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APA/Helmut Fohringer
ORF
Gesundheit

Neue Wiener Diabetesschule gestartet

Immer mehr Menschen in Wien erkranken an Typ-2-Diabetes. Eine Lebensstiländerung kann den Krankheitsverlauf positiv verändern, doch nur wenige wissen darüber genug. Ändern soll das die neue Wiener Diabetesschule, die großteils online absolviert werden kann.

In Wien leben österreichweit gesehen die meisten Diabetiker, zehn Prozent. Doch ausgerechnet in Wien sind die wenigsten Betroffenen entsprechend geschult. Jeder Diabetiker sollte wissen, was er essen darf, wie er seinen Blutzucker richtig misst, wann er welches Medikament einnehmen muss und wie er mittels Bewegung seine Zuckerwerte senken kann.

Die Wiener Ärztin Susanne Pusarnig begleitet und berät Diabetiker seit über 25 Jahren. Sie hat die neue Wiener Diabetesschule gegründet und das Programm entwickelt. Pusarnig spricht von einem österreichweit einzigartigen Programm, welches innerhalb von zwölf Wochen sowohl in der Gruppe als auch mittels E-Learning absolviert wird: „Wir treffen uns zwei Mal in der Gruppe, im Abstand von 14 Tagen, danach gibt es zehn Wochen eine Onlinephase, wo die Teilnehmer Mails mit Informationen bekommen.“

Lebensstil kann Diabetes maßgeblich beeinflussen

In diesen zehn Wochen können die Betroffenen via E-Mail Fragen stellen, unabhängig von Kurs- oder Ordinationszeiten. Sie würden somit eine ganz individuelle Betreuung erhalten, sagte Pusarnig: „Wir schauen uns dann an, wer das am besten beantworten kann: die Ärztin, die Diätologin, der Fitnesstrainer?“ Genauso könnten die Kursteilnehmer ihre Zuckerwerte oder ausgefüllte Arbeitsblätter mailen.

Schulung sei das das Um und Auf für Diabetiker, der Lebensstil könne den Verlauf der Erkrankung maßgeblich beeinflussen, weiß Pusarnig aus Erfahrung: „Die größte Sorge von Diabetikern ist immer wieder die Angst vor Spätschäden, in aller erster Linie blind zu werden, dass die Nieren versagen, dass ein Bein amputiert werden muss.“

Programm wird von der Kasse bezahlt

Pro Jahr können 400 Betroffene am Kurs der neuen Wiener Diabetesschule teilnehmen. Diese ist eine Initiative der Wiener Gebietskrankenkasse und der Stadt Wien, unter dem Dach von „Therapie aktiv“. Teilnehmen können alle mit Diabetes mellitus Typ 2, die entweder in Wien wohnen oder bei der Wiener Gebietskrankenkasse versichert sind. Die Kosten werden zur Gänze vom Wiener Gesundheitsfonds übernommen.

Favoriten bekommt Diabeteszentrum

Die meisten Diabetiker leben in Wien-Favoriten. Um deren Versorgung zu verbessern, wird in dem Bezirk bis spätestens Anfang 2021 Jahr ein Diabeteszentrum errichtet. Der genaue Ort wird noch bekanntgegeben. Das Zentrum soll rund 500 Quadratmeter groß werden und bis zu 8.000 Patienten versorgen.

Nicht nur Ärzte, sondern auch Pfleger, die vor allem auf Wundversorgung spezialisiert sind, würden dann dort arbeiten, sagte der Leiter des Wiener Gesundheitsfonds, Richard Gauss. Weiters sollen Diätologen, Psychologen, Diabetesberater und Sportwissenschaftler zum Einsatz kommen. „Ziel ist eine Verbesserung bei der Früherkennung, eine Verbesserung bei der kontinuierlichen Behandlung und Stärkung der Gesundheitskompetenz der Betroffenen, vor allem durch Information und Patientenschulung“, so Gauss.

Das Diabeteszentrum ist ein ausgelagertes Ambulatorium der Rudolfstiftung. Das Personal kommt vom Wiener Krankenanstaltenverbund und wird gemeinsam mit der Wiener Gebietskrankenkasse finanziert. Die veranschlagten Kosten von 3,9 Millionen Euro werden je zur Hälfte aufgeteilt.