Die Wiener Galeristen und Sammler Dagmar und Manfred Chobot am Donnerstag, 17. Oktober 2019, vor einer Arbeit von Bruno Gironcoli.
APA/WOLFGANG HUBER-LANG
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Kultur

800 Chobot-Sammelwerke für Albertina

Dagmar und Manfred Chobot schenken der Albertina 800 Werke aus ihrer Sammlung. Der Schätzwert beträgt rund drei Millionen Euro. Das Ehepaar will auf diese Art und Weise den Bestand seiner 1968 begründeten Sammlung für die Zukunft sichern.

„Schon als wir nach unserer Heirat 1968 begonnen haben, gemeinsam Kunst zu sammeln, haben wir uns vorgenommen: Einmal werden wir der Albertina alles schenken“, sagte das Paar in einem Gespräch mit der APA. 650 Werke hat die Albertina schon jetzt übernommen, 150 weitere sind bereits ins Eigentum der Albertina übertragen worden, verbleiben aber – wie etwa ein großformatiges Gemälde von August Walla im Esszimmer – bis zum Ableben der Stifter noch in deren Verwahrung. „Wir wollen schon noch von Kunst umgeben sein und uns nicht Poster an die Wände hängen müssen“, so Manfred Chobot.

„Ganz wichtige Bereicherung“ für Albertina

Albertina-Generaldirektor Klaus Albrecht Schröder selbst nennt die Schenkung „ihrem Umfang und ihrer Qualität nach eine ganz wichtige Bereicherung der Sammlungen für Gegenwartskunst in der Albertina". Er habe seit vielen Jahren das Programm der Galerie Chobot aus nächster Nähe verfolgt. Deren unschätzbares Verdienst sei ja nicht zuletzt, der österreichischen Skulptur eine Bahn gebrochen zu haben. Schröder sichtete persönlich bei den Chobots die hauptsächlich österreichische Kunst der 1970er und 80er Jahre umfassenden Sammlungsbestände. Er wählte jene Werke und Werkgruppen aus, die in seinem Museum Lücken schließen.

Die Wiener Galeristen und Sammler Dagmar und Manfred Chobot am Donnerstag, 17. Oktober 2019, vor einem Gemälde von August Walla.
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Die Wiener Galeristen und Sammler Dagmar und Manfred Chobot vor einem Gemälde von August Walla

Und so wechselt ein großer Teil der Art-Brut-Sammlung der Chobots an die Albertina, über 250 Zeichnungen des Wiener Zeichners Karl Anton Fleck (1928–1983) samt umfangreichen Materialien, Werke u. a. von Jürgen Messensee und Henri Michaux sowie umfangreiche Werkblöcke von Ernst Zdrahal, Othmar Zechyr, Bruno Gironcoli und Alfred Hrdlicka, von dem ein 300 Kilogramm schwerer Steintorso noch mitten in einem der Zimmer auf dem Parkett liegt. Insgesamt sind es rund 800 Werke im Schätzwert von rund drei Millionen Euro. Rund noch einmal so viele Werke verbleiben im Besitz der Chobots. Eine weitere Schenkung, diesmal an das Wien Museum, ist bereits fixiert.

Erste Einblicke ab 13. Dezember

Im Lauf eines halben Jahrhunderts Sammler- und Galeristentätigkeit trugen die Chobots eine große Kunstsammlung zusammen. Die Wohnung der Wiener Galeristin Dagmar Chobots und des Autors Manfred Chobot in Ottakring war von Anfang an Künstlertreff und ab 1971 jeden Montagabend auch offiziell die „Galerie Yppen“. Später wurde sie in „Galerie Chobot“ umbenannt und der Galerienbetrieb 1983 in die Domgasse in die Wiener Innenstadt übersiedelt. In der Wohnung bedeckten Kunstwerke und Bücherregale bald jeden freien Quadratzentimeter Wand. Das ist auch heute noch so.

Ab 13. Dezember wird die Albertina in einer Sonderausstellung einen ersten Einblick in die Sammlung Chobot geben, vertraglich ist auch eine Karl-Anton-Fleck-Ausstellung innerhalb der kommenden drei Jahre vereinbart. „Ich denke, es wird aber auch einiges aus unserer Sammlung zur Eröffnung der ‚Albertina modern‘ im Künstlerhaus zu sehen sein“, sagte Dagmar Chobot.

Skulpturenpreis künftig abwechselnd mit Literaturpreis

Zuvor wird am Donnerstag im Leopold Museum zum vierten Mal der Dagmar Chobot Skulpturenpreis vergeben. Für die 10.000-Euro-Dotierung des Preises, für den eine Jury Alfredo Barsuglia, Cäcilia Brown, Julian Göthe, Bernd Oppl, Marusa Sagadin und Anne Schneider nominiert hat, kommt die Galeristin derzeit im jährlichen Wechsel mit der Bildrecht-Verwertungsgesellschaft privat auf. Doch auch hier gibt es ein Zukunftsprojekt: Nach dem Tod des Paares sollen aus den Mieteinnahmen des Hauses beim Yppenplatz zwei Preise finanziert werden – abwechselnd mit dem Dagmar Chobot Skulpturenpreis wird es dann auch einen Manfred Chobot Literaturpreis geben.