Münzen aus der Ausstellung
KHM-Museumsverband
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Kultur

KHM zeigt neue Sicht auf „Böse Kaiser“

Nero, Caligula, Licinius – sie gelten als Bösewichte. Die Ausstellung „Böse Kaiser“ im Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums (KHM) will dieses Bild nun zurechtrücken – beziehungsweise aus numismatischer Sicht auch andere Facetten zeigen.

Er sei „wie ein furchterregendes Tier oder eine sich windende Schlange“ gewesen, berichtete etwa der Chronist Eusebius über den römischen Kaiser Licinius. Noch klarer als Scheusal gebrandmarkt sind bekanntlich Nero und Caligula. Die Wertungen der Kaiserpersönlichkeiten durch Geschichtsschreiber prägen bis heute das Bild der Cäsaren nachhaltig.

Diese Berichte seien natürlich persönlich gefärbt und historisch-politisch nicht im luftleeren Raum entstanden, erklärte Klaus Vondrovec, Kurator der von 12. November 2019 bis 4. Oktober 2020 laufenden KHM-Ausstellung, im Vorfeld der Eröffnung. Wenn sich die Wissenschaft heute um verlässliche Einschätzungen des Tuns und Lassens der damaligen Machthaber bemüht, sei man mitunter bald mit dem Latein am Ende.

Münze mit Nero
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Die Münzprägeanstalten hatten damals eine ähnliche Funktion wie Pressestellen von Politikern heute

Münzen als Anhaltspunkte im Dunkel der Geschichte

Die damalige Münzprägung biete aber oft recht harte Anhaltspunkte im Dunkel der Geschichte rund um „Cäsarenwahn“, Christenverfolgung, Kriege und Scharmützel unter Mächtigen, so der Experte für Numismatik der Antike. Die Schau fokussiert auf Gegenüberstellungen von schriftlichen Überlieferungen mit der Münzprägung in der jeweiligen Ära. Die rund 90.000 römische Münzen umfassende KHM-Sammlung biete dazu vielfach Möglichkeiten.

Insgesamt elf „böse Kaiser“ können Besucherinnen und Besucher auf diesem Weg unter die Lupe nehmen. Deren eingeprägte Konterfeis können an einer interaktiven Stele auch virtuell und dreidimensional untersucht werden.

Prägeanstalten wie Pressestellen

Die Prägeanstalten der damaligen Zeit seien ein wenig mit den heutigen Pressestellen von Politikern vergleichbar, so Vondrovec. Über das Medium Geld konnten die Massen erreicht, das Bildnis des Kaisers verbreitet und über Symbolsprache politisch-religiöse Ausrichtungen kommuniziert werden.

Das Bild der „bösen“ Christenverfolger und des „guten Christenkaisers“, Constantin, während der Römischen Tetrarchie, als gleichzeitig vier Herrscher nicht unbedingt in Eintracht regierten, sei demnach nicht ganz stimmig. So sehe man etwa, wie zögerlich Constantin erstmals christliche Symbole in Münzen einbrachte. Dazu kam, dass die oft als spinnefeind dargestellten Parallelkaiser einander nachweislich beim Prägen unterstützten.

Nero als vorbildlicher Krisenmanager?

„Caligula und Nero wiederum haben sicher sehr viele Menschen über die Klinge springen lassen“, so Vondrovec. Bei Nero, dem „Bandstifter Roms“, gebe es aber auch Fragezeichen. So vergesse man oft, dass er sofort bei Ausbruch des Feuers nach Rom gereist ist, und man sein „Krisenmanagement“ durchaus als relativ vorbildlich bewerten könne.