Der Holocaust-Überlebende George Soros und seine Frau Tamiko Bolton
APA/Herbert Pfarrhofer
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Politik

Wiener Ehrenzeichen für George Soros

Der aus Ungarn stammende US-Investor George Soros ist mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien ausgezeichnet worden. Es wurde anlässlich der Übersiedlung von Soros’ Central European University (CEU) nach Wien überreicht.

Soros bedanke sich in einer kurzen Rede für die Auszeichnung. Er berichtete über seine einstigen Studien an der London School of Economics und über sein Verhältnis zum Philosophen Karl Popper, dessen Schüler Soros in Großbritannien war. Heute sei Wien in den Bereichen Wissenschaft und Kultur wieder an der Spitze. Die CEU werde hier ein sehr anregendes Umfeld finden, zeigte sich Soros überzeugt. Sie werde zugleich auch einen wichtigen Beitrag zum intellektuellen Leben in der Stadt leisten: „Ich freue mich auf viele Jahre der Kooperation.“

Bürgermeister Michael Ludwig (r.) und der Holocaust-Überlebende George Soros
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Soros (l.) mit Bürgermeister Michael Ludwig

„Bedauern, dass Übersiedlung nötig wurde“

Überreicht hat das Ehrenzeichen Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ). Er verurteilte die Kampagne gegen Soros in Ungarn und den Entzug der rechtlichen Grundlage für die CEU, Auslöser dafür, dass die CEU nach Wien übersiedelt. Man werde alles daran setzen, dass sich Studierenden und Personal wohlfühlen, versprach Ludwig: „Aber ich möchte doch auch mit Bedauern aussprechen, dass es überhaupt notwendig geworden ist, dass die Central European University einen neuen Standort gesucht hat.“ Man sei in gutem Einvernehmen mit den Nachbarländern, aber: „Trotzdem beunruhigt mich manchmal die Entwicklung.“

Altbundespräsident Heinz Fischer  (l.) und der Holocaust-Überlebende George Soros
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Soros (r.) mit Altbundespräsident Heinz Fischer

Laudator Heinz Fischer würdigte die CEU als „Leuchtturm für Freiheit der Wissenschaft, für individuelle Freiheit, für Demokratie, für Menschenrechte und nicht zuletzt für sehr hohe Qualität von Lehre und Forschung“. Er skizzierte die Biografie des in BUdapest geborenen Uni-Gründers, der die Nazi-Besatzung überlebte und in London studierte. Soros habe sich dem Kampf gegen Intoleranz, Autoritarismus und Rassismus gewidmet. Seine Arbeit sei von Poppers Idee beeinflusst, wonach nur pluralistische und offene demokratische Gesellschaften florieren können. Auch dass man diese verteidigen müsse, wisse er.

Auch von Van der Bellen empfangen

Der Zeremonie wohnten neben Vertretern aus der Wiener Politik und der Wirtschaft unter anderem auch der Publizist Paul Lendvai, die ehemalige ungarische Außenministerin Kinga Göncz und der frühere tschechische Außenminister Karel Schwarzenberg bei. Vertreter der CEU waren ebenfalls anwesend, allen voran Rektor Michael Ignatieff.

Soros war am Donnerstag auch bei Bundespräsident Alexander Van der Bellen in der Hofburg zu Gast. Wie der Bundespräsident auf Twitter mitteilte, habe man dabei nicht nur über die Bedeutung der CEU gesprochen, sondern auch über die weitere Entwicklung der EU, die Beziehung der Union zu den USA sowie über die Klimakrise, die die wichtigste Herausforderung für die Menschheit derzeit sei, wie Van der Bellen betonte.