Strache
APA/HELMUT FOHRINGER
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Politik

Strache: Von Ibiza zu DAÖ

Heinz-Christian Strache wandelt nach seinem FPÖ-Ausschluss und der angekündigten Spitzenkandidatur für DAÖ auf den Spuren Jörg Haiders. Mit dem Unterschied, dass Strache seine neue Partei nicht wie Haider im Bund, sondern in Wien als Listenerster anführen will.

Wie Haider katapultierte auch Strache die FPÖ zuvor in lichte Höhen, bescherte ihr tiefe Abstürze – und wurde am Ende aus der Partei ausgeschlossen. Den Grundstein für seinen nunmehrigen Weg legte Strache – unfreiwillig – bereits im Sommer 2017 auf Ibiza, als er die Falle eines „Lockvogels“ tappte.

Im Mai 2019 wurde das auf Ibiza aufgezeichnete Video publik. Einer vermeintlichen russischen Millionärin hatte Strache bei dem Treffen etwa dargelegt, wie sie am Rechnungshof vorbei eine Spende an die FPÖ deponieren könnte. Der Rest ist Geschichte: Die Regierung mit der ÖVP platzte, Strache legte Obmann- und Vizekanzlerschaft nieder.

Jörg Haider und Strache 2004
APA/Herbert Pfarrhofer
2004 wurde Strache, hier mit dem damaligen Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider, Chef der Wiener FPÖ

Start als jüngster Bezirksrat

So hat sich Strache das Ende seiner langjährigen Parteikarriere sicher nicht vorgestellt: Schon mit 21 Jahren begann er die blaue Leiter hinaufzuklettern und wurde 1991 jüngster Bezirksrat in Wien-Landstraße. Nebenbei wurde Strache zum Zahntechniker ausgebildet und auch relativ früh Vater von zwei Kindern mit seiner damaligen, einer prominenten Wiener Gastronomenfamilie entstammenden Ehefrau.

Rasch Hoffnungsträger der Wiener FPÖ

Politisch ging es flott nach oben. Lange vor seinem 30. Geburtstag angelte er sich ein Mandat im Wiener Landtag und galt rasch als Hoffnungsträger der traditionell starken Landesgruppe. Anfangs noch Fan Jörg Haiders, hantelte er sich während Schwarz-Blau zu dessen stärkstem parteiinternen Kontrahenten hoch. Strache war auch eine der prominentesten Figuren des Knittelfelder Delegiertentreffens, das Susanne Riess aus Partei und Politik trieb, und Straches steigende Popularität war wohl Anlass für Haider, sich mit dem BZÖ aus der FPÖ zu verabschieden.

Damit war früher und unter anderen Umständen als von ihm selbst gewünscht die Stunde Straches an der Spitze der Freiheitlichen gekommen, denen er seit 2005, also rund 14 Jahre, unumstritten vorstand. Umgeben von einem treuen Stab um Herbert Kickl, Harald Vilimsky und Norbert Hofer konsolidierte er die Partei sowohl finanziell als auch beim Wähler. Auch immer wiederkehrende Vorwürfe aus der Vergangenheit – etwa sein „Drei Bier“-Gruß und Jugendfotos mit angeblichen „Wehrsport“-Übungen – stoppten Straches Weg nach oben nicht. Anti-EU- und -Islampolitik erwiesen sich als beständige Wahlkampfschlager.

Auftritte über die Jahre immer staatsmännischer

Der Niedergang der SPÖ-ÖVP-Koalition beförderte ihn in Umfragen im Jahr 2017 zeitweise sogar klar an die Spitze. Erst Sebastian Kurz’ Kür zum ÖVP-Obmann ließ die Freiheitlichen ein wenig nach unten sacken. Das hatte für Strache, inzwischen mit einer ehemaligen SPÖ-Assistentin verheiratet, mit der er zu Neujahr zum dritten Mal Vater wurde, aber auch seinen Vorteil. Denn der neue ÖVP-Chef scheute sich nicht, Strache und seine Getreuen in die Regierung zu holen.

Norbert Hofer, Heinz-Christian Strache und Philippa Strache
APA/Hans Klaus Techt
Straches Nachfolger Hofer zog die Reißleine

Dass Kurz sich das traute, hatte der FPÖ-Chef aber auch einem eigenen Imagewandel zu verdanken. Vertrieb Strache früher potenzielle Partner mit eher rüden Wahlkämpfen und wenig geschmacksicheren Auftritten, etwa mit einem Burschenschafter-Käppchen am Kopf bei der Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem, gab er sich über die Jahre immer staatsmännischer. 2017 lotete dann sogar der damalige SPÖ-Chef Christian Kern eine Zusammenarbeit aus.

In Regierungsfunktion angekommen machte Strache selbst inhaltlich nicht viel, was auch mit seinen schmalen Ressorts öffentlicher Dienst und Sport zusammenhing. Mehr inszenierte er sich als Ehemann, Papamonat-Vater und Hundefreund.

Spesenvorwürfe gegen Strache

Sein politisches Ende bei der FPÖ wollte Strache aber von Anfang an nicht akzeptieren. Seine ständigen Wortmeldungen und letztendlich die Spesenvorwürfen gegen ihn brachten dann das Fass zum Überlaufen. Sein Nachfolger Hofer zog schließlich die Reißleine, und Strache wurde aus der FPÖ ausgeschlossen – einen Tag nachdem abtrünnige Wiener Gemeinderäte Die Allianz für Österreich (DAÖ) aus der Taufe gehoben hatten.

Die Spesenvorwürfe gegen Strache waren just eine Woche vor der Nationalratswahl im September aufgetaucht. Bei der Wahl stürzten die Freiheitlichen auf 16 Prozent ab – nur wenige Prozentpunkte über jener Marke, an der Strache die Partei einst abgeholt hatte.

Für innerparteilichen Ärger sorgte davor auch Straches langes Zögern, auf sein mittels Vorzugsstimmen erzieltes EU-Mandat zu verzichten. Erst nachdem die Partei Straches Ehefrau Philippa mit einem aussichtsreichen Listenplatz für die Nationalratswahl ausgestattet hatte, legte Strache seine Ansprüche zurück. Philippa Strache wurde ebenfalls aus der FPÖ ausgeschlossen – sie ist derzeit „wilde“ Abgeordnete im Nationalrat.