Alice Schwarzer
APA/dpa/Henning Kaiser
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Chronik

ÖH-Kritik an Alice Schwarzer und Höbelt

Gleich zwei Auftritte an Wiener Universitäten haben in den vergangenen Tagen für Proteste gesorgt. Die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) kritisiert Auftritte der Feministin Alice Schwarzer und des Historikers Lothar Höbelt. Die Aktionsgemeinschaft (AG) hält dagegen.

Montagabend sollte die deutsche Feministin Schwarzer an der Universität für Angewandte Kunst in der „Klasse für Ideen“ schildern, wie man mit Kampagnen gesellschaftliche Veränderungen anstoßen kann. Die ÖH forderte laut „Standard“, die Veranstaltung abzusagen. Schwarzer verbreite "unter dem Deckmantel des Feminismus ihren antimuslimischen Rassismus“. Aktivisten kamen mit Transparenten mit Aufschriften wie „Alice Schwarzer vergleicht Kopftuch mit Judenstern“ zur Veranstaltung und lieferten sich Schreiduelle mit Schwarzer, wie auch „Heute“ berichtet.

Erst vergangene Woche skandierten linke Aktivisten bei einer Vorlesung des FPÖ-nahen Historikers Lothar Höbelt an der Uni Wien lautstark „Nazis raus“. Sie hielten im Hörsaal ein Banner hoch und verteilten Zettel mit einer Auflistung von umstrittenen politischen Aktivitäten Höbelts.

ÖH will andere Einladungskultur

Die ÖH stellt sich in beiden Fällen „klar hinter die Proteste“, betonte ÖH-Vorsitzende Adrijana Novakovic (Grüne und Alternative Studierende/GRAS). „Die ÖH hat ein allgemeinpolitisches Mandat, man kann die Studierenden nicht losgelöst von der Gesellschaft sehen.“ Wenn Studierende sich angegriffen oder diskriminiert fühlten, müsse man aktiv werden. Einen Widerspruch zur Freiheit von Forschung und Lehre sieht sie in den Aktionen nicht. „Meinungsfreiheit heißt nicht, dass man andere diskriminiert, denunziert und mundtot machen will.“ Die Studenten hätten mit normaler Kommunikation bei den Rektoraten nichts erreicht, „dann muss man halt etwas lauter sein“.

Es könne nicht sein, dass ein Professor wie Höbelt rassistische und antisemitische Meinungen verbreite – wenn auch nicht offen. „Man sieht, dass durch solche Professoren Hass zwischen den Studierenden gesät wird.“ Schwarzer wiederum vertrete einen veralteten Feminismus, ihr Diskurs sei sexarbeitsfeindlich, ihre Kritik am Kopftuch antimuslimischer Rassismus. Man hätte anstelle von Schwarzer auch eine andere Feministin oder auch mehrere einladen können, forderte Novakovic eine andere Einladungskultur.

AG fordert Rückkehr zu offenem Diskurs

„Eine Universität ist kein ‚safe space‘ und Unwohlsein keine Gefahr“, betonte hingegen die Obfrau der ÖVP-nahen AG, Sabine Hanger, am Dienstag in einer Aussendung anlässlich der Protestaktion gegen Schwarzer. Sie forderte die linke ÖH-Exekutive dazu auf, sich wieder auf universitäre Werte wie Meinungsfreiheit, Wissensaustausch und einen offenen Diskurs zu besinnen. „Die Studierenden brauchen niemanden, der ihnen ihre Meinung aufzwingt, die können sie sich schon selber bilden.“