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Kultur

Volkstheater: Zweigstellen infrage gestellt

Ab der Saison 2020/21 wird Kay Voges Direktor des Volkstheaters Wien. In einem Interview stellt er nun die Zweigstellen Volx/Margareten und die Bezirkstournee infrage. Der designierte Chef sieht ein Finanzierungsproblem.

Unterbesetzung und dadurch zu viele Überstunden attestierte der designierte Volkstheater-Intendant dem Theater in einem APA-Interview. „Wenn wir weniger Geld haben, müssen wir vielleicht auch Konsequenzen daraus ziehen. Wenn die Belegschaft so viele Überstunden machen muss, dann spielen wir vielleicht weniger Vorstellungen.“ Voges zieht dabei Parallelen zum Hamburger Schauspielhaus oder dem Burgtheater, die teilweise viermal so viele Subventionen wie das Volkstheater bekommen – aber gleich viele Produktionen zeigen.

Kay Voges im Theater in Dortmund
APA/Wolfgang Huber-Lang
Kay Voges war seit 2010/11 Direktor im Schauspiel Dortmund

Das Volkstheater erhält eine Subvention von zwölf Millionen Euro. „Die Findungskommission hat ja gesagt, diesem Haus fehlen mindestens drei Millionen Euro, zwei will die Stadt Wien drauflegen, eine weitere Million wird vom Bund erwartet. Ich hoffe wirklich sehr, dass dies von der künftigen neuen Bundesregierung auf der Agenda ganz nach oben gesetzt wird“, so Voges. Um die prekäre Situation zu ändern, müssen Strukturveränderungen und höhere Subventionen her.

Rechnungshofbericht „nicht überraschend“

Eine unmittelbare Änderung könnte etwa eine Reduzierung der Produktionen sein. „Ich glaube, dass wir im Großen Haus auf gar keinen Fall weniger Produktionen machen dürfen, aber die Frage, wie viel Energie und finanziellen Aufwand müssen wir ins Volx/Margareten stecken, ist eine sehr berechtigte Frage. Dasselbe wird die Bezirkstournee betreffen“, sagte er zur APA.

Diese Spielstätten hatte er bei seiner Antrittspressekonferenz noch verteidigt. Nach dem kürzlich veröffentlichten Rechnungshofbericht „hinterfrage ich gerade alles“, so Voges. Überrascht habe ihn der Bericht nicht. In den letzten Monaten habe er „sehr intensiv versucht“, sich in die Zahlen einzuarbeiten. Überrascht habe ihn hingegen der Kollektivvertrag: „Der muss dringend überholt werden. Er ist mit ein Grund für die prekäre Situation des Volkstheaters.“

Listenweise Fragen nach Wien

Der Deutsche ist seit 2010/11 Direktor am Schauspiel Dortmund. In den letzten Monaten versuchte er sich in die Wiener Theaterlandschaft einzuarbeiten. „Ich schicke noch immer listenweise Fragen nach Wien, um zu verstehen, wie das Volkstheater funktioniert und wie auch die österreichische Kulturpolitik funktioniert.“ Demnächst wird er für längere Zeit in Wien sein – auch um am Burgtheater ein Stück zu inszenieren. Dabei will er weitere Gespräche führen. Wer in „seinem“ Volkstheater auf der Bühne stehen wird, will er noch nicht verraten.