Im Herbst 2020 beginnen die Bauarbeiten für den künftigen MedUni-Campus Mariannengasse, auf dem Areal des ehemaligen Wien-Energie-Zentrums. Teile des bestehenden Gebäudekomplexes werden dafür abgerissen, etwa eine Hochgarage in der Rummelhardtgasse und ein Gebäude an der Spitalgasse. Bevor die Abrissbagger anrollen, soll für möglichst viele Gegenstände und Bauteile noch eine neue Verwendung gefunden werden.

Die Medizinische Universität und die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) beauftragten dafür die darauf spezialisierte Firma Baukarussell. „Wir erwarten und einen deutlichen ökonomischen und ökologischen Mehrwert gegenüber dem konventionellen Ablauf von Abbruch und Entsorgung“, erklärte BIG-Geschäftsführer Hans-Peter Weiss in einer Aussendung. „Als medizinische Leitinstitution“ sei „die Rücksichtnahme auf ökologische und gesundheitliche Aspekte“ ein besonderes Anliegen, so MedUni-Vizerektor Volkan Talazoglu.
Flügeltüren und Kinosessel
In einem Online-Katalog können nun alle verfügbaren Gegenstände und Bauteile angesehen werden: Zu haben sind beispielsweise hundert Quadratmeter Eichenparkett, mehrere Wendeltreppen, gepolsterte Holz-Flügeltüren, ein Großküchen-Geschirrspüler und Vintage-Kinosessel – aber auch kleine Dinge wie Lichtschalter, Lampen und diverse Schilder. Nicht im Katalog zu sehen, aber grundsätzlich auch verfügbar, ist ein Paternoster-Lift.

„Der Bogen ist weit gespannt“, sagte Baukarussell-Projektleiter Markus Meissner im Interview mit Radio Wien. „Was wir nicht behandeln, sind jene Massenstoffe, die im maschinellen Abbruch behandelt werden – also Betonbruch und Ziegelbruch.“ Die Zielgruppe seien beispielsweise Baumeister, Architektinnen und Altholzverwerten. Die Objekte können auch direkt in den Gebäuden in Wien-Alsergrund besichtigt werden. Wer will, kann sie auch selbst ausbauen und bekommt sie damit billiger.
Weiterverwendung ökologischer als Verwertung
Dass Gebäude vor einem Abriss ausgeräumt und der Inhalt verwertet werde, sei nichts Ungewöhnliches und sogar gesetzlich vorgeschrieben, erklärte Meissner. Als Vorbereitung auf einen Abbruch sei etwa eine Entfernung von Holzböden wichtig, um möglichst reinen Betonbruch für eine Wiederverwertung zu haben.
Das Ziel von Baukarussell sei jedoch, das die Dinge nicht nur wiederverwertet, sondern tatsächlich weiterverwendet werden: „Ich kann aus einem Fenster Altglas und Altholz herstellen. Das passiert normalerweise. Was wir versuchen, ist, dass wir tatsächlich das Fenster erhalten und weitergeben“, schilderte der Projektleiter. Das sei ökologisch und auch ökonomisch sinnvoller.

Daneben gibt es auch eine soziale Komponente: Bei den Mitarbeitern setzt man auf ehemalige Langzeitarbeitslose, über eine Kooperation mit sozialökonomischen Betrieben der Caritas und der Volkshochschulen.