Paneele mit Steinen fixiert
ORF
Wien Energie/Johannes Zinner
Wirtschaft

Wien bei Solarenergie noch Schlusslicht

Bei der Produktion von Strom aus Solarenergie steht Wien bei der Pro-Kopf-Statistik österreichweit noch an letzter Stelle. Dabei wären laut fast zwei Drittel der Dächer theoretisch für eine Nutzung geeignet. Die Stadt verweist auf eine aktuelle Solaroffensive.

0,03 Kilowatt: So hoch ist die Photovoltaikleistung in Wien pro Einwohner, zeigt eine Auswertung des Bundesverbands Photovoltaic Austria für die Jahre 2008 bis 2018. Damit liegt Wien im Bundesländervergleich weit abgeschlagen an letzter Stelle. Schon das zweitschlechteste Bundesland Tirol kommt mit 0,13 Kilowatt auf einen gut viermal so hohen Wert. Spitzenreiter ist die Steiermark mit 0,27 Kilowatt pro Einwohner, gefolgt von Oberösterreich mit 0,18 Kilowatt. Niederösterreich und Kärnten teilen sich mit 0,17 Kilowatt Platz drei.

Stadt setzt auf Solaroffensive bis 2030

Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ) verweist in einer Aussendung am Dienstag darauf, dass Wien bezogen auf die Fläche sogar am meisten erneuerbare Energie produziere – und dies sehr flächenintensiv sei. Man forciere daher den Ausbau der Stromerzeugung aus Solar-, Wind- und Wasserkraft auch in den Regionen um Wien, heißt es in der Aussendung weiter.

Montage eines Solardachs auf dem Haus des Meeres
Wien Energie/Johannes Zinner
Das neue Solardach auf dem Haus des Meeres kann auch die indirekte Sonneneinstrahlung aus der Umgebung nützen

Bis 2030 plant die Stadt bzw. ihr Energieversorger Wien Energie demnach die Installierung von über 600 Megawatt Photovoltaik-Leistung – Sonnenstrom für umgerechnet 250.000 Haushalte. Derzeit verfügt Wien Energie über 180 Photovoltaik-Anlagen mit einer Leistung von Megawatt – davon 98 Anlagen und 8,1 Megawatt im Wiener Stadtgebiet.

Allein heuer sollen Anlagen mit einer Leistung von insgesamt 15 Megawatt dazukommen, laut dem Büro von Umweltstadträtin Sima fast genauso viel wie in den vergangenen zehn Jahren zusammen. Seit 2012 betreibt Wien Energie auch sogenannte BürgerInnensolakraftwerke, bei dem man sich an Großprojekten beteiligen kann – elf gibt es bisher auf dem Stadtgebiet.

TV-Hinweis

Am Dienstag, dem 12. November, widmet sich ORF 2 von 6.30 Uhr bis 2.45 Uhr insgesamt zehn Stunden lang dem Thema „Unser Klima – Unsere Zukunft“. Mehr dazu in tv.ORF.at.

34 Quadratkilometer solartaugliche Dachfläche

Dass in Wien noch viel Luft nach oben ist, zeigt auch der sogenannte Solarpotenzialkataster. Diesen veröffentlichte die MA 20, eine vor acht Jahren eigens für das Thema Energieplanung gegründete Magistratsabteilung. Dieser 3D-Stadtplan zeigt, wo die Energie der Sonne genutzt werden könnte.

Laut diesem Plan sind fast zwei Drittel der Wiener Dachflächen theoretisch dafür geeignet. Das entspricht einer Fläche von 34 Quadratkilometern – fünf davon sind sogar sehr gut geeignet, 29 gut. Das theoretische Photovoltaikpotenzial, also für Strom aus Sonnenenergie, beträgt für Wien demnach 5.400 Gigawattstunden pro Jahr. Das theoretische Solarthermiepotenzial, also für Warmwasser und Heizen, beläuft sich auf 28.200 Gigawattstunden pro Jahr. Nicht berücksichtigt wurden in dem Kataster bauliche und denkmalschutzrechtliche Einschränkungen.

Größtes Solardach auf Donauzentrum

In den vergangenen Wochen ist die für Sonnenenergie genutzte Fläche jedenfalls gestiegen – gleich mehrere Großprojekte gingen an den Start. Ende Oktober ging etwa eine neue Photovoltaikanlage auf dem Dach des Donauzentrums in Betrieb – mit 6.500 Quadratmetern die bisher größte Anlage in der Stadt.

Wenige Tage davor eröffnete der Mobilfunkanbieter „3“ auf seiner Zentrale in Floridsdorf eine 4.000 Quadratmeter große Anlage. Und auch auf dem Haus des Meeres wurde im Oktober ein neues Solardach errichtet – mit 800 Quadratmetern allerdings deutlich kleiner. Laut Wien Energie, die die Anlage betreibt, handelt es sich dabei jedoch um ein bisher in Österreich einzigartiges Dach, da dabei auch die indirekte Sonneneinstrahlung aus der Umgebung genützt wird.