Präsentation einer KAV-Studie zum Thema Gewalt in Spitälern
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Chronik

Übergriffe im Spital: 85 Prozent betroffen

Rund 85 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Spitälern der Stadt Wien fühlten sich schon einmal durch aggressives Verhalten von Patienten bedroht. Zu diesem Ergebnis kommt eine Befragung des Personals im Auftrag des Krankenanstaltenverbunds (KAV).

Der Bogen der Aggressionen spannt sich sehr weit auf: „Verbale Aggression kann von der Beschimpfung bis hin zur sexuellen Belästigung gehen“, erklärte Studienleiterin Sabine Hahn am Dienstag bei der Präsentation. Die KAV-Mitarbeiter würden dabei in etwa dieselben Erfahrungen wie Spitalsmitarbeiter in anderen Ländern machen.

Sicherheit im Spital

Mehr als 85 Prozent der Mitarbeiter in Spitälern der Stadt Wien fühlten sich schon einmal durch das immer aggressivere Verhalten von bestimmten Patientengruppen und deren Angehörigen bedroht.

Personal mit Patientenkontakt erlebt meiste Aggression

Frauen wie Männer sind laut Befragung bei Gewaltaktionen im selben Ausmaß betroffen. Einen signifikanten Unterschied macht allerdings das Alter der Befragten. So geben die unter 17-Jährigen (38,5 Prozent) und über 46-Jährigen (57 Prozent) an, weit weniger häufig mit Aggression konfrontiert zu sein, wie die Gruppe der 18- bis 29- bzw. der 30- bis 45-Jährigen (70 bzw. 66,1 Prozent).

Bei den Arbeitsbereichen zeigt sich wenig überraschend, dass insbesondere die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit laufendem Patientenkontakt Aggression erleben. Dabei gehe die Aggression in fast gleich hohem Ausmaß von Patienten bzw. Bewohnern wie von deren Angehörigen und Besuchern aus, heißt es.

KAV-Personalvertreter Edgar Martin in Wien-heute

Gewalt in Wiens Spitälern zieht sich bis hin zu Anspucken und Schlägen mit der Hand. Martin fordert ein Meldesystem für Gewaltfälle für alle, die im Gesundheitssystem arbeiten.

Deeskalationstraining als Schutzmaßnahme

Knapp 30.000 KAV-Mitarbeiter wurden im Rahmen der Studie befragt, mehr als 7.000 haben geantwortet. Das ist über ein Viertel. Was Studienleiterin Hahn positiv auffällt, ist, dass im KAV bereits viel Bewusstseinsarbeit geleistet werde. Die wirksamste Maßnahme in der Vermeidung von Aggression sei das Training der Mitarbeiter.

Im KAV wird seit mittlerweile mehr als zehn Jahren in Deeskalationstechnik geschult. Insgesamt 40 Prozent aller Befragten wurden mindestens einmal geschult. Securitys und Zutrittssysteme würden wohldosiert zwar sinnvoll sein, der beste Schutz sei aber die Kommunikation, um eine Eskalation zu vermeiden, so die Studienleiterin.

Die Umfrage wurde vom Departement für Gesundheit an der Fachhochschule Bern durchgeführt. Das Departement für Gesundheit beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Analyse von Gewalt im Gesundheitswesen. Ziel der unternehmensweiten Befragung war es laut KAV, eine wissenschaftlich fundierte Grundlage für die Erarbeitung weiterer Maßnahmen zu erhalten.