Polizeipferd in Box
APA/Hans Klaus Techt
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Politik

Berittene Polizei: Eine Chronologie

Das Projekt „Berittene Polizei“ hat seit Anfang 2018 für viel Aufregung gesorgt. Kurz nach der Ankündigung durch den damaligen Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) hagelte es Kritik von zahlreichen Seiten – politischen Gegnern, Polizeigewerkschaft und Tierschützern.

4. Jänner 2018: Mit der Übernahme des Innenministeriums durch die FPÖ erhält die Diskussion um die berittene Polizei in Wien neuen Schwung. Innenminister Kickl werde „das Projekt wohlwollend prüfen lassen“, sagt Ministersprecher Christoph Pölzl. Kickl wolle evaluieren lassen, ob und inwiefern die berittene Polizei für Wien Sinn macht. Schon kurz darauf protestieren Tierschützer – Pferde hätten als hochsensible Fluchttiere bei Polizeieinsätzen nichts verloren.

11. Februar 2018: Kickl kündigt einen Testbetrieb der berittenen Polizei in Wien an.

15. Februar 2018: Die Pläne nehmen konkretere Formen an. Kickl besucht in München die dortige Reiterstaffel, um sich ein Bild zu machen. Polizeivertreter versuchen dabei, Kritik von Tierschützern zu entkräften. Der Minister scheut auch nicht davor zurück, selbst auf einem Pferd Platz zu nehmen.

25. Mai 2018: Die berittene Polizei scheint fix: Der Probebetrieb soll noch im Juni in der Reitanlage der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt starten. 14 Pferde sind vorgesehen, die nun beschafft werden müssen. Auch nach Reitern wird gesucht. Die Anschaffungskosten für Tiere, Ausrüstung und Sättel werden mit rund 380.000 Euro beziffert. Die laufenden Kosten pro Jahr, unter anderem für Einstell- und Tierarztkosten, sollen mit rund 110.000 Euro betragen.

15. Juni 2018: Die Bewerbungsfrist für die Wiener Polizei-Reiterstaffel ist zu Ende – für Tier und Mensch. Eine abgeschlossene Grundausbildung sowie mindestens zwei Jahre Außendiensterfahrung, ein gültiger Fitnessscheck sowie ein Reiterpass sind Voraussetzung für die Beamten. Wie mit Pferdemist künftig umgegangen werden soll, muss erst geklärt werden: Dafür eine Lösung zu finden sei Aufgabe einer Arbeitsgruppe, heißt es aus dem Innenministerium. Wenige Tage später besteht ein siebenjähriger Wallach als erster die Ankaufsuntersuchung. Elf weitere Tiere sollen folgen.

20. Juli 2018: Zu einem ersten Dienstunfall mit einem Polizeipferd kommt es bei einem Fototermin auf dem Gelände der Theresianischen Militärakademie. Bei dem Sturz bleibt das Tier unverletzt, seine Reiterin, eine 29-jährige Polizeischülerin, erleidet einen Schlüsselbeinbruch. Das Tier war in ein Loch getreten, wo einmal ein Fahnenmast platziert war.

7. August 2018: Fünf Frauen und zwei Männer sind schon zugeteilt, bis zu zehn weitere Beamte werden nun noch gesucht. An tierischem Personal stehen der Reiterstaffel bisher vier heimische Pferde – „Dorian“, „Captain Morgan“, „Ludwig“ und „A-Rock“ – zur Verfügung. Dazu kommen die beiden Rappen „Zalan“ und „Zadar“ – ein Geschenk des ungarischen Premiers Viktor Orban.

1. Oktober 2018: Für 16 Angehörige der Exekutive und zwölf Pferde beginnt ab jetzt die Ausbildung. Die ersten Einsätze der „Reiter-Polizisten“ sollen voraussichtlich im Mai 2019 erfolgen, wie das Innenministerium mitteilt.

29. März 2019: Die beiden Rappen „Zalan“ und „Zadar“, Geschenke von Orban, lahmen. Ein Austausch ist laut Behörden wahrscheinlich.

8. April 2019: Zum ersten Mal ist die berittene Polizei in einem Stadtgebiet – in Wiener Neustadt – unterwegs. Zwei- und Vierbeiner sollen unter realen Bedingungen für künftige Einsätze trainieren. Die Tiere sollen sich an Verkehr, Stadtgeräusche und spielende Kinder gewöhnen.

20. Mai 2019: Herbert Kickl wird als Folge des „Ibiza-Videos“ als Innenminister abberufen. Die Testphase der Reiterstaffel laufe aber weiter, heißt es aus dem Büro des scheidenden Ministers. Zwischen Juni 2018 und März 2019 soll es laut einer parlamentarischen Anfragebeantwortung zu insgesamt 16 veterinärmedizinischen Vorfällen inklusive nachfolgender Trainingsunterbrechung bei den Pferden gekommen sein.

5. Juli 2019: „Das Projekt läuft und wird evaluiert“, heißt es aus dem Innenministerium über die Reiterstaffel. Fragen zu Kosten „werden nicht kommentiert“. Laut einem Medienbericht hat die Reiterstaffel bisher knapp 2,5 Millionen Euro gekostet – mehr dazu in Polizeipferde bleiben im Stall.

27. November 2019: Innenminister Wolfgang Peschorn gibt bekannt, dass das Projekt „Berittene Polizei“ eingestellt wird.