Obermayer und Obermaier übernehmen die Theodor Herzl-Dozentur für Poetik des Journalismus 2019 am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien. „Wir freuen uns ganz besonders, dass mit Bastian Obermayer und Frederik Obermaier zwei der derzeit renommiertesten investigativen Journalisten im Rahmen der Theodor Herzl-Dozentur über ihre Arbeit sprechen, “ so Folker Hanusch, Journalismus-Professor und diesjähriger Leiter der Theodor Herzl-Dozentur.
„Wir veröffentlichten nur Geschichten, die eine gesellschaftliche Relevanz haben,“ so Bastian Obermayer in einem Interview mit dem Falter. Es wäre auch wichtig, nicht außer Acht zu lassen, dass die Informationsquellen auch Eigeninteressen haben können, die die Richtung der Berichterstattung beeinflussen können. Außerdem sind die Whistle-Blower normalerweise durch das Redaktionsgeheimnis geschützt. Frederick Obermaier im selben Interview: „Wir sind Journalisten und nicht der verlängerte Arm der Staatsanwaltschaft. Ermittlungsbehörden haben ja mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln die Möglichkeit, Daten zu beschaffen.“
Drei Vorlesungen im Audi Max
Die beiden preisgekrönten Investigativjournalisten der Süddeutschen Zeitung werden an der Uni Wien zum Thema „Enthüllungsjournalismus – was steckt dahinter?“ sprechen. Dabei werden sie in drei aufeinanderfolgenden Vorlesungen am 2., 9. und 16. Dezember folgende Themen behandeln:
- Geleakt oder gelenkt – Wie man mit anonymen Whistleblowern, überbordenden Leaks und interessengeleiteten Informanten umgeht
- Gemeinsam stark – Chancen und Grenzen kollaborativer Recherchen
- Im Visier – Legale und illegale Angriffe auf investigative Recherchen, und wie man sich davor schützt
Hanusch betont die Rolle von professionellem Journalismus, der gerade im investigativen Bereich genaueste Recherche zu den kursierenden Informationen verlangt, die wie zum Beispiel bei den Panama und Paradise Papers die Zusammenarbeit mehrerer Redaktionen erfordert hat. Hanusch weiter: „In Zeiten, in denen Politik und Wirtschaft immer mehr versuchen, Journalismus zu umgehen, zeigen Obermayer und Obermaier wie wichtig es ist, dass Journalismus die Mächtigen kontrolliert und hinterfragt.“
Mit Pulitzer-Preis ausgezeichnet
Bastian Obermayer ist seit 2012 im Investigativressort der Süddeutschen Zeitung tätig, und dort seit 2018 Ressortleiter. Frederik Obermaier arbeitet seit 2012 für die Süddeutsche Zeitung und ist derzeit Leitender Redakteur im Ressort Investigative Recherche. Beide sind Mitglieder im Netzwerk Recherche und im International Consortium of Investigative Journalists. Sie initiierten und koordinierten die internationalen Rechercheprojekte Panama und Paradise Papers, für die sie unter anderem mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet und zusammen mit Vanessa Wormer zu Deutschlands „Journalisten des Jahres 2016“ gewählt wurden.
Die beiden Journalisten waren maßgeblich an den Enthüllungen zur „Ibiza-Affäre“ beteiligt. Bastian Obermayer und Frederik Obermaier haben weitere zahlreiche Preise für ihre journalistische Arbeit erhalten, unter anderem den Otto-Brenner-Preis (2016), den Helmut-Schmidt-Preis (2013), den deutschen Journalistenpreis (2015), sowie den Henri-Nannen-Preis (2017).