Pizzera & Jaus im Globe in Wien
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Kultur

Pizzera & Jaus: Impfen mit Austropop

Für ihre laufende Tour haben sie bereits mehr als 100.000 Tickets verkauft. Nun haben Pizzera & Jaus mit ihrem zweiten Musikkabarett „Wer nicht fühlen will, muss hören“ Wien-Premiere im Globe gefeiert – und aus einem Ambros-Hit ein Impfgegner-Lied gebastelt.

„Ausverkauft“ steht bei den meisten Terminen der gerade gestarteten Tour von Paul Pizzera und Otto Jaus. Auch ihr neues Album bewegt sich auf Doppel-Platin (30.000 verkaufte Stück) zu. Die nächsten Termine in Wien sind erst im April 2020 – zweimal in der Stadthalle mit 24.000 aufgelegten Karten. Die erfolgsverwöhnten Musiker geben sich aber weiterhin bodenständig und singen auf der Bühne davon, dass sie zuhause bei der Mama nach wie vor den Tisch abräumen müssen, während sie mahnt: „Reiß dich zusammen und liefere den Beweis, dass du jeden Euro wert bist, vom Eintrittskartenpreis“.

„Es ist ja kein Konzert“

Geboten wird den Fans eine humorvolle Musikshow mit Pizzera und Jaus pur. Während die beiden auf ihrem Album von Band und Streichern unterstützt werden, stehen sie bei ihrer Tour erneut nur zu zweit auf der Bühne. „Es ist ja kein Konzert, das wir machen. Wenn wir eine Band auf der Bühne hätten, käme dazu, dass die dann tote Zeit hätten, einfach dasitzen und nicht wissen, was sie tun sollen. Zu zweit funktioniert es herrlich und das passt so“, so Pizzera & Jaus im „Wien heute“-Interview.

Pizzera & Jaus
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Die Band: Paul Pizzera wechselt zwischen Gitarren, Otto Jaus spielt gleichzeitig Klavier, Schlagzeug – und manchmal auch Gitarre

Ambros-Hit wird Impfgegnerlied

Ihr Musikkabarett bauen sie vor allem auf Zwischendialoge und darauf auf, neue Texte auf allseits bekannte Melodien zu setzen. So machen sie aus dem Ambros-Hit „Zwickt’s mi“ ein Impfgegnerlied und singen: „Impft’s mi, i man im tram. Gebts mir a Jaukerl, sonst drah i mi ham. Impft’s mi, ganz wurscht wohin, i werd gemieden, weil ich ungeimpft bin.“

„Impft’s mi“ von Paul Pizzera und Otto Jaus

Das Kabarett- und Muskduo feierte am Donnerstag und Freitag mit ihrem zweiten Album Wien-Premiere im Globe in der Marx-Halle.

Auch den Klimawandel thematisieren die beiden offiziellen Unterstützer des Klimavolksbegehrens. Ihr Beitrag: Sie essen weniger Fleisch und fahren gemeinsam – und nicht jeder für sich – mit dem Auto zu den Auftritten. Der groß gewachsene Paul Pizzera ist als Beifahrer seiner „Langzeitbeziehung“ Otto Jaus aber nicht immer ganz glücklich: „Ich sitz da drinnen wie beim Gynäkologen. Und das einzige Lamperl, das nicht leuchtet, ist das vom Beifahrer-Airbag.“

Backstage mit Starallüren

Wer den Klimawandel nicht wahrhaben will sei laut Pizzera & Jaus „entweder ein Realitätsverweigerer oder nicht ganz helle“. Etwas, dass die beiden noch nicht abgelegen konnten, ist das Rauchen. „Das ist blöd. Es hat keine Vorteile, es soll auch keiner machen. Aber dadurch, dass wir uns das manchmal herausnehmen können bei gewissen Häusern, pochen wir auf unser Recht, dass wir Backstage rauchen können.“

Paul Pizzera in Gebetshaltung am neuen Albumcover: seine bevorzugte Kirche ist derzeit das Fitnesstudio
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Nachdenklich und in Gebetshaltung am Albumcover: Pizzera und Jaus bevorzugte Kirche ist abseits der Bühne das Fitnessstudio

Gemeinsamkeiten mit Gabalier

Hört man ihre Lieder auf Spotify, kann es sein, dass der Musikstreamingdienst danach automatisch ein Lied von Andreas Gabalier abspielt. Eine Ehre für die beiden Musiker? „Für den Andreas auf jeden Fall“, so Pizzera & Jaus. „Es wird halt einfach ein gewisser Algorithmus drinnen sein, der österreichische Künstler ausfüllt. Inhaltlich und was wir von Interviews kennen, sind die Schnittmengen sehr überschaubar.“

Gemeinsam haben sie jedenfalls, dass sie in Österreich und Deutschland die Massen anlocken. Pizzera & Jaus bieten „eine bunte Entertainment-Berg-und-Talfahrt“ mit neuen und alten Hits, die man aus dem Radio kennt. Dazwischen ein bisschen Musical, Mozart und Metal. Das textsichere Premierenpublikum, das teilweise die Karten vor mehr als einem Jahr gekauft hat, ist begeistert.