Polizeipferde Training Wiener Neustadt
APA/Barbara Gindl
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Politik

„Berittene Polizei“: Herbergssuche für Pferde

Die seit der Einstellung des Projekts „Berittene Polizei“ arbeitslosen Pferde sollen laut Innenministerium bald „einen guten Platz bekommen“. Wo das sein wird, steht derzeit noch nicht fest. Zuletzt waren zwölf Pferde bei der Cobra in Wiener Neustadt stationiert.

Bei zwei Pferden sei es einfach – die beiden Rappen Zalan und Zadar waren Geschenke des ungarischen Premiers Viktor Orban und würden daher wieder nach Ungarn kommen, teilte am Donnerstag Gerald Hesztera, Sprecher des Innenministeriums (BMI), mit. Zumindest einen Interessenten für die außer Dienst gestellten Rösser gibt es bereits: Der Salzburger Tiergnadenhof Gut Aiderbichl hat am Donnerstag angeboten, die Tiere jederzeit aufzunehmen – mehr dazu unter salzburg.ORF.at.

Gut Aiderbichl versorgt bereits deutsche Polizeipferde

„Wenn ein Bedarf an optimalen Betreuungsplätzen für die Pferde besteht, helfen wir gerne und können die Tiere jederzeit aufnehmen. Insgesamt stehen 770 Pferde unter dem Schutz von Gut Aiderbichl“, sagte Geschäftsführer Dieter Ehrengruber in einer Aussendung.

Und Gut Aiderbichl hat bereits einschlägige Referenzen: Man nehme schon seit über zehn Jahren Polizeipferde der Reiterstaffel München auf und biete ihnen optimale Lebensbedingungen. „Erst im Oktober 2019 ist Fidelio, ein 13 Jahre altes Polizeipferd der Reiterstaffel München, auf Gut Aiderbichl in Rente gegangen und genießt jetzt dort seinen Lebensabend“, so Ehrengruber.

Nach dem Aus für das Projekt „Berittene Polizei“ hat auch die oberösterreichische Tierschutzorganisation Pfotenhilfe am Donnerstag angeboten, die nicht mehr gebrauchten Rösser zu übernehmen. Sie könnten am Hof der Organisation in Lochen (Bezirk Braunau) bei Freigang und Herdenanschluss ihr Auslangen finden, so das Angebot – mehr dazu in ooe.ORF.at.

„Riesiger Erfolg“ für Tierschutz

Der Verein gegen Tierfabriken (VGT) reagierte am Donnerstag erfreut auf den Stopp der Pferdestaffel. Die NGO hatte bereits zu Beginn des Projekts Tierquälerei verortet und regelmäßig Demonstrationen vor dem Innenministerium in Wien abgehalten.

VGT-Campaigner Georg Prinz meinte dazu am Donnerstag: „Pferde gehören weder in die Stadt noch zur Polizei. Eines sollte mittlerweile allen klar sein: Eine Millionenmetropole wie Wien ist nicht der natürliche Lebensraum eines Pferdes.“ Außerdem handle es sich um Fluchttiere, die Gefahren im Polizeidienst wären sowohl für Mensch als auch Tier unvorhersehbar gewesen. Die Einstellung des Projekts sei „aus Tierschutzsicht ein riesiger Erfolg“.

Neos fordern Kostenaufstellung zu Pferdeprojekt

Nachdem Innenminister Wolfgang Peschorn am Mittwoch das Ende der „Berittenen Polizei“ nach „umfassender Evaluierung“ bekannt gegeben hat, haben die Neos eine parlamentarische Anfrage an den Ressortchef gerichtet. Dieser hatte das Projekt eingestellt, weil die Investitionen angeblich „erheblich“ und der Betrieb „mit hohen laufenden Kosten verbunden“ gewesem seien.

Neos-Abgeordnete Stephanie Krisper und Kollegen wollen konkret wissen, auf welche Höhe sich die Gesamtkosten belaufen. „Welche Kosten werden bis zur gänzlichen Einstellung des Projektes noch anfallen? (Um Angabe des Eurobetrages wird ersucht.) Was geschieht mit den Pferden“, heißt es in der Anfrage vom Donnerstag.

Gemeint seien Personal-, Betriebs- und Anschaffungskosten für Pferde, Equipage und Ausrüstung etc. Im Zuge der Diskussionen über die „Berittene Polizei“ hatte der „Kurier“ im Sommer dieses Jahres von bis dahin rund 2,5 Millionen Euro an Aufwendungen berichtet.