Norbert Gstrein auf einem Archivbild 2014
APA/Hans Punz
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Kultur

Österreichischer Buchpreis für Norbert Gstrein

Der Autor Norbert Gstrein ist am Montagabend in Wien mit dem Österreichischen Buchpreis 2019 ausgezeichnet worden – für seinen Roman „Als ich jung war“. Den Debütpreis erhielt Angela Lehner für „Vater unser“.

Gstreins vielschichtiger Roman erzählt von einem Tiroler Wirtssohn, der einige Jahre als Skilehrer in den USA gearbeitet hat, um dann nach Österreich zurückzukehren. „Franz erzählt uns seine Geschichte, aber je mehr Details er vorbringt, umso unsicherer wird der Leser“, befand die Jury. „Eine Braut ist gestorben – aber wie? Ein Mädchen wurde vergewaltigt – vielleicht. Ein anderes Mädchen ist verschwunden – wohin?“ Man folge Gstreins Konstrukt und „seinem bewundernswert klaren Satzbau“ mit Spannung, lobte die Jury.

Lebensgefährtin von Autor Norbert Gstrein übernimmt von Benedikt Föger, den Preis
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Gstreins Lebensgefährtin übernahm den Preis stellvertretend

Gstrein nicht persönlich anwesend

Norbert Gstrein, am 3. Juni 1961 in Mils in Tirol geboren, wurde für sein literarisches Werk bereits vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Alfred-Döblin-Preis und dem Uwe-Johnson-Preis. Zuletzt erschienen die Romane „Eine Ahnung vom Anfang“ (2013), „In der freien Welt“ (2016) und „Die kommenden Jahre“ (2018). Der 58-Jährige lebt heute in Hamburg – mehr dazu in oe1.ORF.at.

Den Preis übergab unter anderem Sektionschef Jürgen Meindl in Vertretung des verhinderten Kultur- und Außenministers Alexander Schallenberg. Es sei bereits der dritte zuständige Minister im vierten Jahr des Preises, merkte Burgschauspieler Philipp Hauß, gemeinsam mit seiner Kollegin Dorothee Hartinger traditionell Moderator der Veranstaltung, an: „Jedes Jahr ein neues Gesicht.“ Auch Preisträger Gstrein war nicht persönlich anwesend. Von ihm wurden Dankesworte sowie ein kurzer Auszug aus einem neuen, in Arbeit befindlichen Roman über einen Schauspieler verlesen.

Angela Lehner bei der Preisverleihung
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Angela Lehner wurde für ihren Debütroman „Vater unser“ ausgezeichnet

Debütpreis mit 10.000 Euro dotiert

Auf der Shortlist für den mit 20.000 Euro dotierten Buchpreis standen auch Raphaela Edelbauer („Das flüssige Land“), Karl-Markus Gauß („Die abenteuerliche Reise durch mein Zimmer“), Sophie Reyer („Mutter brennt“) und Clemens J. Setz („Der Trost runder Dinge“). Den Österreichischen Buchpreis gewannen bisher Friederike Mayröcker, Eva Menasse und Daniel Wisser.

Ganz in weiblicher Hand bleibt dagegen weiterhin der Debütpreis, der mit 10.000 Euro dotiert ist: Nach Friederike Gösweiner, Nava Ebrahimi und Marie Gamillscheg ging heute auch der vierte Debütpreis an eine Autorin. Angela Lehner, in Berlin lebende Klagenfurterin des Jahrgangs 1987, wurde für ihren ersten Roman „Vater unser“ heuer bereits mit dem Franz-Tumler-Literaturpreis und dem Literaturpreis Alpha ausgezeichnet und stand auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis.

Über ihre in einer psychiatrischen Anstalt befindliche Ich-Erzählerin Eva Gruber hatte es schon in der Volksschule geheißen: „Die Eva lügt immer.“ „Unzuverlässig ist sie, die Erzählerin, respektlos und verletzlich zugleich, und sie kehrt damit nicht nur die Welten der Irren und der Normalen um, sondern stellt auch sämtliche, zumeist männliche Autoritäten und deren Ordnungen infrage“, meinte die Jury zu dem Roman, der „Familiengeschichte, Krankenhausreport und Krimi in einem“ sei.

Preis für Lehner „Erleichterung“

Auf die Frage, was der Preis für sie bedeute, meinte Lehner, neben finanzieller Sicherheit sei das vor allem „Erleichterung“: Schließlich habe sie lange auf die Frage, was sie mache, nur antworten können: „An einem Roman schreiben.“ Doch neben Hartnäckigkeit und der Bereitschaft, immer wieder Ratschläge für das eigene Schreiben anzunehmen, zähle sicher auch Glück zu den Dingen, die man für einen Preisgewinn brauche.

Weniger Glück hatten Marko Dinic („Die guten Tage“) und Tanja Raich („Jesolo“), die beide ebenfalls für den Debütpreis nominiert waren. Immerhin erhalten sie, wie alle am Montagabend nicht ausgezeichneten Finalisten, je 2.500 Euro. Am 7. November (16.00 Uhr) haben Gstrein und Lehner auf der „Buch Wien“ einen gemeinsamen Auftritt.

Jury sichtete 140 Werke

Vergeben wurden die Preise am Montagabend im Kasino am Schwarzenbergplatz in Wien. Gesucht war das beste deutschsprachige belletristische, essayistische, lyrische oder dramatische Werk einer österreichischen Autorin bzw. eines österreichischen Autors. Die fünfköpfige Jury sichtete dafür insgesamt 140 Werke, die zwischen 10. Oktober 2018 und 8. Oktober 2019 erschienen. Die Mitglieder der Jury waren die Germanistin Pia Janke, der Buchhändler Robert Renk, die Journalistin Anne-Catherine Simon und die Literaturkritiker Christian Schacherreiter und Uwe Wittstock.