.
Die Aufgaben der Wahlgeschenke sind also vielfältig, die Wirkung dennoch begrenzt. „Wenn ich auf einer ganz anderen politischen Seite stehe, beeindruckt mich ein Ballon wenig.“ Aus Sicht der Forscherin könnten es sich die Parteien allerdings nicht leisten, komplett auf Geschenke zu verzichten. Die Wettbewerbssituation würde es verlangen, um keine negativen Effekte zu erzielen.
Wahlzuckerl als Gesprächsöffner
Für das Wahlergebnis sind diese Wahlzuckerl zudem prozentuell gesehen nicht relevant. Für die Parteien sind sie trotzdem wichtig: Aus strategischer Sicht. Denn viel wichtiger sei der persönliche Kontakt – und den versuchen Wahlhelfer über die Geschenke aufzunehmen.
„Wenn sie das nur so mitnehmen, sind die Effekte kleiner. Wenn man über das Geschenk jedoch in ein Gespräch reinkommt und dann eine persönliche Botschaft mitbekommt, dann ist der Effekt deutlich größer.“ Laut Forschung würden soziale Kontakte erheblich mehr Einfluss auf das Wahlverhalten haben, als viele andere Faktoren, so Partheymüller.
Die Daten zur heurigen Wahl gibt es naturgemäß erst danach – eines kann man aber jetzt schon sagen. Bei den Wahlgeschenken zeigen sich die Parteien diesmal sparsamer.