Zwei wildlebende Halsbandsittiche (Psittacula krameri), auch „Kleiner Alexandersittich“ genannt
dpa/Julian Stratenschulte
APA/ARGE Papageienschutz
Chronik

Papageien-Singlebörse im Tierschutzhaus

Wer gefiederte Alleinstehende unter die Haube bringen möchte, ist im Zentrum der Arbeitsgemeinschaft Papageienschutz bestens aufgehoben. Denn auf dem vereinseigenen Areal im Wiener Tierschutzhaus in Vösendorf werden Einzelvögel verpaart.

Papageien sind intelligent, neugierig, höchst gesellig und brauchen Zuwendung sowie Abwechslung beim Essen. Das macht die Haltung der Exoten nicht unbedingt leichter. Passt die Umgebung nicht, dann können Krankheiten, Federrupfen oder Dauerschreien, das so manches Wohnzimmeridyll empfindlich stört, die Besitzer an den Rand des Wahnsinns treiben. An jenen des Ruins sowieso. Denn die Papageienhaltung ist auch teuer. Dass die Tiere mehrere Jahrzehnte leben können, vereinfacht die Sache nicht.

„Zwangsverpaarung“ klappt nicht

Das Wegsperren der Tiere in kleine Käfige ist inzwischen untersagt. Den Vögeln muss, so ist in den Bestimmungen festgehalten, eine Voliere zur Verfügung stehen, die gewisse Anforderung zu erfüllen hat. Und: Papageien – zu denen übrigens auch Sittiche zählen – dürfen auch traute Zweisamkeit genießen. Genau genommen müssen deren Eigner sich darum kümmern, dass diese gewährleistet ist. Das ist im Tierschutzgesetz inzwischen ebenfalls zwingend vorgeschrieben.

Zwei Papageien
APA/ARGE Papageienschutz
Papageien dürfen nur zu zweit oder in Gruppen gehalten werden

Dementsprechend ist die Verpaarung einer der Schwerpunkte der Tätigkeit der Arbeitsgemeinschaft Papageienschutz, wie Vereinspräsidentin Nadja Ziegler erläuterte. Dazu bringen die Halter ihre tierischen Singles mit. Diese lassen sich nichts dreinreden und suchen sich ihre Partner dann selbst aus. Erzwingen lässt sich das Glück nicht, wie zu erfahren ist. Zum einsamen Papagei einfach nur ein zweites Exemplar zu gesellen funktioniert eher nicht.

Wochenlanges Abtasten

Nötig ist somit die passende Auswahl, um eine Gefährtin oder einen Gefährten zu finden. Die gibt es im Papageienzentrum: Rund 180 Grau- oder Edelpapageien, Aras, Amazonen sowie Kakadus tummeln sich dort in mehreren Großvolieren. In diesen dürfen die alleinstehenden Kandidaten auf Braut- bzw. Bräutigamschau gehen. Die jeweiligen Arten bleiben beziehungstechnisch übrigens unter sich, was jedoch durchaus üblich ist, sind gleichgeschlechtliche Paare.

Flottes Speed-Dating ist jedenfalls nicht angesagt. Bis der Funke überspringt, kann es mehrere Wochen dauern, heißt es im Papageienzentrum. Läuft es gut, dann wird daraus etwas Ernstes. Mitunter entstehen aber auch „nur“ platonische Freundschaften. Als schwierige Fälle gelten Tiere, die von Beginn an von Menschen aufgezogen wurden. Hier kann eine Fehlprägung vorliegen, die Tiere sind für die Reize der Artgenossen dann oft nicht mehr empfänglich.

Ohrenbetäubendes Schreien

Ein Besuch im Papageienzentrum ist jedenfalls eine Visite in einer exotischen Welt – die vor allem laut ist. Dass beim Eingang Gehörschutz mitgenommen werden kann, hat seine Berechtigung. Vor allem Aras machen gern mit ohrenbetäubendem Schreien auf sich aufmerksam.

Das Papageienzentrum muss möglicherweise demnächst umziehen. Denn der Mietvertrag im Tierschutzhaus – in dem man seit mehr als zehn Jahren untergebracht ist – läuft aus, wobei die Räumlichkeiten ohnehin längst zu klein sind, wie Ziegler berichtete. Derzeit gibt es Gespräche mit der Stadt, auch ein Grundstück für einen Neubau hat man bereits ins Auge gefasst.

Infofolder für Papageienhaltung

Gemeinsam mit der Wiener Tierschutzombudsstelle wurde nun auch ein neuer Infofolder erarbeitet, in denen gesetzliche Vorschriften und Empfehlungen bzw. eine umfangreiche Checkliste zur Papageienhaltung versammelt wurden. Die Frage, welche Papageienart angehenden Vogelbesitzern zu empfehlen ist, fällt im Papageienzentrum – zumindest was private Haushalte anbelangt – übrigens eindeutig aus: keine. Man sei sogar oft mit erfahrenen Haltern konfrontiert, die versicherten, dass sie sich das nie wieder antun würden.