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wie wir wohnen
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Kultur

Wohnungstausch als Experiment

Sechzig Wienerinnen und Wiener werden an diesem Wochenende ihre Wohnung tauschen. Organisiert wird das Projekt vom Architekturzentrum Wien. Es ist Teil eines Kulturprogramms, den „Stadtlaboren“, und soll den Austausch zwischen Innen- und Außenbezirken fördern.

Einmal in einem schicken, holzverkleideten Wohnwagen übernachten oder in der Innenstadt-Altbauwohnung im Designer-Sessel Platz nehmen. Dieser Traum wird am Wochenende für rund vierzig Wienerinnen und Wiener wahr. Sie haben sich für das Projekt „wie wir wohnen“ des Architekturzentrums Wien angemeldet.

Mit dabei unter den Teilnehmenden sind sowohl Architekten mit ihren Familien als auch Studenten einer WG oder die Bewohner eines Gemeindebaus, viele der Unterkünfte befinden sich innerhalb des Gürtels. Getauscht werden 35 Wohnungen, dabei wird darauf geachtet, dass der Wohntypus gewechselt wird, also etwa Altbau gegen Neubau. Ziel des Wohnungstausches ist es, einen neuen Blickwinkel auf die verschiedenen Bezirke der Stadt und andere Wohnformen zu gewinnen.

Überraschende Perspektiven garantiert

Wohin es genau geht, bleibt bis zuletzt eine Überraschung. Das Projektteam entscheidet, wer mit wem die eigene Wohnung tauscht. Geld fließt übrigens keines, Voraussetzung für dieses Experiment ist also eine gute Vertrauensbasis. Wer sich auf das Experiment einlässt, kann jedoch neue Perspektiven auf die eigene Stadt gewinnen. So kann man etwa erleben, wie es ist, im eigenen Garten Kaffee zu trinken oder in einem Neubau im Nordbahnviertel auf einer Dachterrasse zu sitzen und den Sonnenuntergang zu genießen.

Forschender Blick gefragt

Projektorganisatorin Lene Benz vom Architekturzentrum betrachtet das Wohnexperiment auch als Forschungsprojekt: Teilnehmerinnen und Teilnehmer bekommen Forschungsaufgaben mit auf den Weg und sollen sich dadurch einen „forschenden Blick“ aneignen, um die unbekannte Wohnung und das neue Stadtviertel genau zu untersuchen. „Diese neuen Eindrücke zu gewinnen kann ein spannender Weg sein, sich in andere Lebensformen und Wohnverhältnisse einzufühlen“, so die Urban Designerin.

Sonntag Abend kommen alle Teilnehmer zusammen, um sich bei Getränken und Musik über ihre Erfahrungen auszutauschen. Ein Filmteam begleitet das Experiment und wer möchte, kann über seine neuen Erkenntnisse in Bezug auf das Wohnen in anderen Stadtteilen berichten. Die Aufnahmen werden zu einem Film verarbeitet, der im November bei einem Abschlussevent präsentiert werden soll.

Terrasse
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Genießen kann man zum Beispiel den Blick über das Nordbahnhofviertel

Bezirksübergreifendes Labor

Das Wohnexperiment ist eines von zwölf „Stadtlaboren“, die die Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) im März vorgestellt hat. Mit insgesamt 700.000 Euro fördert die Stadt bis Ende des Jahres Kulturprogramme in den Außenbezirken, um durch Kunst neues Leben in unterschiedlichste Stadtteile zu bringen.

Zu den Programmpartnern zählen neben dem Architekturzentrum auch lokale Institutionen wie das F23 in Liesing oder die Traktorfabrik in Floridsdorf. Veranstaltet werden unter anderem Marktkonzerte, ein Leseteppich für Kinder und Workshops und Aufführungen, die in Gemeindebauten über acht Bezirke verteilt stattfinden.