Nordbahnhalle
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Chronik

Ermittlungen nach Brand in Nordbahnhalle

Nach dem Brand in der Nordbahnhalle in der Leopoldstadt führt das Landeskriminalamt Wien die Brandermittlungen. Eine Bürgerinitiative vermutet Brandstiftung, Hinweise darauf gibt es vorerst laut Feuerwehr aber nicht.

„Aufgrund der stark beeinträchtigten strukturellen Integrität des Gebäudes und der einhergehenden statischen Gefahrenmomente kann das Gebäude derzeit von den Ermittlern nicht betreten werden“, sagte Polizeisprecher Paul Eidenberger. Sobald die Sicherheit in der Halle wiederhergestellt sei, würden die Untersuchungen im Inneren des Gebäudes starten. Die Ursachenerforschung werde demnach „noch einige Zeit in Anspruch nehmen“. Laut Feuerwehrsprecher Gerhard Schimpf gibt es vorerst keine Hinweise auf Brandstiftung.

Feuer Nordbahnhalle
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Die Chancen für eine Nachnutzung des denkmalgeschützten Wasserturms (r.) stehen wohl besser als für den Erhalt der Halle (l.)

Initiative vermutet Brandstiftung

Am Wochenende gingen die noch bestehenden Reste der Nordbahnhalle in Flammen auf. Die IG Nordbahnhalle, die sich für den Erhalt des Gebäudes als Kulturzentrum eingesetzt hatte, hält Brandstiftung für wahrscheinlich: „Uns fehlt jegliche Vorstellungskraft, wie die Halle ohne Fremdeinwirkung abbrennen konnte“, hieß es in einer Mitteilung.

„Der Strom war gekappt, es wurden keine Chemikalien oder Ähnliches gelagert, es hat in den letzten Tagen geregnet“, konstatierte die Initiative und fordert nun eine penible, transparente und lückenlose Untersuchung des Brandes. Man bleibe jedenfalls dabei, dass Wien dringend gemeinwohlorientierte Räume für Nachbarschaft, Kultur und Soziales brauche: „Jetzt liegt es an der Stadtplanungspolitik, für einen Ersatz der 1.350 Quadratmeter großen Halle zu sorgen.“

Maßnahmen gegen Vandalismus

In den vergangenen zwei Jahren wurde das Gebäude aus den 1960er Jahren vielseitig genutzt: als Experimentierraum der TU-Wien, als Eventlocation oder als Fahrradwerkstatt. Doch im vergangenen August war Schluss. Ein Teil der Halle wurde abgerissen, um Platz für eine Umkehrschleife der verlängerten Linie O zu schaffen. Der „planmäßige“ Gesamtabriss der Nordbahnhalle war für das Jahr 2021 vorgesehen.

Die Initiative engagiere sich seit über einem Jahr für den Erhalt der Nordbahnhalle, wurde betont. Insgesamt rund 4.500 Unterschriften habe man für den Erhalt gesammelt. Die Nordbahnhalle bringe alle Voraussetzungen für ein „Stadtlabor“ mit.

Seit Anfang Oktober habe die IG Nordbahnhalle darauf gedrängt, dass die Halle nach dem Teilabriss gesichert und verbarrikadiert werde, um Vandalismus zu verhindern. Zuletzt haben die ÖBB endlich die notwendige Sicherung vorgenommen. Es sei also nur schwer möglich gewesen, in die Halle zu gelangen: „Ende der Woche waren wir vor Ort, um die Sicherung der Halle zu überprüfen. Wir sind schockiert und bestürzt über diese Brandkatastrophe, die nun Fakten schafft und eine für die Stadtplanung unliebsame Debatte mit hoher Wahrscheinlichkeit beendet.“

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Feuer Nordbahnhalle
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Rauchwolken über der Leopoldstadt
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Eine enorme Rauchsäule …
Feuer Nordbahnhalle
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Feuer Nordbahnhalle
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… ist Sonntagnachmittag über der Leopoldstadt in den Himmel gestiegen.
Feuer Nordbahnhalle
STADT WIEN/BERUFSFEUERWEHR WIEN
Feuer Nordbahnhalle
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Ein Teil der Nordbahnhalle stand in Flammen
Feuer Nordbahnhalle
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Feuer Nordbahnhalle
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Feuer Nordbahnhalle
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Die Feuerwehr löste Alarmstufe 3 aus

Wohnhochhaus geplant

Das betreffende Objekt war einst ein Lager. Eigentümer des Areals sind die ÖBB. Vor rund zwei Jahren wurde der Hallenkomplex zum temporären Kulturzentrum umfunktioniert. Das Nordbahnhofgelände gehört zu einem der größten Stadtentwicklungsgebiete Wiens. Auf der Fläche entstehen Wohnungen und Parkanlagen.

Dort, wo die Nordbahnhalle stand – bzw. deren Reste stehen – soll ein Park errichtet werden. In unmittelbarer Nähe sollen außerdem Hochhäuser entstehen. Auch die Verlängerung der Straßenbahnlinie O soll über die betreffende Fläche geführt werden.