Krankenhaus Speising
ORF.at/Birgit Hajek
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Chronik

Mehr Ärzte als Mittel gegen Gewalt

85 Prozent des Personals des Wiener Krankenanstaltenverbunds (KAV) haben laut einer Studie Gewalt im Beruf erlebt. Angesichts dieses Ergebnisses hat die Wiener Ärztekammer ihre Forderung nach mehr Personal wiederholt.

Auch wenn die häufigste Form der Gewalt gegenüber Ärzten und Ärztinnen sowie dem medizinischen und pflegerischen Personal „nur“ verbaler Art ist, fordert die Ärztekammer neuerlich mehr Personal. Verbale Gewalt „steigt, wenn man auf die Behandlung warten muss, da besteht ein enger Zusammenhang mit der Personalknappheit, die wir haben“, sagte Wolfgang Weismüller, Vizepräsident der Ärztekammer für Wien. Triebfeder sei die Unsicherheit bei den Patienten, wann sie endlich dran kommen. Man könne sicherlich, wenn die Patienten nicht mehr so lange warten müssen, die verbale Gewalt abschwächen.

Gelingen könnte dies laut Weismüller, wenn in den Wiener KAV-Spitälern 300 zusätzliche Stellen für Ärztinnen und Ärzte geschaffen werden. „Uns stehen auf Grund der Umstellung des Krankenanstaltenarbeitszeitgesetzes 300 Ärzte zu, das ist so“, betonte Weismüller. Sollte diese personelle Aufstockung nicht kommen, befürchtet er größere Probleme für das System.

Lange Wartezeiten als ein Grundübel

Dass Patientinnen und Patienten immer aggressiver werden, sei ein internationales Problem, so Weismüller weiter. Innerhalb der Spitäler gebe es Hotspots, wo es wegen der Wartezeiten häufiger zu Gewalt kommt: „Vor allem in der Notaufnahme, der Kinderambulanz sowie der Psychatrie gehören Beschimpfungen für das Personal zur Tagesordnung“, erklärt Weismüller. Eine ordentliche Ausstattung mit Personal wäre sicher ein wichtiger Schritt, an einzelnen Hotspots werde man sich aber sicher auch noch andere Dinge überlegen müssen.

Der KAV will Personal auf Deeskalation schulen. Das sei „sehr sehr wichtig“, nur müsse man auch darauf schauen, dass man im Fall des Falles auch das Personal für Deeskalation habe. „Wenn es niemanden gibt, der die Zeit hat, dann kann man auch nicht deeskalieren“, sagte Weismüller. An ausgewählten Stationen wie der Notaufnahme könnten eigene Sicherheitskräfte sinnvoll sein. Sicherlich nicht sinnvoll wäre es, an jedem Eingang einen Security zu positionieren. Und auch Abschreckung kann sich Weismüller vorstellen. Gewalt gegen Gesundheitsberufe sollte wie bei Beamten als schwere Körperverletzung gewertet werden.