Eine Karte von Wien zeigt die Sprengelergebnisse
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Politik

Grüne und ÖVP eroberten SPÖ-Sprengel

Die großen Gewinner der Nationalratswahl – ÖVP und Grüne – sind auch die größten Gewinner auf Wahlsprengelebene in Wien gewesen. Während die Grünen von null auf 326 gewonnene Sprengel springen, hat sich die ÖVP mehr als verdoppelt.

Die Landkarte der Wiener Wahlsprengel ist im Vergleich zur vergangenen Nationalratswahl türkiser und grüner geworden. 2017 konnte die SPÖ noch 1.094 Wahlsprengel für sich entscheiden, diesmal waren es 737. Hinter der SPÖ folgen die ÖVP, die in 383 Sprengeln auf Platz eins steht und die Grünen mit 326. Die FPÖ konnte zwölf Sprengelsiege holen.

Klicken Sie sich durch die interaktive Karte. Der Wahlsprengel trägt immer die Farbe der stärksten Partei, wenn Sie darauf klicken, sehen Sie das gesamte Ergebnis. In weißen Sprengeln sind zwei Parteien an der Spitze gleich stark.

ÖVP-Zugewinne über der Donau

Dass die Karte gar so türkis aussieht, liegt aber vor allem daran, dass die ÖVP in den großen Wahlsprengeln außerhalb des Gürtels reüssieren konnte. Dazu zählt etwa der Sprengel 101 in der Donaustadt (rechts unten auf der Karte). In diesem gibt es insgesamt 949 Wahlberechtigte, 134 davon wählten ÖVP – die Mehrheit.

Altersheim nahe dem Kurpark Oberlaa
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Das prozentuell beste Ergebnis in Wien holte die ÖVP in einem Altersheim

Kleinste Einheit

Ein Wahlsprengel ist die kleinste Verwaltungseinheit, die das österreichische Wahlrecht vorsieht. In größeren Gemeinden soll die Unterteilung der Wahlkreise in Wahlsprengel den Wahlvorgang erleichtern.

Die ÖVP konnte vor allem von der SPÖ Sprengel gewinnen. Im direkten Vergleich gingen 174 Wahlsprengel von den Sozialdemokraten an die Volkspartei, den umgekehrten Weg machten nur vier Sprengel. Die FPÖ musste 50 Sprengelsiege an die ÖVP abgeben, zurück kam keiner.

Stark war die ÖVP auch in den Flächenbezirken Floridsdorf, Donaustadt und Liesing. In Transdanubien wechselten vor allem SPÖ-Sprengel zur ÖVP. Im beinahe gleichen Ausmaß gewann die SPÖ aber FPÖ-Sprengel, weswegen vor allem die FPÖ Verluste verkraften musste. In Liesing wechselten sowohl SPÖ- als auch ÖVP-Sprengel gleichermaßen zur Volkspartei. Ihren stärksten Sprengel holte die ÖVP dann wie schon bei der vergangenen EU-Wahl im Favoritener Sprengel 130: In einem Altersheim beim Kurpark Oberlaa mit 53,1 Prozent der Stimmen.

Yppenmarkt
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Rund um den Yppenplatz ist fast jeder Zweite Grünwähler

Grüne gewinnen in Innenstadtbezirken

Eindeutiger ist, woher die Grünen ihre Sprengel bekamen: 308 der 326 kamen direkt von der SPÖ. Dabei handelte es sich vor allem um die Sprengel in den Bezirken innerhalb des Gürtels. In den Bezirken zwei bis neun konnten die Grünen 219 Wahlsprengel erobern – insgesamt sind es 322. Typisch ist aber auch die Schwäche in den Bezirken außerhalb des Gürtels, da reichte es nur zu 107 gewonnenen Sprengeln von 1.105.

Die Grünen selbst waren bei der letzten Wahl komplett abgestürzt. Von damals 245 gewonnen Wahlsprengeln stürzten sie auf null. Auch in typisch grünen Bezirken wie Neubau blieb man damals deutlich hinter den Erwartungen. Dieses Mal konnten also nochmal mehr als beim bisherigen Rekord 2013 geholt werden. Der stärkste Sprengel ist aber dennoch nicht am Neubau zu finden, sondern mit 45,3 Prozent in Ottakring (Sprengel sechs) rund um den Yppenplatz.

Der Hermine-Fiala-Hof in Favoriten
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Rund um den Hermine-Fiala-Hof in Favoriten wählten drei Viertel die SPÖ

SPÖ gewinnt in Flächenbezirken

Die SPÖ hat nicht nur stimmenmäßig am meisten verloren (minus sechs Prozent in Wien), auch bei den Wahlsprengelsiegen mussten die Sozialdemokraten eine Niederlage einstecken. 357 Sprengel weniger holte die SPÖ diesmal. Die Verluste waren vor allem in den Innenstadtbezirken, wo die Grünen gleichzeitig erstarkten.

Gerade in den großen Flächenbezirken – mit Ausnahme von Liesing – konnte die SPÖ ihre Bilanz von 2017 halten. In Floridsdorf steht ein Plus von sieben Sprengeln im Vergleich zur letzten Wahl. In Favoriten und Simmering sind es mit 15 bzw. 18 Sprengeln zusätzlich sogar stark höhere Ergebnisse. Beispielhaft für das starke Abschneiden in Favoriten ist der stärkste SPÖ-Sprengel: Im Favoritner Sprengel 83, rund um den Hermine-Fiala-Hof, erreichte die Partei 74,7 Prozent.

Heinz-Nittel-Hof Gemeindebau in Floridsdorf
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Der Heinz-Nittel-Hof in Floridsdorf ist seit Jahren bei den FPÖ-Ergebnissen weit vorne dabei

FPÖ mit starken Verlusten

Für die FPÖ sieht die Wienkarte wenig erfreulich aus. Aus 177 blauen Sprengeln wurden dieses Mal zwölf. Der Verlust wird deutlich in Floridsdorf (minus 44) und der Donaustadt (minus 30), aber auch in Simmering, wo die FPÖ ebenfalls 30 Wahlsprengel weniger gewinnen konnte. Im einzig blau regierten Bezirk Wiens haben die Freiheitlichen einen Sprengelsieg erringen können – einen Sprengelsieg konnten dort auch die Grünen erreichen.

Profitieren konnte vor allem die SPÖ von der Schwäche der Freiheitlichen, die 114 Sprengel von der FPÖ eroberte. Ihr stärkstes Ergebnis holte die FPÖ in Floridsdorf (Sprengel 103). Dort liegt der Heinz-Nittel-Hof, in dem die FPÖ schon bei den vergangenen Wahlen starke Ergebnisse einfahren konnte.

Pötzleinsdorf
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Knapp ein Viertel der Bewohnerinnen und Bewohner in einem Sprengel in Pötzleinsdorf wählten NEOS

NEOS kam Sprengelsieg am nähesten

Bei keiner anderen Parteien reichte es zu einem Sieg in einem Wahlsprengel. NEOS kam dem noch am nächsten: Im Wahlsprengel 39 in Währing wählten 23,6 Prozent der Wählerinnen und Wähler die Partei. Damit kam man in dem Gebiet in Pötzleinsdorf immerhin auf den zweiten Platz hinter der ÖVP. Die stärksten Ergebnisse fuhr NEOS erwartungsgemäß in den Bezirken im Westen Wiens ein – in Hietzing, Währing und Döbling.

Nicht mal in die Nähe eines Sprengelsiegs kamen die übrigen Parteien. JETZT erreichte in der Inneren Stadt beim Schwedenplatz 8,3 Prozent der Stimmen. Die KPÖ war in Rudolfsheim-Fünfhaus mit 3,7 Prozent am stärksten. Die Bierpartei erreichte auf der Landstraße, an der Ecke Kleistgasse/Kölblgasse drei Prozent – mit neun Stimmen. Und Wandel war mit 2,7 Prozent mitten in der Donaustadt am stärksten, in einem grünen Wahlsprengel.