Das Funkhaus leuchtet orange gegen Gewalt an Frauen
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Gewalt an Frauen: Wien leuchtet orange

Wer derzeit durch die Stadt geht, wird sich möglicherweise über orange leuchtende Bauwerke wundern: Orange ist die Farbe der weltweit startenden UNO-Kampagne „Orange the World – Stoppt Gewalt an Frauen“. 16 Tage lang sind in Österreich 130 Gebäude in Orange getaucht.

In Wien werden etliche Gebäude – etwa das Burgtheater, die Albertina, das Bundeskanzleramt, die Pestsäule und das Funkhaus in der Argentinierstraße – in orange erstrahlen. Auch sämtliche Spitäler des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV) sind für 16 Tage orange beleuchtet.

Die Kampagne wurde 2008 von den Vereinten Nationen unter der Schirmherrschaft des ehemaligen Genaralsekretärs Ban Ki Moon ins Leben gerufen. Auf der ganzen Welt nützen Fraueninitiativen den Zeitraum vom Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25. November bis zum Internationalen Tag der Menschenrechte am 10. Dezember, um auf das Recht auf ein gewaltfreies Leben aufmerksam zu machen.

Jede fünfte Frau von Gewalt betroffen

Weltweit sind die Zahlen zu Gewalt an Frauen bestürzend. Nach wie vor zählt Gewalt gegen Frauen zu einer der am weitesten verbreiteten Menschenrechtsverletzungen – auch in Österreich. Hier ist laut einer Studie der europäischen Grundrechte-Agentur aus dem Jahr 2014 jede fünfte Frau ab dem 15. Lebensjahr von physischer und/oder sexueller Gewalt betroffen.

Hilfe rund um die Uhr

Die Frauenhelpline vermittelt zu Beratungsstellen und Frauenhäusern in ganz Österreich. Unter 0800 / 222 555 finden Betroffene und ihr Umfeld rund um die Uhr, anonym, kostenlos und mehrsprachig Hilfe.

Jede dritte Frau musste seit ihrem 15. Lebensjahr eine Form von sexueller Belästigung erfahren. Jede siebente Frau ist ab ihrem 15. Lebensjahr von Stalking betroffen. „Wichtig ist, dass Frauen wissen, dass sie in einer Notlage professionelle Ansprechpersonen haben“, so die Vorsitzende des Frauenausschusses des Österreichischen Städtebundes, die Wiener Frauenstadträtin Kathrin Gaal (SPÖ). „Frauen, die sich bedroht fühlen oder die Gewalt erfahren haben, finden diese Unterstützung in Wien beim 24-Stunden-Frauennotruf und in den Wiener Frauenhäusern“, so Gaal.

41 Morde an Frauen im letzten Jahr

2018 gab es in Österreich laut polizeilicher Kriminalstatistik 41 Morde an Frauen. Beim überwiegenden Teil der Frauenmorde bestand ein Beziehungs- oder familiäres Verhältnis – z. B. Partner oder Ex-Partner – zwischen Täter und Opfer. 2018 wurden 8.076 Betretungsverbote von der Polizei verhängt.

Ebenso wurden 2018 18.526 Opfer familiärer Gewalt von den Gewaltschutzzentren und Interventionsstellen betreut. 84 Prozent der unterstützten Klientinnen waren Frauen und Mädchen, 91 Prozent der Gefährder waren männlich. 2018 haben 26 Frauenhäuser insgesamt 3.284 Personen betreut, davon waren 1.664 Frauen und 1.620 Kinder.

Aufmerksamkeit und Mut

Sehr wichtig seien daher die Institutionen, die Frauen helfen, sagte die Präsidentin der österreichischen Soroptimisten, Marcella Sigmund-Graff, gegenüber Radio Wien. Sie nannte als Beispiel die Einrichtung von Opferschutzgruppen in Krankenanstalten und die Frauenhäuser. Neben der Aufmerksamkeit sei vor allem auch Mut im täglichen Leben notwendig.

Denn oft hörten die Nachbarn mit, wenn es zu Gewalt gegen Frauen komme. „Die Nachbarn passen schon auf, haben aber oft Angst.“ Eine einfache Frage sei oft ganz gut, „dass die Leute wissen, dass es beobachtet wird“.