Eine Beethoven-Büste im Beethoven-Haus aufgenommen am Donnerstag, 23. November 2017, im Rahmen einer Presseführung durch das „Beethoven Museum“ in Wien.
APA/Herbert Neubauer
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Kultur

Dichtes Programm für Beethoven-Jahr

Von der Staatsoper bis zum Silvesterpfad: Ab 16. Dezember wird in Wien ein Jahr lang Ludwig van Beethovens 250. Geburtstag gefeiert. Zahlreiche Veranstaltungen sind geplant, um den „Falco seiner Zeit“ greif- und spürbar zu machen.

Allein im ersten Halbjahr stehen mehr als 200 Veranstaltungen auf dem Programm. Dabei wird Beethoven in allen Facetten durchleuchtet: kulturell, musikalisch, geschichtlich, wissenschaftlich. In Wien gibt es sogar ein eigenes Büro, um die geplanten Projekte zu koordinieren, zu vernetzen und zusammenzutragen. Geleitet wird es von Susanne Schicker, der ehemaligen Stadtschulratspräsidentin. „Meine Erwartung ist, dass viele Leute dieses Aha-Erlebnis haben: ‚Huch, klassische Musik ist etwas, was eigentlich total cool ist‘“, sagte sie.

Meistgespielter symphonische Komponist

Der Startschuss für das Beethoven-Jahr erfolgt am 16. Dezember – dem wahrscheinlichen Geburtstag des Musikers – mit einer großen Eröffnungsfeier im Rathaus. Dort soll ein „breiter Bogen von klassischer bis moderner Musik“ gespannt werden, wie Schicker verriet.

Über 60 Wien-Wohnstätten

Ludwig van Beethoven wurde 1770 im deutschen Bonn geboren. Doch den größeren Teil seines Lebens verbrachte der weltbekannte Komponist in Wien, wo er 1827 auch starb. Sein Ehrengrab befindet sich auf dem Zentralfriedhof. Er war dabei ein sehr unsteter Mieter und soll mindestens 60-mal umgezogen sein. Zu seinen bekanntesten Unterkünften zählt der Biederhof in der Döblinger Hauptstraße.

Was Beethoven ausmacht? „Beethoven war ein Revolutionär: unangepasst, schwierig, emotional, begeisternd, einzigartig.“ Er habe unheimlich viel komponiert und sei der meistgespielte symphonische Komponist, so Schicker. „Er war der Falco seiner Zeit. Er war wahnsinnig bekannt, er ist gut bezahlt worden, er ist in der Wiener Gesellschaft gut aufgenommen worden.“

Christoph Waltz inszeniert Beethoven-Oper

Zielgruppe der zahlreichen Beethoven-Veranstaltungen sind nicht nur Touristen und die kulturelle Elite des Landes. Vielmehr geht es darum, das Schaffen des 1770 geborenen Wahlwieners Beethoven der breiten Masse näher zu bringen. Das Kunsthistorische Museum hat dazu die große Ausstellung „Beethoven bewegt“ im Programm, die Nationalbibliothek „Beethoven – Menschenwelt und Götterfunken“. In der Staatsoper feiert die Fidelio-Urfassung „Leonore“ Premiere. Im Theater an der Wien wird ab Frühling die Oper „Fidelio“ in einer Inszenierung von Christoph Waltz gezeigt.

Ludwig van Beethovens Wohnhaus in der Döblinger Hauptstraße 92
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Im Biederhof erarbeitete Beethoven einen Großteil seiner „Eroica“-Symphonie

Neben den großen Kulturinstitutionen beteiligen sich viele weitere Einrichtungen mit einem buntem Potpourri an Veranstaltungen. Die Volkshochschulen widmen sich unter anderem im Rahmen des Kunstprojekts „Gehörlos in der Stadt der Musik – Ludwig van Beethoven in Wien“ der Thematik, unter anderem gibt es dabei einen „Fotospaziergang“ zu den Wohn- und Gedenkstätten des Musikers.

„Ode an die Freude“ beim Silvesterpfad

Ein „Musikfrachter“ wird eine Flussfahrt mit mehreren Zwischenstopps und einem vielfältigem Programm von Beethovens Geburtsstadt Bonn nach Wien unternehmen. Auch für Kinder gibt es Programm: Im Theatermuseum können kleine Besucher an zwei Tagen im März auf den Spuren des Musikers wandeln. Die Wiener Musikschulen rufen einen Kompositionswettbewerb aus, bei dem sich Schüler und Lehrer kreativ mit Beethoven beschäftigen sollen.

Beethoven-Grab auf dem Wiener Zentralfriedhof
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Beethovens Ehrengrab befindet sich auf dem Wiener Zentralfriedhof

Es sind Konzerte in Gemeindebauten ebenso geplant wie Beethoven-Filme beim alljährlichen Filmfestival auf dem Rathausplatz. Auch auf dem Silvesterpfad ist Beethoven heuer präsent. Nachdem um Mitternacht die Pummerin des Stephansdoms das neue Jahr eingeläutet hat und der Donauwalzer gespielt wurde, gibt es am Stephansplatz die „Ode an die Freude“ zu hören. Dabei handelt es sich wohl um die berühmteste Beethoven-Melodie und um die Hymne der Europäischen Union. Beim Neujahrskonzert wird es einige Beethoven-Premieren geben, auch der Pausenfilm widmet sich der Thematik.

Beethoven auch beim Donauinselfest

Die Jugend wird vor allem beim Donauinselfest im Juni 2020 mit Beethoven in Berührung kommen. Was konkret geplant ist, wollte Schicker im Detail noch nicht verraten, nur so viel: Ziel sei, dass ein klassisches Orchester gemeinsam mit Konstantin Wecker sich der Thematik Freiheit annimmt. Auch das „Fest der Freude“ auf dem Heldenplatz widmet sich Beethoven, ebenso wie der „Ball der Wissenschaften“ im Rathaus.

Stadt plant Ausgaben unter zwei Millionen Euro

Die Stadt Wien nahm sich vor, bei ihren Ausgaben für das Beethoven-Jahr 2020 bei „deutlich unter zwei Mio. Euro“ zu bleiben. Das sagte Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) bei der Programmpräsentation am Donnerstag. Darin seien bereits PR-Maßnahmen, aber auch Kosten für das geschaffene Koordinierungsbüro enthalten. Ludwig sprach insofern von einem „sehr schlanken Budget für eine so große Aktivitätsreihe“. Zudem geht der Bürgermeister davon aus, dass der Werbewert „ein Vielfaches von dem, was wir als Stadt einsetzen“, sei.

Die Stadt tritt im Beethoven-Jahr kaum als Veranstalterin selbst auf. Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) nannte als Mission, „zum Klingen zu bringen, was in der Stadt schon da ist“. Viele Institutionen würden sich sowieso mit dem Meister beschäftigen, man wolle „bündeln, verstärken und Impulse setzen, um ungewöhnliche Formate anzugehen“, verwies sie etwa auf die Einbindung der Bestattung, der Volkshochschulen oder des Silvesterpfads.