Die Novemberpogrome 1938, in der Nacht von 9. auf 10. November, markieren den Übergang von Diskriminierung hin zu Verfolgung und Tod bis hin zum Holocaust. Es ist ein düsteres Kapitel auch in der Geschichte der jüdischen Gemeinde Wiens. Heute, 81 Jahre später, präsentiert sich das Jüdische Wien bunt und lebhaft – und ist Anziehungspunkt für jüdische Touristen gworden: „Wenn man heute in ein israelisches Reisebüro geht als gläubiger Jude, der eine koschere Infrastruktur auf seinem Urlaub braucht und sagt, wo kann ich einen koscheren Urlaub machen, ist die erste Stadt, die genannt wird, sofort Wien“, sagt Benjamin Gilkarov von der Israelitischen Kultusgemeinde Wien.
Jüdischer Lifestyle nicht nur für Juden
Junge Menschen treffen einander zum Shabbat-Dinner im Wiener Moische-Haus, eine der weltweit eingerichteten Wohngemeinschaften für junge jüdische Menschen. Eingeladen zur religiösen Feier sind auch nicht-jüdische Gäste, die sich so respektieren wie sie sind, wie es eine Besucherin formuliert. Man lernt voneinander, hat Spaß miteinander.
Sendungshinweis:
„Wien heute“, 9.11.2019,19.00 Uhr, ORF 2 und nach der Sendung in tvthek.ORF.at
Das Jüdische Wien von heute will sich noch stärker öffnen. Dazu gehören Tage der offenen Tür etwa in der Synagoge und Kulturfestivals. Diese Events, aber auch neue Geschäfte und koschere Supermärkte tragen bei zum „Jüdischen Lifestyle“. „Ich glaube, dass der Großteil der jüdischen Menschen in Wien sehr stolz auf sein Judentum ist, es offen lebt, dass man sich nicht verstecken muss und dass wir auf jeden Fall ein offener und aktiver Teil der Gesellschaft sind, ein Teil von Wien, so wie jeder andere auch“, sagt Gilkarov.
Mal weniger, mal mehr koscher
Und was wäre Wien ohne seine Gastronomie? Jüdische Gastronomie, nicht ganz so streng nach den Regeln gibt es als „Kosher Style“ etwa im Cafe Eskeles in der Dorothergasse, oder strikt – wie etwa koscheres Sushi. Kosheres Sushi? Wichtig dabei ist, dass ein religiöser Jude den Kochvorgang beobachtet, „er schaut, dass der Arbeitsplatz sauber ist, dass alle Produkte koscher zertifiziert sind, 100 Prozent Bio, ohne irgendwelche Zusatzstoffe – das ist ein koscheres Sushi“, sagt Janet Faiziev vom Mea Shearim Kosher Restaurant.