Pressekonferenz zum Thema Gesundheitsbranche
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Politik

Wien will Gesundheitsbranche locken

Wien soll zur „Metropole der Gesundheitswirtschaft“ werden. Stadt, Wirtschaftskammer, Industriellenvereinigung, Ärztekammer und Hauptverband der Sozialversicherungsträger wollen nun „ausgesuchte Projekte“ aus diesem Bereich unterstützen.

Laut Wiens Wirtschaftskammerpräsident Walter Ruck zählt die Bundeshauptstadt derzeit rund 500 einschlägige Unternehmen – davon 113 Start-ups, die in den vergangenen fünf Jahren dazugekommen seien. Insgesamt beschäftigen die Betriebe 23.000 Mitarbeiter und generieren einen Umsatz von 12 Mrd. Euro jährlich.

Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) betonte, dass die Gesundheitswirtschaft eines der sechs Leitthemen der kürzlich vorgestellten Wirtschafts- und Innovationsstrategie 2030 sei. Konkrete Maßnahmen sollen die Rahmenbedingungen verbessern. „Anfang Dezember werden mehr als 1.000 Quadratmeter Laborflächen in St. Marx eröffnet“, kündigte der Ressortchef an.

Diese sind nach dem Co-Working-Prinzip nutzbar, da sie für einzelne Unternehmen zu teuer seien. Auch sogenannte Reinräume, etwa für die sachgemäße Lagerung medizinischer Produkte wie Herzklappen, sind vorgesehen.

Standort für Technologiezentrum gesucht

Die Stadt denkt außerdem an die Errichtung eines zusätzlichen Technologiezentrums in der Größenordnung von 8.000 Quadratmetern und Investitionen von rund 30 Mio. Euro. Verfügbar sein soll es in spätestens fünf Jahren, der Standort ist noch offen. Ebenfalls in Wien wird sich ab spätestens Frühjahr 2021 eine Art Prüfstelle für Medizinprodukte befinden. „Derzeit muss die österreichische Wirtschaft ins Ausland gehen, um Produkte anzumelden“, beklagte Hanke. Die künftig staatlich befugte, aber privat organisierte „Benannte Stelle“ finanzieren Stadt, Bund und Länder gemeinsam.

Wien soll Gesundheitsmetropole werden

Stadtpolitik, Wirtschafts- und Ärztekammer, Industriellenvereinigung und der Hauptverband der Sozialversicherungsträger haben dazu einen Plan erstellt.

„Wien soll wieder nobelpreisfähig werden“

Beteiligt an der gemeinsamen Strategie ist neben Ärztekammer und Industriellenvereinigung auch der Hauptverband der Sozialversicherungsträger. Deren Chef, Alexander Biach, nannte ein Beispiel für die Anwendbarkeit von Produkten innovativer Betriebe aus dem Digitalisierungsbereich im medizinischen Alltag. So habe der Hauptverband ein Pilotprojekt gestartet, um die Wartezeiten bei Ärzten zu reduzieren. Komplexe Algorithmen berechnen, wie lange der einzelne Patient in etwa für die Untersuchung braucht, und lässt dies bei der Terminvergabe im System des Arztes einfließen.

Biach verwies bei der Gelegenheit auch auf zahlreiche Medizinkoryphäen aus der Vergangenheit – vom Blutgruppen-Entdecker Karl Langsteiner über Sigmund Freud bis zu Ignaz Semmelweis. „Wien soll wieder nobelpreisfähig werden“, wünschte sich der Hauptverbandschef.