Zaha-Hadid-Haus, Spittelauer Lände, Totale
Johannes Greß
Johannes Greß
Chronik

Zaha-Hadid-Haus: Prestigebau ohne Nutzen

Das Zaha-Hadid-Haus steht seit Jahren leer. Statt stillen Verfall möchte die Bezirksvorstehung Alsergrund soziale Einrichtung im Gebäude sehen. Doch da der Eigentümer „offensichtlich nicht interessiert“ ist, ist auch der Bezirk machtlos.

Eigentlich sollte es ein Wiener Prestigebau werden. Im Jahr 2006 wurde das nach der irakisch-britischen Stararchitektin Zaha Hadid benannte Haus an der Spittelauer Lände fertiggestellt. Im Untergeschoss sollten sich einige Restaurants einmieten und in den oberen Etagen sollten es Wohnungen für Studierende sein. Auch von einer Kunst- und Kulturmeile war einst die Rede. Daraus wurde so gut wie nichts.

Bau kostete zehn Millionen Euro

Das auf Stelzen gebaute Gebäude gleicht bis heute einem Geisterhaus: Restaurants siedelten sich erst gar keine an und auch die Wohnungen wollte kaum jemand mieten. Als sich dann offenbar auch der Eigentümer Stadterneuerungs- und Wohnungseigentumsges.m.b.H (SEG) aus dem Projekt zurückzog, wurde das Haus quasi sich selbst überlassen. Gekostet hatte der Bau zehn Millionen Euro, wovon zwei Millionen die Stadt Wien beisteuerte.

Fotostrecke mit 6 Bildern

Zaha-Hadid-Haus, Spittelauer Lände, Totale, Brücke
Johannes Greß
Spittelauer Lände 10: Als „Prestigebau“ initiiert gleicht das Gebäude heute einem Geisterhaus.
Zaha-Hadid-Haus, Spittelauer Lände, Totale
Johannes Greß
Graffiti statt Restaurants: Aus den ursprünglichen Plänen zum Haus wurde nichts.
Zaha-Hadid-Haus, Spittelauer Lände, Spittelau 10, SEG
Johannes Greß
Zumindest namentlich ist Eigentümer SEG an der Spittelauer Lände 10 noch präsent.
Zaha-Hadid-Haus, Spittelauer Lände, Totale
Johannes Greß
Die Bezirksvorstehung könnte sich soziale Einrichtungen im Gebäude vorstellen. Die Entscheidung darüber obliegt jedoch dem Eigentümer.
Zaha-Hadid-Haus, Spittelauer Lände, Graffiti
Johannes Greß
Von der geplanten „Kunst- und Kulturmeile“ ist heute nur wenig zu sehen.
Zaha-Hadid-Haus, Spittelauer Lände, Fernwärme, Turm, Spittelau
Johannes Greß
Das Stelzengebäude liegt zwischen den U4-Stationen Friedensbrücke und Spittelau

„Offensichtlich nicht interessiert“

Im Juni 2018 hieß es dann von Momo Kreutz (Grüne), stellvertretende Bezirksvorsteherin in Alsergrund, sie könne sich soziale Einrichtungen in dem Gebäude gut vorstellen. Auch in diesem Fall blieb es bei einem Wunsch.

„Wir können als öffentliche Hand hier nicht eingreifen“, erklärt die Alsergrunder Bezirksvorsteherin Saya Ahmad (SPÖ) nun auf Nachfrage von wien.ORF.at. Ginge es nach ihr, wünsche sie sich wie ihre Stellvertreterin „Raum für soziale Einrichtungen“. Allerdings sei das „Sache der SEG“. „Leider“, betont Ahmad, denn diese seien „offensichtlich nicht interessiert“.

Was der Eigentümer nun mit dem Bau vorhat, ist weiterhin unklar. Zumindest mit einem Plakat an der Außenfassade wirbt die SEG noch für „Appartements“. Dass sich von der Reklame potentielle Mieterinnen und Mieter überzeugen lassen, ist fraglich: Von außen sieht das Haus nach wie vor verlassen aus, die Fensterläden sind bis auf wenige Ausnahmen allesamt geschlossen. Auf die Frage, ob überhaupt noch jemand im Gebäude wohnt und was zukünftig mit dem Gebäude passieren soll, wollte sich Eigentümer SEG wie auch in der Vergangenheit trotz mehrmaliger ORF-Nachfrage nicht äußern.

Architektur-Ikone Hadid

Die im Jahr 2016 verstorbene Zaha Hadid lehrte von 2000 bis 2015 an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Bevor sie nach Österreich kam, lehrte sie bereits an renommierten Unis in Harvard, Cambridge und New York. Die im Irak geborene Hadid gewann als erste Frau den Pritzker-Architektur-Preis, einer der bedeutendsten Auszeichnungen in der Architektur-Szene.

In Wien geht auch das Library and Learning Center der WU Wien auf Pläne von Hadid zurück. Im Jahr 2015 erhielt sie das Große Goldene Ehrenzeichen der Republik Österreich. Das Haus an der Spittelauer Lände war eines der wenigen Wohngebäude, die sie entworfen hatte.