Heuriger in Wien
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Wirtschaft

Immer weniger Heurige in Grinzing

In Wien geht die Zahl der Heurigen zurück. Rund 120 gibt es derzeit laut Wirtschaftskammer noch. Den größten Rückgang hat es in den vergangenen Jahrzehnten in den Heurigengebieten in Döbling gegeben – und diese Entwicklung setzt sich weiter fort.

Zugesperrt statt ausgesteckt: Mit Ende Dezember ist Schluss beim Heurigen von Werner Welser in der Probusgasse. Der Grund sei das Alter, sagt Welser. Er hat das Heurigenlokal verkauft. Im April soll es dann wieder aufsperren, klassischer Heurigen mit eigenem Wein sei es dann aber keiner mehr.

Auch beim Heurigen Zimmermann in der Armbrustergasse wird es zu Veränderungen kommen. Bis Ende nächsten Jahres sei er noch da, sagt der Heurigenwirt. Was dann kommt, will er noch nicht sagen. Nur so viel: Es würden „super Preise“ bezahlt in der Gegend. Auch beim Heurigen „Zum Eberl“ in der Iglaseegasse wird sich in „ein bis zwei Jahren“ etwas ändern. Dann geht der derzeitige Pächter nämlich in Pension.

Probleme mit Anrainern und Nachfolge

Beim Heurigen Feuerwehr Wagner in der Grinzinger Straße ist vom Zusperren keine Rede. Allerdings macht ein Anrainer Probleme, weil ihm der Heurigenbetrieb zu laut ist. Mehrere Heurigenbetreiber klagen auch über das Rauchverbot.

Klassische Heurigen vs. gewerbliche Betriebe

Bäuerliche Heurigenlokale dürfen ausschließlich selbsterzeugte Getränke (Mineralwasser, Sodawasser und kohlensäurehaltige Getränke sind jedoch gestattet) und kalte Speisen verkaufen. Ein gewerblicher Buschenschank (mit Konzession) darf auch warme Speisen und zugekaufte Getränke anbieten.

Einen „G’spritzten“ konnten die Wienerinnen und Wiener in den 1950er Jahren noch in mehr als 500 Heurigen trinken. Mittlerweile ist die Zahl auf rund 120 geschrumpft, 40 davon sind klassische Buschenschanken, sagt Peter Dobcak, Gastroobmann in der Wiener Wirtschaftskammer. Auf eine etwas geringere Anzahl kommt die Wiener Landwirtschaftskammer. Dort sprach man zuletzt von rund 100 Heurigen, die es noch gibt.

Die Gründe für den Rückgang sind vielfältig. Es findet sich keine Nachfolge, bei Umbauten sind bürokratisch aufwendige Betriebsanlagengenehmigungen erforderlich und die Konkurrenz aus der Stadt ist groß – mehr dazu in Immer weniger Heurige in Wien. Konstant blieb hingegen die bepflanzte Rebfläche in den vergangenen Jahren. 2006 wurden in Wien auf 644 Hektar Wein angebaut. Im Vorjahr waren es 645 Hektar. Fast die Hälfte davon befindet sich in Döbling, die kleinsten Weinbauflächen sind in Hietzing, Ottakring und der Donaustadt.