Ein Aschenbecher steht mit einer rauchenden Zigarette an der Theke
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Chronik

Rauchverbot: „Man kann’s eh nicht ändern“

Das Rauchverbot in der Gastronomie ist jetzt endgültig in Kraft. Die Art der Umsetzung ist von Betrieb zu Betrieb unterschiedlich: Vom Zigarettenverbot am Vortag bis zur Rauchverbotsparty inklusive gemeinsamer „letzter Tschick“ und Countdown ist alles dabei.

Das Cafe Falk in der Donaustadt ist als Institution über die Bezirksgrenzen hinaus bekannt „für die langen Öffnungszeiten, den guten Kaffee und die freundlichen Kellnerinnen“, erzählt Wolfgang Falk, Inhaber in der dritten Generation. Das Lokal ist gut besucht, geraucht wird aber noch ausschließlich drinnen. Bei den frostigen Außentemperaturen ist das durchaus verständlich.

Wie schon vor zehn Jahren, als er 30.000 Euro in die Abgrenzung der Bereiche für Raucher und Nichtraucher und in Lüftungsanlagen investiert hat, erwartet Falk durch das Rauchverbot einen Umsatzeinbruch von 20 bis 30 Prozent. „Wir sind nicht in der Innenstadt, wir sind am Rand, bei uns ist das anders. Die Leute gehen bewusst ins Cafe Falk.“

Der Raucherraum im Café Falk
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Bis Mitternacht durfte im Cafe Falk geraucht werden

Aschenbecher bis Mitternacht

Als erfahrener Wirt ist er aber vorbereitet und will gegensteuern: Die Öffnungszeiten werden verkürzt und die wöchentliche Livemusik bleibt aus – zumindest so lange, bis sich der Umsatz wieder erholt. Auch die Gäste sind ziemlich gelassen. „Man kann’s eh nicht ändern“ und „Wir müssen halt damit leben“ sind hier die häufigsten Aussagen. Akzeptanz ist der Begriff der Stunde.

TV-Hinweis

„Wien heute“, 1. November, 19.00 Uhr, ORF 2

An rauchende Gäste hat sich Falk längst gewöhnt: „Mehr als ich im Rauch gstand’n ist nur der Leopold Hawelka, und der ist 100 gword’n“, deswegen dürfen die Gäste auch bis zuletzt im Lokal rauchen. Zehn Minuten vor Mitternacht werden dann die Aschenbecher von den Tischen geräumt. „Danach geben wir den Rauchern Aschenbecher mit raus und sie bringen die wieder rein. Das gibt keine Probleme“, erklärt Falk.

Bitte leise rauchen – Schrift auf Fenster
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Vor allem in der Innenstadt sorgen sich die Betreiber um Beschwerden von Anrainern aufgrund des Lärms

Erleichterung für die Waschmaschine

Auch in der Innenstadt, im Gasthaus Sapa in der Zollergasse, darf bis zum Schluss geraucht werden. „Und dann werden wir die Aschenbecher abräumen und die Leute höflich bitten, nicht mehr zu rauchen. Falls sie rauchen wollen, dann vor der Tür – ohne die Gläser und bitte leise“, sagt Kellner Christopher Wagner. Um Punkt Mitternacht sollen auch „Rauchen verboten“-Sticker angebracht werden.

Viele Gäste im Lokal begrüßen das Verbot. Eine Nichtraucherin ist „saufroh“, eine andere findet, das Essen schmecke ohne den Rauch besser. Auch eine Kellnerin betont die positiven Seiten: „Diese ewige Wäschewascherei hört endlich auf, das Gwand stinkt dann ja nicht mehr.“ Gespannt ist sie aber, wie laut es vor dem Lokal sein wird, wenn alle draußen rauchen: „Das wird die Nachbarn freuen“, scherzt sie. Ein anderer Gast, sie ist Raucherin, ist mit dem Verbot nicht ganz einverstanden. „Wir müssen uns aber an die Regeln halten“, sagt sie.

Der erste Gang ins Freie

Auch nebenan, im Cafe Europa, darf noch bis Punkt Mitternacht geraucht werden. Dann verschwinden die Aschenbecher von den Tischen. Im Unterschied zum Sapa stehen hier schon einige Raucher vor der Tür. Hinsetzen können sie sich aber nicht, denn der Schanigarten muss um 23.00 Uhr abgesperrt werden.

Rauchen bis zur letzten Sekunde

Wie zu Silvester zählen die Gäste im Cafe Monic die letzten Sekunden runter. Dieses Mal endet aber nicht das alte Jahr.

Raucherparty mit DJ Rauch

Das Gesetz völlig ausgereizt haben die Betriebe, die Partys organisiert haben. Im Cafe Monic in Mariahilf steigt so eine Raucherparty. Vor der Tür ragt eine aufblasbare Tschick in die Höhe, im Lokal sorgt DJ Roman Rauch – der Name passt optimal – für Unterhaltung, auf den Tischen stehen Zigaretten wie Salzstangen in Gläsern. Die kleine Bar ist rappelvoll, die Luft ist trüb vom Rauch, der beißende Geruch betäubt die Sinne.

Als noch wenige Minuten fehlen, wird die „letzte Tschick“ ausgerufen. Kollektiv wird eine letzte Zigarette angezündet. Die Stimmung und die Rauchkonzentration im Raum steigen spürbar an. Dann ist es so weit, und die Gäste zählen die letzten Sekunden im Chor runter.

Aschenbecher mit Zigarettenstummeln
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Um Punkt Mitternacht werden die Aschenbecher von den Tischen entfernt

3 – 2 – 1 – „Tschick aus!“

Es ist Mitternacht. Das Personal räumt die Aschenbecher von den Tischen. An die Eingangstür wird der „Rauchen verboten“-Hinweis geklebt. Ein Gast meint: „Es fühlt sich an wie Silvester. Aber was es zu feiern gibt, wissen wir nicht.“ David Kreytenberg vom Cafe Monic macht sich keine Sorgen wegen möglicher Umsatzeinbußen: „Die Leute kommen nicht zum Rauchen. Sie rauchen, weil sie da sind“, eher befürchtet er Beschwerden der Anrainer durch zu laute Gäste vor dem Lokal.

Eine Viertelstunde später haben sich die ersten Gäste vor das Lokal begeben. Von der Kälte unbeeindruckt zünden sie sich ihre Zigarette an, unterhalten sich und rauchen. Ob die Stummel im Mistkübel landen oder auf dem Boden daneben, kann niemand so genau sagen.