Vally Wieselthier: „Mädchenkopf mit blau umrahmten Augen“, 1928, Roter Scherben, mehrfarbig glasiert, Ausführung Wiener Werkstätte, Modellnummer 511,
VW, WW, MADE IN AUSTRIA, 511/ 2
Galerie bei der Albertina • Zetter
Galerie bei der Albertina • Zetter
Kultur

Art&Antique im Zeichen der Frauen

Die Kunst feiert ihre Meisterinnen, runde Jubiläen und ihre Freiheit. Sichtbar macht dies noch bis 17. November die Messe Art&Antique in der Wiener Hofburg, Wiens größter Messe für Kunst, Antiquitäten und Design.

Renate Bertlmann, eine Pionierin der feministischen Kunst, bespielt 2019 den österreichischen Biennale-Pavillon in Venedig, Maria Lassnig bekommt zu ihrem 100. im Amsterdamer Stedelijk Museum ihren großen internationalen Auftritt, die Ausstellung „Stadt der Frauen“ würdigt im Belvedere die Künstlerinnen der Wiener Moderne: Auch 45 Aussteller aus Deutschland und Österreicher rücken bei der Art&Antique Frauen in den Vordergrund: Maria Lassnig, Olga Wisinger-Florian, Leontine von Littrow, Helene Funke, Marie Egner, Vally Wieselthier, Erna Kopriva, Susi Singer, Gudrun Baudisch, Ilse Haider und andere mehr.

Maria Lassnig: „Le jeu du destin“, 1999, Öl auf Leinwand, 206 x 147 cm,
Mitte oben betitelt: „Le jeu du destin
Galerie Kovacek & Zetter / © Bildrecht Wien, 2019

Von Helene Funke bis Ai Weiwei

Dass die Wertschätzung der Kunst von Frauen nicht erst ein Thema des 21. Jahrhunderts ist, zeigt sich mit Gemälden von Helene Funke, die endlich als Wegbereiterin der Moderne anerkannt ist, wie es beim Veranstalter heißt: Etwa vor dem Gemälde „Lilien in Vase“ oder in Frühwerken, noch bevor sie sich in Paris mit Impressionismus und vor allem Fauvismus auseinandersetzte. Olga Wisinger-Florian, eine der großen Künstlerinnen des Übergangs zur Moderne, wurde soeben im Leopold Museum retrospektiv präsentiert. In der Hofburg bietet sich jetzt die Gelegenheit, den Einblick in ihr Schaffen weiter zu vertiefen.

So wie sie war auch Marie Egner Schülerin von Emil Jakob Schindler und ist mit einem „Sonnenblumenfeld“ und ihrem stimmungsvollen Ölbild „Am frühen Morgen“ ebenfalls in der Hofburg prominent vertreten. Vor den Bildern einer Leontine von Littrow darf man sich die Frage stellen, warum diese bedeutende österreichische Impressionistin ihre Bilder mit „Leo von Littrow“ signiert hat. Wie sehr auch die Keramik der Wiener Werkstätte ihre große Bedeutung ganz besonders Künstlerinnen wie Vally Wieselthier, Susi Singer oder Gudrun Baudisch verdankt, wird ebenfalls gezeigt.

Lassnig, Rainer und Brauer

Dass vor allem die kompromisslose Kunst überlebt, führen 2019 drei große österreichische Künstlerinnen und Künstler vor, die runde Geburtstage feiern, gefeiert haben, oder gefeiert hätten: Maria Lassnig, Arnulf Rainer und Arik Brauer. Dass man schon in der Antike einen Dickschädel haben konnte, demonstriert der Marmor-Kopf eines Boxers aus dem 1. Jahrhundert nach Christus.

Wie sich die jüngere Künstlergenerationen dann von den Vätern befreite, erlebt man in der Hofburg vielfältig, etwa vor den Arbeiten eines Gunter Damisch und Herbert Brandl, mit viel Witz vor Skulpturen eines Erwin Wurm und natürlich bei Gottfried Helnweins hyperrealistischen Großformaten. Werke von Josef Hoffmann und Adolf Loos über Oskar Laske und Alfred Hrdlicka bis hin zu Ai Weiwei vervollständigen den Eindruck, dass Kunst die Freiheit liebt – von der Antike bis hin zur Gegenwart.