Paul Badura-Skoda sitzt am Klavier
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Kultur

Pianist Paul Badura-Skoda ist tot

Rund 70 Jahre war Paul Badura-Skoda auf den großen Konzertbühnen der Welt im Einsatz, ein rastloser Veteran der noblen Klavierkunst. Nun ist der gefeierte österreichische Pianist am Mittwoch im Alter von 91 Jahren verstorben.

Damit gehen Jahrzehnte Klavierkunst zu Ende, die beinahe nie begonnen hätten. Denn eigentlich hätte der am 6. Oktober 1927 in Wien geborene Badura-Skoda Ingenieur werden wollen. Übrig von diesem einstigen Berufswunsch blieb die Neugier, hinter die genaue Funktionsweise von Musikstücken zu blicken, und die Sammelleidenschaft für historische Instrumente.

„Nur die schnellen Stücke geübt“

Seine musikalische Begabung wurde jedoch früh erkannt und gefördert, ausschlaggebend für seine Laufbahn waren jedoch nicht zuletzt die Konzerterlebnisse bei Auftritten Edwin Fischers oder Wilhelm Furtwänglers während des Krieges. „Ich merkte in der Kriegszeit, dass in der Musik eine Kraft liegt, die Zerstörung überdauert“, erinnerte er sich einst in einer Dankesrede.

Pianist Paul Badura-Skoda aufgenommen am Montag, 1. Oktober 2007 in Wien
APA/Robert Newald
Badura-Skoda starb wenige Tage vor seinem 92. Geburtstag am 6. Oktober

Mit eben jenen Idolen sollte er schon wenig später in engeren Kontakt kommen. Nur zwei Jahre nach Beginn seines Studiums am Wiener Konservatorium gewann er den ersten Preis des Österreichischen Musikwettbewerbs und erhielt ein Stipendium für einen Meisterkurs bei Fischer. „Das Heizmaterial war damals so knapp, dass ich nur schnelle Stücke geübt habe, damit mir die Finger nicht an den Tasten festfrieren“, begründete Badura-Skoda mit Augenzwinkern die rasche Entwicklung seiner Technik.

Von Mozart bis Schubert

Furtwängler und Herbert von Karajan wurden 1949 erstmals auf den jungen Pianisten aufmerksam, ihre Einladungen zu internationalen Konzerten machten ihn praktisch über Nacht berühmt. Seine ersten Auftritte in Salzburg, New York und Tokio blieben als ausverkaufte Debüts in Erinnerung. Die folgenden 70 Jahre brachte er mit unermüdlichen Auftritten bei den wichtigsten Festivals und den bedeutendsten Konzertsälen der Welt zu.

Beachtlich ist auch das Schallplattenoeuvre des Vielarbeiters, das über 200 Einspielungen umfasst, darunter die kompletten Klaviersonaten von Mozart, Beethoven und Schubert. Bei Gramola ist vor zwei Jahren eine CD erschienen, die gleich zweimal Liszts h-moll-Sonate enthält – er könne sich selbst nicht entscheiden, welcher er den Vorzug gebe, schreibt Badura-Skoda im Booklet. Beide geben Zeugnis von einer unerschütterlichen Noblesse des Klavierspiels, die gerade in diesem Stück auf die schönste Art etwas Anachronistisches hat.

Paul Badura-Skoda sitzt am Klavier
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Bis zuletzt kümmerte sich Badura-Skoda auch um den Nachwuchs

Lehrer bis zuletzt

Als Lehrer hat sich Badura-Skoda jahrelang intensiv der Nachwuchspflege gewidmet, einer Verpflichtung, der er selbst heuer noch nachkam. Und auch als Sammler machte sich der technisch Interessierte einen Namen: Eine umfassende Kollektion wertvoller Tasteninstrumente, sowie ein großes Archiv von Autografen und Originalmanuskripten zeugen von seinem Wunsch, die technische Funktionsweise von Musik, sowohl in ihrer theoretischen Entstehung, wie auch in ihrer instrumentalen Umsetzung zu begreifen.

Umfangreich ist auch seine Sammlung von Auszeichnungen. 1976 erhielt er das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kultur, zwei Jahre darauf den Bösendorfer-Ring, 1998 die Goldmedaille der Stadt Wien. Seit zehn Jahren ist er Träger des Großen Silbernen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik und des Goldenen Ehrenzeichens der Stadt Wien. Und im Vorjahr verlieh die Wiener Musikuni Badura-Skoda die Ehrenmitgliedschaft.

„Magische Anziehungskraft“

Kulturminister Alexander Schallenberg zollte dem verstorbenen Pianisten via Aussendung seinen Respekt: „Sein Klavierspiel besaß eine magische Anziehungskraft, er schuf neue Dimensionen der Interpretation an diesem Instrument, die noch lange bei uns nachklingen wird.“ Badura-Skoda sei zweifelsohne einer der bedeutendsten Pianisten unserer Zeit gewesen.

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) würdigte den Pianisten als „eine Größe in der österreichischen Kulturszene, die er mit seiner Leidenschaft für die Kunst entscheidend mitgeprägt hat“. Auch Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) zeigte sich betroffen von der Todesnachricht: „Mit Paul Badura-Skoda verlieren wir einen großartigen Künstler, einen Meister seines Fachs, der sich immer als Diener der Musik verstanden hat.“