Peter Seisenbacher
APA / Helmut Fohringer
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Chronik

Seisenbacher schweigt vor Prozess

Am Montag beginnt am Landesgericht für Strafsachen in Wien der Prozess gegen Peter Seisenbacher. Der Judo-Olympiasieger steht unter dem Verdacht, mehrere Minderjährige missbraucht zu haben. Seisenbacher schweigt zu den Vorwürfen.

„Alles, was er zu sagen hat, wird er am Montag vor Gericht sagen“, stellte Seisenbachers Anwalt Bernhard Lehofer wenige Tage vor Prozessbeginn auf APA-Anfrage klar. So wie bisher wollen sich weder Seisenbacher noch sein Anwalt vorab zu den Vorwürfen äußern. Der Doppelolympiasieger soll sich nach seiner aktiven Karriere als Trainer in einem Wiener Judo-Verein an mehreren unmündigen Mädchen vergangen haben.

Der Große Schwurgerichtssaal, aufgenommen am Montag, 19. Dezember 2016, anläösslich des Prozesses gegen Peter Seisenbacher. Der Angeklagte blieb dem Prozess fern.
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2016 wartete man im Großen Schwurgerichtssaal des Landesgerichts vergeblich auf den Angeklagten

Zu Prozessbeginn 2016 untergetaucht

Der Prozess beginnt am Montag mit fast dreijähriger Verspätung. Seisenbacher hätte sich bereits am 19. Dezember 2016 vor Gericht verantworten sollen. Doch der damals auf freiem Fuß befindliche Angeklagte kam nicht zur Verhandlung. Er tauchte ab und setzte sich zuerst nach Georgien und dann in die Ukraine ab. Zivilfahnder des Bundeskriminalamts spürten ihn dort im August 2017 auf. Seisenbacher wurde aber wenige Wochen später aus der Auslieferungshaft in Kiew entlassen, angeblich weil nach ukrainischem Recht die Vorwürfe gegen ihn verjährt waren.

Als er aber zuletzt aufgrund einer geänderten Gesetzeslage fürchten musste, doch ausgeliefert zu werden, versuchte Seisenbacher im vergangenen September die Ukraine zu verlassen. Dabei wurde er gefasst und rasch nach Wien überstellt. Hier befindet er sich seit 14. September in der Justizanstalt Josefstadt in Untersuchungshaft.

Mehrere Anzeigen gegen Seisenbacher

Die Anklage beruht auf den Aussagen mehrerer Frauen, die ihren Ex-Trainer angezeigt hatten. Demnach soll Seisenbacher eine Neunjährige 1997 erstmals bedrängt haben. Ab 1999 soll es zu geschlechtlichen Handlungen gekommen sein. Die Schülerin soll bis zu ihrem 15. Lebensjahr missbraucht worden sein. Ab Sommer 2004 soll der Ex-Judoka ein weiteres, damals 13 Jahre altes Mädchen bedrängt haben, das er ebenfalls als Trainer in der Kindergruppe in seinem Judo-Verein kennengelernt hatte. Auch mit diesem Mädchen kam es laut Staatsanwältin Ursula Schrall-Kropiunig zu sexuellen Handlungen.

Zuvor soll Seisenbacher auf einem Judo-Sommerlager im August 2001 versucht haben, einem weiteren Mädchen näherzukommen. Die 16-Jährige wehrte ihn ihrer Darstellung zufolge aber ab. In der Anklage ist von schwerem sexuellen Missbrauch von Unmündigen und versuchtem Missbrauch eines Autoritätsverhältnisses die Rede.

Urteil Anfang Dezember möglich

Die mutmaßlichen Opfer des früheren Sportidols sind inzwischen erwachsen und im Berufsleben verankert. Sie sollen unter Ausschluss der Öffentlichkeit aussagen. Das Urteil könnte am 2. Dezember fallen. Seisenbacher drohen bis zu zehn Jahre Haft.