Fußballer Sanel Kuljic vor Gericht mit seinen beiden Verteidigern
APA/Herbert Neubauer
APA/Herbert Neubauer
Chronik

Ex-Kicker Kuljic zu einem Jahr Haft verurteilt

Der ehemalige Fußballnationalspieler Sanel Kuljic ist am Donnerstag am Wiener Landesgericht wegen Suchtgifthandels zu einem Jahr unbedingter Freiheitsstrafe verurteilt worden. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Der mittlerweile 42-Jährige war geständig, zwischen September 2017 und September 2019 an mehrere Abnehmer insgesamt rund 80 Gramm Kokain weitergegeben zu haben. Sollte das Urteil Rechtskraft erlangen, hat der Ex-Kicker gute Chancen, dass er die über ihn verhängte Haftstrafe nicht im Gefängnis verbüßen muss.

Sucht als Motiv

Eigenen Angaben zufolge war Kuljic seit Längerem süchtig und konsumierte täglich 0,4 bis ein Gramm Kokain. Seine eigene Abhängigkeit sei auch das Motiv für die inkriminierten Handlungen gewesen, legte er vor der Richterin dar. Er habe das Suchtgift um 50 bis 55 Euro von seinem Stammdealer erworben und um 60 Euro weitergegeben. Neben einem „Aufschlag“ von mindestens fünf Euro habe er außerdem ein bis zwei Gramm abgezweigt, ehe er das Kokain weiterreichte.

Nun wolle er von den Drogen loskommen und eine Therapie beginnen, sagte der 42-Jährige: „Ich will ein strafloses Leben. Ich bin vor wenigen Tagen Vater geworden.“ Kuljics Verteidiger werden versuchen, für den Ex-Kicker einen Therapieplatz zu ergattern.

Strafaufschub für Therapie möglich

Sollte im Fall der Rechtskraft der erstinstanzlichen Entscheidung – der Staatsanwalt gab dazu vorerst keine Erklärung ab – von einem Gutachter die Therapiefähigkeit und Therapiewilligkeit des Ex-Kickers bestätigt werden, wäre ihm ein Strafaufschub zur Bekämpfung seiner Suchtgiftergebenheit zu gewähren. Falls diese erfolgreich verläuft, kann die Strafe endgültig bedingt nachgesehen werden.

Der Staatsanwalt bezweifelte, ob bei Kuljic eine therapiebedürftige Suchtmittelergebenheit überhaupt vorliegt. Er verwies darauf, dass die Anklagebehörde zunächst ein Suchtmittelverfahren wegen Eigenkonsums gegen den Ex-Sportler zurückgelegt hatte, weil dieser regelmäßig Harnproben abgab, in denen sich keine Suchtgiftspuren nachweisen ließen.

Tricks mit Blasentee

„Ich hab getrickst“, räumte Kuljic ein, „ich hab einen Tag vorher immer Tee getrunken. 18 Liter Blasentee. Damit waren die Tests negativ.“ Das Geld für das Kokain, das er konsumierte, hätte er ohne seine Frau nicht aufbringen können, legte der frühere Nationalspieler dar. Sein Einkommen von zuletzt 1.300 Euro monatlich sei zur Gänze für Drogen draufgegangen. Die „sonstigen Ausgaben“ habe zur Gänze seine Partnerin bestritten.

Kuljic war wegen seiner Verwicklung in den bisher größten Wettskandal im heimischen Sport – die versuchte Manipulation von 18 Spielen der ersten und zweiten österreichischen Fußballliga zwischen November 2004 und Oktober 2013 – im Herbst 2014 wegen schweren Betrugs, Erpressung und Nötigung zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Im März 2017 wurde er wegen guter Führung vorzeitig entlassen. Die offenen rund eineinhalb Jahre bekam der 42-Jährige von der Richterin Verhandlung aktuell nicht widerrufen, sodass er vorerst nicht „nachsitzen“ muss.

Kuljic, der seit Längerem von Drogenfahndern überwacht worden sein dürfte, war am 20. September in der Boutique seiner damals schwangeren Frau in Wien-Döbling festgenommen worden. Seither saß er in der Justizanstalt Josefstadt in U-Haft. Vom Schuldspruch mitumfasst waren auch der illegale Besitz eines Teleskopschlagstocks und einer Faustfeuerwaffe.