Chronik

Mobbing an Schulen: 300 Anrufe bei Hotline

Eine Anzeige bei der Polizei schalten oder das Jugendamt informieren? Besonders im Umgang mit Minderjährigen sind solche Entscheidungen für Lehrkräfte heikel. In diesen Fällen hilft das Soforthilfe-Telefon der Wiener Bildungsdirektion.

Seit das Soforthilfe-Telefon für Lehrkräfte im Oktober vergangenen Jahres ins Leben gerufen wurde, klingelte in der Wiener Bildungsdirektion rund 300-mal das Telefon. Meistens sind es Lehrerinnen und Lehrer, die die Hotline nutzen und anonym um Rat bitten. Aber auch Schülerinnen und Schüler sowie Eltern greifen regelmäßig zum Hörer.

Mobbing und Schwänzen

Lehrkräfte werden oftmals „verbal attackiert oder auch körperlich und dürfen sich nicht verteidigen“, erklärt Angelika Zimmermann-Engel vom Soforthilfe-Telefon gegenüber Radio Wien. In solchen Fällen warten am anderen Ende der Leitung geschulte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bildungsdirektion und geben Rat. Oftmals geht es in den Gesprächen um belastende Arbeitssituationen, Mobbing, Inklusion und Schuleschwänzen. Also all jene Themen, bei denen zwischen Schülerinnen, Lehrern und Eltern Reibereien entstehen können.

Schülerinnen, Schüler, Lehrer, Klassenzimmer
ORF.at/Zita Klimek
Konflikte zwischen Schülerinnen und Schülern stellen Lehrkräfte immer wieder vor Herausforderungen.

Soforthilfe-Telefon

Unter der Telefonnummer 01/52525-77 777 können sich Lehrerinnen und Lehrer, Eltern sowie Schülerinnen und Schüler von Wiener Schulen während des Schuljahres Montag bis Freitag von 9.00 bis 16.00 Uhr direkt, rasch und anonym Hilfestellung holen.

Nicht selten spielen rechtliche Belange eine Rolle, wie Zimmermann-Engel erklärt. Lehrerinnen und Lehrer stünden oftmals vor der Entscheidung: „Soll ich wirklich eine Anzeige gegen einen Minderjährigen erstatten, die vermutlich eingestellt wird? Oder ist es nicht gescheiter, wenn der Polizist in die Klasse kommt und erklärt, was die Folgen wären?“ Andere Fälle betreffen beispielsweise die Frage, ob und wann eine Lehrkraft das Jugendamt einschalten sollte.

Evaluation im November

In mehr als 50 Prozent der Fälle sind es Lehrkräfte, die die Hotline nutzen. In einem Drittel der Fälle sind es Eltern. Schülerinnen und Schüler machen lediglich vier Prozent der Anrufe aus. Die restlichen neun Prozent entfallen auf unterschiedlichste Bereiche, die mit Schule in Verbindung stehen.

Im November findet in der Bildungsdirektion der dritte Runde Tisch gegen Gewalt an Wiens Schulen statt, wo die bisher gesetzten Maßnahmen auf ihre Wirksamkeit bewertet werden. Daran Teil nehmen sämtliche Vertreterinnen und Vertreter, die mit dem Thema befasst sind, also etwa Polizei, Kinder- und Jugendhilfe, Schulpsychologinnen und -psychologen sowie Vertreterinnen und Vertreter einzelner Religionsgemeinschaften.