Polizistinnen vor einem Computer
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Gesundheit

Polizeischulung für Umgang mit Dementen

Amtshandlungen mit dementen Personen, die sich verirren, gehören für Polizisten zum Berufsalltag. In Wien gibt es derzeit 21 demenzfreundliche Polizeistationen, in denen ein Großteil der Beamten einen entsprechenden Kurs absolviert hat.

Ausrücken, weil jemand verloren gegangen ist – das ist Alltag bei der Polizei. Martina Huszar, Sicherheitskoordinatorin der Wiener Polizei, erklärt den Umgang mit Demenzkranken: „Da kann es hilfreich sein, dass man bei der Fragestellung darauf achtet, dass nicht drei Polizisten zugleich auf die Person einreden, sondern dass sich eine Person die Zeit nimmt, in Ruhe mit der betroffenen Person zu sprechen. Und dass nicht offene Fragen gestellt werden, sondern gezielte Fragen, die mit Ja oder Nein beantwortet werden können.“

Polizistinnen im Gespräch mit einer Frau
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Die Polizei arbeitet mit Seniorenheimen eng zusammen

Entwickelt von Wissenschaftern

Den richtigen Umgang mit Dementen können Polizeibeamte seit zweieinhalb Jahren auf der E-Learning-Plattform des Innenministeriums lernen. Es ist ein Onlinekurs, von Wissenschaftlern entwickelt, der innerhalb weniger Stunden Grundlagenwissen über die Krankheit Demenz vermittelt und so alltagsnah wie möglich ist. „Wir haben in dieses Lernprogramm Alltagssituationen, mit denen Polizistinnen und Polizisten konfrontiert sind, eingebaut, und Lösungsmöglichkeiten werden angeboten. Die Beamten können lernen, Konfliktsituationen optimal zu lösen“, sagte Stefanie Auer, die Leiterin des Zentrums für Demenzstudien an Donau-Uni Krems.

TV-Hinweis

Der ORF widmet sich in „Bewusst gesund“ dem Leben mit Demenz. Täglich von 12. bis 19. Oktober, auch in „Wien heute“ – mehr dazu in bewusstgesund.ORF.at.

Um demenzkranke Menschen, die abgängig sind, schnell zu finden, sind Grätzlpolizisten in Wien mit Senioreneinrichtungen gut vernetzt. Nach einer Bewohnerin im Pensionistenwohnhaus Haus Augarten muss oft gesucht werden, sagt Eva Steiner, Teamleiterin im Wohnhaus: „Die geht immer wieder weg, lässt sich ganz schwer überreden, hier im Haus zu bleiben. Irgendwann kommt es dann vor, dass sie nicht mehr nach Hause findet, und dann geben wir die Vermisstenmeldung auf.“

Schulung erleichtert Arbeiten

Die Polizeistation Simmeringer Hauptstraße ist als demenzfreundliche Dienststelle zertifiziert, weil mehr als 70 Prozent der Bediensteten den freiwilligen Demenz-Kurs absolviert haben. Hier haben sogar alle den Kurs gemacht, das war Peter Gusel, dem Kommandanten der Polizeiinspektion, wichtig: „Es erleichtert das Ersteinschreiten, wenn man das Programm durcharbeitet. Es erleichtert das Arbeiten.“ Die meisten abgängigen Senioren würden relativ schnell wieder gefunden, heißt es. Einige seien ja schon alte Bekannte.