Ein alter Filmprojektor vor einem Kinosaal
ORF/Günthör
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Kultur

Traditionskino kämpft ums Überleben

Das Admiral Kino in Neubau kämpft mit niedrigen Besucherzahlen. Die Einnahmen decken nicht einmal mehr die Fixkosten, das Kino ist auf Spenden und ehrenamtliche Arbeit angewiesen. Den anderen sogenannten Programmkinos in Wien geht es besser.

Seit elf Jahren betreibt Michaela Englert das Admiral Kino in der Burggasse. Nach einer Steigerung über mehrere Jahre hinweg gibt es mittlerweile einen Abwärtstrend bei den Besucherzahlen. „Wir spielen rein die Fixkosten nicht mehr ein, von einem Gewinn war sowieso nie die Rede. Die Personalkosten, die Heizung, mit allem Drum und Dran: Es geht sich nicht mehr aus“, sagt Englert im Gespräch mit wien.ORF.at. Spenden aus ihrem privaten und beruflichen Umfeld und viel ehrenamtliche Arbeit halten den Kinobetrieb derzeit aufrecht.

An der Tür des Admiral Kinos hängt das Kinoprogramm auf Abreißzetteln
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An der Tür des Admiral Kinos hängt das Programm zum Mitnehmen, dennoch finden zu wenige Besucher ihren Weg dorthin

106-jährige Kinogeschichte

Das Admiral Kino ist ein Einsaalkino. Seit 1913 wird es bespielt und für seine Betreiberin ist es ein wichtiger Faktor für das kulturelle Leben im siebten Bezirk. Englert legt Wert auf eine technisch perfekte Projektion und eine gute Tonqualität. „Wir bieten alles, was Kino können muss“, betont sie. Sie möchte die Diskussion rund um Filme in Gang halten. Gespräche im Anschluss an die Filme sind daher fixer Bestandteil im Programm, und regelmäßig sind Regisseurinnen und Regisseure im Admiral Kino zu Gast.

Kritik übt Englert am bürokratischen Aufwand, um an Förderungen zu gelangen. Dieser werde immer „irrer“. Einen politischen Willen, kleine Kinostrukturen am Leben zu erhalten, sieht sie jedoch schon. Trotz aller Resignation gibt sich die Betreiberin des Admiral Kinos kämpferisch: „Ich möchte eigentlich schon darum streiten und darum kämpfen, dass dieses Kino weiter besteht. Ich möchte sehr gerne, dass ich das übergeben könnte und nicht ich diejenige bin, die dieses Kino schließen muss.“

Michaela Englert im Saal des Admiral Kinos
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Michaela Englert kämpft um den Erhalt des Admiral Kinos

Stabile Lage bei anderen Programmkinos

Michael Stejskal, Mitglied bei der Interessensgemeinschaft Programmkino und Geschäftsführer des Votiv Kinos und des De France, schätzt die Situation der Wiener Programmkinos generell als stabil ein. „Sie haben sich bei ihrem Publikum etabliert“, sagt Stejskal gegenüber wien.ORF.at. Optimistisch gestimmt ist auch Sabine Hofmann. Sie ist die Geschäftsführerin des Filmcasinos und des Filmhaus am Spittelberg. „Die Besucherzahlen erleben gerade einen schönen Aufwärtstrend“, so Hofmann.

Hinter dem Filmcasino und dem Filmhaus am Spittelberg steht der Filmverleih Polyfilm. Eine gut funktionierende Synergie: „Ich glaube, dass der eine Bereich ohne das Andere nicht so gut funktionieren würde,“ räumt Hofmann ein.

Schild vor dem Eingang des Filmhaus Kinos am Spittelberg in Wien
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Das Filmhaus am Spittelberg und das Filmcasino hoffen auf ein stabiles Ergebnis für 2019

Programmierung als Herausforderung

Für das Admiral Kino wird die Programmierung immer stärker zum Problem. Anders als beim Filmcasino und beim Filmhaus, kann Englert auf keinen Verleih im Hintergrund bauen. Laufe ein Film in mehreren Kinos im Umkreis parallel, dann kämen nicht mehr genug Besucherinnen und Besucher ins Admiral Kino, so die Kinobetreiberin.

Ein anderes Problem spricht Hofmann an: „Netflix ist nicht unbedingt ein Kinofreund,“ sagt sie. Viele Filme werden von Netflix gekauft und sind so nicht mehr für den Kinomarkt zugänglich. Dem würden Filmcasino und Filmhaus versuchen entgegenzuwirken, indem der Kinobesuch noch mehr zum Erlebnis gemacht werde. „Wir werden schauen, ob es uns gelingt“, resümiert Hofmann.